News 27.02.2013, 10:40 Uhr

Muss Google vor Samsung Angst haben?

Bröckelt die Google-Samsung-Partnerschaft? Die Südkoreaner sind für den Grossteil der verkauften Android-Geräte verantwortlich und sollen deshalb mehr Geld von Google wollen. Der Internetkonzern setzt dem sanften verbalen Druck entgegen.
Rund 40 Prozent aller verkauften Android-Geräte sind von Samsung, sowohl die Südkoreaner als auch Google profitieren von der Partnerschaft und wachsen in letzter Zeit gewaltig. Obwohl dies also eine schöne Win-Win-Situation ist, gibt es erste Anzeichen, dass das Fundament der Partnerschaft Risse erhält. So soll Samsung mehr Geld von Google wollen, schreibt das Wall Street Journal unter Berufung auf anonyme Quellen. Bisher sollen die Südkoreaner etwas über 10 Prozent Umsatzbeteiligung an den Online-Werbeeinnahmen besitzen, die Google über die mobile Suche und seine Apps generiert. Im Gegenzug sind Google Apps wie die Websuche oder YouTube auf den Samsung-Geräten vorinstalliert. Das ist nicht zwingend, Amazon beispielsweise macht sich die Offenheit von Android zunutze und lädt keine Google-Apps auf ihre Geräte.
Da Google immer mehr Geld im Mobilbereich generiert und Samsung der wichtigste Partner für Android ist – alleine im letzten Jahr lieferte Samsung 200 Millionen Geräte mehr aus als der nächstgrössere Android-Partner – könnte dies tatsächlich ein Druckmittel sein. Weder Google noch Samsung wollten sich offiziell zum Artikel äussern.
Mahnende Worte aus Barcelona
Android-Chef Andy Rubin äusserte sich in Barcelona zur Partnerschaft mit Samsung
Allerdings wird es kaum Zufall sein, dass sich während des Mobile World Congress in Barcelona Andy Rubin öffentlich zu Samsung äusserte. Rubin ist bei Google der Chef für Android. Und in dieser Funktion warnte er davor, dass einzelne Hersteller besser keinen Alleingang versuchen sollen, auch wenn es eine natürliche Entwicklung sei, dass ein grosser Hersteller wie Samsung Alternativen zu Android ausloten würde: «Mein Rat ist: Bauen Sie keine Inseln, sie funktionieren nicht mehr. Sie müssen Ökosysteme aufbauen, die verschiedenen Herstellern offenstehen.»
Im letzten Herbst sagte Rubin an einem Google-Event übrigens, dass Googles kürzlich erfolgter Kauf von Motorola auch eine Art Absicherung gegen andere Hersteller wie Samsung sei, damit diese nicht zu viel Macht über Android gewännen. Also dass Google immer eine Alternative hat, falls sich einer der bisherigen Partner von Android abwendet. Am MWC klingt das zwar wieder anders, da betont Rubin, Motorola keinen Sonderstatus einräumen zu wollen. Sein Team und das von Motorola seien komplett getrennt. Er schliesse zwar nicht aus, dass Motorola einmal eines der Flaggschiff-Geräte der Nexus-Serie bauen werde – «wir können sie schliesslich nicht dafür bestrafen, dass sie zu Google gehören». Aber Motorola werde durch den gleichen Auswahlprozess wie andere Hersteller gehen müssen. Aber dies sagt er wohl vor allem auch, um andere Hardware-Partner nicht zu verprellen, denen eine Sonderbehandlung Motorolas überhaupt nicht gefallen würde.
Noch ist die bröckelnde Partnerschaft der beiden Giganten Samsung und Google ein Gerücht. Doch betrachtet man die Zahlen, ist durchaus zu verstehen, warum beiden Firmen die Kooperation einerseits wichtig ist, andererseits beide gierig nach noch mehr sind: Google hat letzten Herbst vermeldet, dass sich die Umsätze des Mobilgeschäfts bald auf 8 Milliarden US-Dollar belaufen sollen. Samsung derweil soll laut Analysten einen Umsatz von 60 Milliarden US-Dollar durch die Android-Smartphone- und -Tablet-Verkäufe gemacht haben, im letzten Jahr.
Keine Google-Shops
Daneben dementierte Rubin auch sämtliche Gerüchte, dass Google eigene Shops plane. «Google hat keine Pläne und wir haben nichts anzukündigen», sagte er in Barcelona. Rubin erklärte, heutzutage sei es immer unwichtiger, sich zum Beispiel ein Mobiltelefon vor dem Kauf in einem Geschäft anzusehen. Verbraucher informierten sich über neue Technik im Internet oder bei Bekannten und könnten sie sich zum Beispiel in Geschäften der Mobilfunkbetreiber ansehen. «Ausserdem laufen heute viele Geräte auf derselben Plattform», sagte Rubin und meinte damit Android – wohl nicht auch zuletzt mit einem Seitenhieb in Richtung Samsung.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



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