Tipps & Tricks 28.06.2001, 02:00 Uhr

Sun-Monitor 1790 mit fester Frequenz am PC betreiben

Ich habe einen Microspot-PC mit einer AMD K2-450 CPU. Kann ich den Sun-Monitor 1790 an meinen PC und einer ATI-Graphikkarte anschliessen? Braucht es spezielle Treiber? Wenn ja, wo finde ich diese?
Ihr Wunsch-Modell ist ein sogenannter "Fixed Frequency"-Monitor, also einer, der im Gegensatz zur grossen Mehrheit der Monitore nur eine geringe Frequenz-Bandbreite "versteht" - bei Ihrem Modell ist es eine Bandbreite von 60-66 kHz. Im Prinzip ist es möglich, diesen auf einem PC zum Laufen zu bringen, aber nur teilweise mit Ihrer momentanen Graphikkarte! Warum?
Ein "Fixed Frequency"-Monitor wurde - Nomen est Omen - dafür hergestellt, nur mit einer einzigen Auflösung, wie z.B. mit 1280x1024 Pixeln zu laufen. Meist stammen diese "Fixed Frequency"-Monitore von ehemaligen High-End-Workstations wie z.B. von Sun-Computern und wurden extra auf diese Boliden abgestimmt. PCs, die unter DOS und den diversen Windows-Versionen laufen (und für den Endverbrauchermarkt hergestellt wurden) brauchen aber schon während dem Bootvorgang mehrere verschiedene Auflösungen und Scan-Frequenzen; für jede Auflösung eine separate! Zum Beispiel sieht das dann so aus:
1. Bootbild mit 640x400 (BIOS-Angaben)
2. Wechsel in die VGA-Auflösung mit 640x480 (Windows-Start-Bildschirm)
3. In Windows eine Auflösung von 1024x768 Pixeln (Desktop von Windows 9x/Me/NT/2000).
Jede Auflösung benutzt dann auch eine verschiedene horizontale und vertikale Frequenz. Auch wenn Highend-Workstation-Monitore von aussen wie normale PC-Monitore aussehen, so unterscheidet sich ihre Technik doch erheblich von den Consumer-Produkten. Folgende Hauptprobleme stellen sich Ihnen entgegen:
1. Frequenz-Rate: Wie bereits erwähnt, brauchen Wintel-PCs verschiedene Auflösungen mit jeweils angepassten Frequenzen. Workstations brauchen allzeit nur eine fixe Frequenz, auch während dem Booten. Die verwendete Videokarte muss die Parameter des Monitors sehr strikt einhalten - nur eine kleine Abweichung von wenigen Prozent ist zulässig. Auf jeden Fall sind die Frequenz-Schwankungen zu gering für normale PCs.
2. Sync-Signale. PC VGA and SVGA Graphikkarten erzeugen separate Horizontale und Vertikale-Sync-Signale. Einige können so programmiert werden, dass sie ein Composite-Sync-Signal (also zusammengesetztes Sync-Signal) aussenden. Workstation-Monitore verlangen vielfach ein Composite-Sync-Signal oder ein Sync-on-Green-Signal. Sehr selten laufen sie mit den beim PC gebräuchlichen separaten H- und V-Sync-Signalen. Und leider können sehr viele PC-Graphikkarten NUR separate Sync-Signale aussenden. Einige Workstation-Monitore sind bereits für verschiedene Sync-Signale ausgestattet, aber noch lange nicht alle.
3. Video-Verbindungsstecker: PCs haben praktisch immer einen DB15 VGA/SVGA-Anschluss. Workstation Monitore brauchen meist die separat angelegten BNC-Stecker (mit drei, vier oder fünf Steckern, je nach Sync-Typ), wenn's noch schlimmer kommt einen 13W3 Sun-Stecker oder etwas noch Exotischeres, das völlig vom Standard abweicht.
4. Plug&Play. PCs seit 1998 sowie aktuelle Graphikkarten seit jener Zeit erwarten die jeweiligen Monitor-Spezifikationen entweder in den Sense-Lines des VGA-Steckers oder durch die Abfrage des sogenannten ACCESS-Bus' des Monitors. Keine der beiden werden sie bei den "Fixed Frequency"-Monitoren vorfinden. Dies hat zur Folge, dass der PC nur Schwarz und Weiss präsentiert oder einfach gar nichts anzeigt.
