News 11.02.2015, 11:11 Uhr

Schweizer Jugendliche lieben Facebook, Youtube und WhatsApp

Von wegen Facebook ist bei Jugendlichen out: Die neuste JAMES-Studie zeigt ein differenziertes mediales Nutzungsverhalten der Schweizer Jugendlichen
Alle zwei Jahre untersucht die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) das Mediennutzungsverhalten von Schweizer Jugendlichen. Die JAMES-Studie (Jugend, Aktivität, Medien) ist die umfangreichste und verlässlichste Studie in diesem Gebiet. Über 1000 Jugendliche aus der ganzen Schweiz zwischen 12 und 19 Jahren werden zu vielfältigen Themen der Mediennutzung und Aktivitäten befragt. Der Studienleiter, Prof. Dr. Daniel Süss schreibt in einer Medienmitteilung: «Die Bandbreite der Mediennutzung und Lieblingsaktivitäten zeigt, wie versiert Schweizer Jugendliche mit der sich rasend schnell wandelnden Medienwelt umgehen».
Das gängige Bild vom trägen Jugendlichen, welcher nur noch via Handy mit seinen Freunden kommuniziert widerlegt die Studie deutlich. So sind Freizeitaktivitäten wie «Freunde treffen», oder «gemeinsam Sport treiben» bei Schweizer Jugendlichen immer noch hoch im Trend. Aber man verabredet sich jetzt eher via Chat dazu. WhatsApp, Line und Threema gehören zu den beliebtesten Chat-Programmen auf den Smartphones. Im übrigen besitzen 98% der befragten Jugendlichen ein Handy und nutzen es entsprechend intensiv. Falls es ein Smartphone ist, dann vorzugsweise von Apple oder Samsung.
Das Handy ist das liebste mediale Spielzeug der Jugendlichen
Weniger oft werden zum Beispiel Bücher gelesen: Fast die Hälfte der Jugendlichen liest selten oder nie ein Buch, E-Books sind noch weniger beliebt. Wenn in der Freizeit überhaupt gelesen wird, dann eher auf Papier als digital. «Dabei zeigt sich, dass Mädchen deutlich häufiger Bücher lesen als Jungen», sagt Daniel Süss. «Mädchen hören auch öfters Musik oder machen digitale Fotos, während Jungen mehr DVDs schauen oder Videogames spielen.» Hier besteht der grösste Unterschied: Knapp zwei Drittel der Jungen, jedoch nur ein Fünftel der Mädchen gamen regelmässig.

Computer dient als Download-Station

Sitzen die Jugendlichen vor dem Computer, sind Sie hauptsächlich mit dem schauen von Videos auf Youtube oder mit Social Networks beschäftigt. Youtube ist die mit Abstand beliebteste Webseite und wird sogar als Aufgabenhilfe rege genutzt. Bei den technischen Kompetenzen bei der PC-Benutzung tun sich geschlechterspezifische Gräben auf. Download von Musik / Filmen und Spielen ist die am meisten genannte technische Kompetenz. Mädchen bearbeiten eher Fotos am Computer wie Jungen, diese wiederum erweitern gerne ihren PC, installieren Zusatzgeräte oder optimieren ihr Betriebssystem. Das hat wohl auch damit zu tun, dass Jungen viel mehr gamen als Mädchen. Auch geben über ein Drittel der Jungen an, schon am Computer programmiert, eine Webseite erstellt, Arbeitsspeicher erweitert oder ein Netzwerk installiert zu haben. Bei den Mädchen ist das hingegen nur ein kleiner Teil.
Auch im Jahr 2014 eine unverrückbare Wahrheit: Jungen sind dem PC-Innenleben eher zugewandt als Mädchen.

Facebook ist nicht «out»

Die JAMES-Studie widerlegt Spekulationen über einen Facebook-Exodus der Jugendlichen. 78% der Befragten geben an, bei Facebook ein Profil zu haben (bei den 19 Jährigen sind es gar 98%) und knapp 80% der Jugendlichen sind auch täglich oder mehrmals pro Woche auf Facebook aktiv. Gleich hinter Facebook folgt Instagram (68%), dass ebenfalls zu Facebook gehört. Nimmt man noch das beliebteste Chat-Programm WhatsApp hinzu, kann konstatiert werden, dass vermutlich ein sehr grosser Teil der Schweizer Jugendlichen mit Mark Zuckerbergs Imperium in Berührung kommen. Hingegen nehmen die Aktivitäten auf Facebook selbst ab. Wurde in den vergangenen Jahren noch vermehrt Profile von Freunden angeschaut, gechattet, Freunde gesucht oder gespielt, wird Facebook von den Jugendlichen vermutlich eher als Informationsportal genutzt.
Facebook ist nicht out, es wird einfach nicht mehr so intensiv genutzt.

Sexting und pornografische Inhalte

Rund ein Drittel der Jugendlichen sagt, dass schon einmal Fotos oder Videos von ihnen ohne ihre Zustimmung online gestellt wurden. Aber nur ein sehr kleiner Teil verschickt auch aufreizende Selfies von sich selber und wann, dann sind es eher Jungen. 37 Prozent der Jugendlichen haben hingegen erotische bzw. aufreizende Fotos oder Videos digital zugeschickt erhalten.
Ein Fünftel der Jugendlichen wurde im Internet bereits von einer fremden Person mit unerwünschten sexuellen Absichten angesprochen. Mädchen werden dabei online häufiger sexuell belästigt als Jungen. Dafür sehen sich Jungen häufiger mit gewalthaltigen oder pornographischen Inhalten konfrontiert. Die JAMES-Studie zeigt: bereits 43 Prozent der Schweizer Jugendlichen von 12 bis 19 Jahren haben schon einmal Pornofilme auf dem Handy oder dem Computer angeschaut.
Weiterführende Informationen zur JAMES-Studie finden Sie auf dieser Seite der ZHAW.

Autor(in) Marcel Hauri



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