Kommentar 24.04.2007, 06:00 Uhr

Kommentar: Der Preis der Sicherheit

Mehr Sicherheit beim E-Banking ist erfreulich, doch macht sie das Nutzen des Internetbankkontos komplizierter. Zudem wird der Anwender im Ernstfall zur Kasse gebeten
Mir war die Streichliste schon immer unheimlich: Anfangs enthielt sie nur kurze, vierstellige Codes, die man nach dem Einloggen der Reihe nach durchstreichen musste. Jemand hätte die neue Liste der Bank einfach aus meinem Briefkasten klauen oder mir einen Tastaturspion unterjubeln können, um danach mein Konto zu plündern. Auch die Streichliste mit Zufallscodes brachte nicht viel mehr Sicherheit. Das flaue Gefühl im Magen blieb. Und jetzt wird die Streichliste also abgeschafft.
Doch der Gebrauch des Online-Bankings wird dadurch komplizierter: Umständlich müssen Zugangscodes per Lesegerät erzeugt werden, es braucht mehr Schritte, um sich bei der Internetbank einzuwählen. Die Arbeit haben dabei wir Kunden, während die Banken ihre Schalter dicht machen - und damit Geld sparen.
Das Plus an Sicherheit schützt zudem nur bedingt: Gauner werden Methoden entwickeln, um die neuen Mechanismen auszuhebeln. Im Betrugsfall leidet der Nutzer. Er wird zur Kasse gebeten. Die E-Banking-Anbieter schliessen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen eine Haftung generell aus. PostFinance will sich zwar im Schadensfall auch in Zukunft kulant zeigen, aber ich habe rumgefragt: Alle grossen Banken betonen, es käme auf den Einzelfall an.
Das heisst im Klartext: Wer seine Bankgeschäfte mit einem virenverseuchten PC tätigt oder andere Nachlässigkeiten begeht, muss wohl künftig Schäden häufiger selbst berappen. Deshalb brauchts für Privatkunden nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch eine Versicherung gegen E-Banking- und andere IT-Schäden.



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