Aus all diesen Gründen haben Workstation-Monitore grosse Probleme, wenn sie durch eine typische Consumer-Hardware wie die ATI-Graphikkarten angesprochen werden. Für einen solchen Monitor, der z.B. mit einer Auflösung von 1280x1024 Pixeln und 78 kHz horizontaler wie 72 Hz vertikaler Frequenz läuft haben Sie nur eine Möglichkeit: keine DOS-Games, keine Anzeige beim Booten, also überhaupt keine DOS-Applikationen und nur die angegebene Auflösung in Windows mit der exakten Angabe der horizontalen wie vertikalen Frequenz. Wenn Sie nur mit Windows arbeiten wollen und nie ein DOS-Spiel, DOS-Applikation oder DirectX-Spiel unter Windows starten, dann könnten Sie fürs Booten einen zweiten VGA-Monitor einsetzen, der Ihnen den Startvorgang liefert und mit einer Monitor-Switchbox sobald Windows erscheint, zum hochauflösenden Workstation-Bildschirm wechseln. Natürlich können Sie den Bootvorgang auch blind über sich ergehen lassen, ohne einen zweiten Monitor, dies setzt aber voraus, dass beim Start immer alles glatt läuft.
Dann brauchen Sie je nach Typ auch ein Adapter für den Monitor-Anschluss. Diese sollten in Fachgeschäften problemlos erhältlich sein. Eine kleine Auflistung der gebräuchlichsten Konverter:
- VGA zu 3, 4, oder 5 BNC (alle anderen Modelle)
- VGA zu 13W3 (Sun-Modelle)
- VGA zu MAC (Apple Macintosh-Modell)
Haben Sie - natürlich nur falls nötig - den passenden Konverter gekauft, so sorgen Sie dafür, dass in Ihrem Rechner eine moderne (d.h. auf dem aktuellen Markt erhältliche) Graphikkarte zu sitzen kommt. Alle modernen Graphikkarten sind heute in der Lage, die vom Monitor verlangte zusammengesetzte Abtast-Rate (Composite Scan Rate) zu liefern. Was Sie dann noch brauchen ist die exakte technische Information, was der Monitor für Frequenz-Werte verlangt und ein Tool, das Sie die genauen Refresh-Raten des Bildschirms einstellen lässt. Das gesuchte Programm finden Sie bei Scitech im "Scitech Display Doctor". Damit lassen sich für praktisch alle Karten die Refresh-Raten bis auf 0,1 Hz genau einstellen wie auch die H/V Sync-Polarität justieren. Auch mit dieser Methode funktionieren aber keine DOS-Applikationen oder DirectX-Spiele!
Eine zweite Variante ist der Kauf einer speziellen Graphikkarte für Monitore mit fixer Frequenz. Diese können auch heute noch durchaus mit 3D-Graphikkarten mithalten, findet in ihnen doch meist ein S4+ Chip Platz. Sie müssen Ihre bisherige Graphikkarte ausbauen und mit dem Spezial-Teil ersetzen. Danach installieren Sie wie gewohnt die Treiber. Der Trick dabei: Windows und Co. "denken", mit einer VGA/SVGA-Karte zu kommunizieren, aber die Karten-Treiber übersetzen in Tat und Wahrheit alles in die eingegebene fixe Frequenz - und zwar immer, während dem Startvorgang, unter DOS-Spielen oder DirectX-Applikationen. Auch die Adapter-Fummelei bleibt Ihnen erspart. Negativ: meist sind die Karten im Vergleich zu den normalen Graphikkarten nicht ganz billig. Bei folgenden Herstellern erhalten Sie spezielle "Fixed Frequency"-Graphikkarten:
- Mirage [1] , - Photon [2] , - Si87 [3] , - UltraSpec (Kabel und Adapter) [4] . Eine sehr gute weiterführende englische Homepage zu diesem Thema, von der auch einige Abschnitte für diesen Artikel übersetzt wurden, finden Sie hier [5] .



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