News 30.01.2013, 16:05 Uhr

BlackBerry 10 vorgestellt

RIM hat am Mittwochabend BlackBerry 10 samt zwei neuen Smartphones vorgestellt. Und: Die Firma heisst in Zukunft nur noch «BlackBerry».
Die BlackBerry-10-Ankündigung hat die Massen mobilisiert. Der Saal in New York war bis auf den letzten Platz gefüllt, diverse Tech-Portale und News-Seiten bloggten live vom neusten RIM-Betriebssystem. Keine wirkliche Überraschung, aber es zeigt, dass RIM noch lange nicht tot ist. Noch haben sie eine Chance. Eine letzte.
Zu Beginn der Vorstellung von BlackBerry 10 schaltete RIM nach London, Dubai, Toronto, Johannisburg und Paris, wo ebenfalls Präsentationen abgehalten wurden – «wir sind nach wie vor global» sollte wohl die Message sein. Und das ist sicher nicht falsch, denn auch wenn der BlackBerry-Marktanteil auf unter fünf Prozent zusammengeschrumpft ist, sind die Kanadier damit immer noch etwa auf Augenhöhe mit Windows Phone. Trotzdem natürlich kein Vergleich mit früheren Jahren. «Wir waren auf jeden Fall auf einem Pfad der Veränderung», sagte RIM-CEO Thorsten Heins zu Beginn und sagte gleich danach, was das Ziel ist: «Wir werden führend sein, wenn es darum geht, unsere Kunden mit ihrem Internet der Dinge zu verknüpfen».
Aus RIM wird BlackBerry
RIM heisst künftig nur noch BlackBerry
Nach viel Marketinggerede, bei dem Heins irgendwie langweilig wirkte, aber artig den Partnern und Mitarbeitern dankte, die erste richtige News: Aus RIM wird BlackBerry. Das Unternehmen ändert seine Marke und tritt fortan nur noch unter BlackBerry auf. «Eine Marke, ein Versprechen.»
Und dann endlich, nach 30-minütigem-Warten, der erste Blick auf das neue Betriebssystem beziehungsweise die ersten zwei Geräte, das BlackBerry Z10 und das Q10. Während das Q10 mit Tastatur daherkommt, verzichtet das Z10 darauf. Egal für welches man sich entscheide, sie würden beide «die beste Typing-Erfahrung bieten, die man mit Smartphones heute machen kann». Weitere Informationen zu den Geräten, die dem iPhone übrigens extrem ähnlich sehen, gibt es hier.
Der Stolz auf den BlackBerry Hub
Für die Vorstellung des eigentlich Interessanten, des neuen Betriebssystems, wurde der Software-Chef Vivek Bhardwaj auf die Bühne geholt. Er ist besonders stolz auf das BlackBerry Hub, das Mails, Facebook-Nachrichten, Twitter-Nachrichten, SMS und alle andere Nachrichtenoptionen vereint. Dadurch sieht ein Nutzer alle Informationen auf einem Display, ohne dass er zwischen Apps durchwechseln muss. Ein deutlicher Vorteil der Konkurrenz gegenüber und in der Demo sieht es gut aus und funktioniert reibungslos. Alles soll dabei mit dem Daumen bedienbar sein, die Multi-Tasking-Möglichkeiten scheinen wirklich gelungen. Das Layout sieht übrigens ebenfalls sehr gut aus, kein Vergleich mehr zu den altbacken daherkommenden früheren Modellen.
Als nächstes wird versucht, das zu Beginn gemachte Versprechen betreffend «beste Typing-Erfahrung» zu erfüllen. Zumindest in der Demo ist das gelungen. Die Rechtschreibekorrektur arbeitet derart effektiv, dass man sich Leerzeichen komplett sparen kann. Zudem wirkt auch die Autovervollständigung ziemlich durchdacht und funktioniert auch in mehreren Sprachen, darunter Deutsch und Französisch.
Privates und Geschäftliches getrennt
Nebst dem Hub ist das Profile-Switching die zweite grosse Neuheit. Der BlackBerry kann neu in ein Privates- und ein Geschäftsprofil unterteilt werden. Es gibt bei Bedarf einen App Store für den privaten Einsatz und einen für den beruflichen. Bei letztem legt der Admin fest, was der Nutzer im Business-Bereich seines BlackBerrys installieren darf, der Privatbereich gehört vollständig dem Mitarbeiter.
Der BlackBerry-Messenger (BBM) wurde auch überarbeitet. Das war auch nötig, denn dank WhatsApp ist Gratis-Messaging kein USP mehr. Neu ist es mit dem BBM möglich, Telefon- und Videoanrufe durchzuführen. Der Demoanruf nach London funktioniert ohne Ruckeln. Das ist allerdings nichts Innovatives, Apple bietet das mit FaceTime ebenfalls an. Skype muss sich warm anziehen.
Unter den 70'000 verfügbaren Apps will RIM, beziehungsweise BlackBerry, «BlackBerry Remember» hervorheben. Diese soll Inhalte aus verschiedenen Orten zusammenführen und in eine Art Notizbuch/Kalender eintragen. Die Funktion ähnelt also Evernote, ist aber in die Plattform eingebunden.
Die Software scheint damit abgehandelt zu sein. Bei der Hardware wird die Kamera des Z10 hervorgehoben, die TimeShift hat. Wenn jemand blinzelt, kann man damit «in der Zeit zurückgehen» um ein bessere Foto zu machen. Dies funktioniert, weil beim Abdrücken eine Reihe von Fotos in schneller Serie gemacht werden, der Anwender kann sich danach das Beste aussuchen. Der eingebaute Fotoeditor ist Standard. Leider kann über die Qualität der Bilder noch keine Auskunft gegeben werden, dafür war das Licht an der Präsentation zu schlecht (wir haben sie via Stream geschaut).
Wie geschrieben gibt es zum Start 70'000 Apps, darunter Amazon Kindle, WhatsApp, SAP und… Angry Birds. Jede Woche sollen tausend Apps dazukommen. Android und iOS einzuholen, wird wohl dennoch nie gelingen.
Ab März in der Schweiz
Vorgestellt wurde es also nun, doch wann kommt es, das neue BlackBerry? Zu den Verfügbarkeiten der Geräte in der Schweiz hat sich Thorsten Heins nicht geäussert. In Grossbritannien wird es allerdings schon morgen verfügbar sein, Preise nannte er keine. In den USA kann man die Geräte ab Mitte März 2013 kaufen, in Kanada ab dem 5. Februar.
Wie Swisscom twittert, soll das Z10 4G ab März exklusiv bei ihnen im Sortiment sein. Preise und Details würden vor der Lancierung folgen. Bei Digitec kann es bereits vorbestellt werden, und die nennen auch einen Preis für das Z10 mit LTE: 699 Schweizer Franken.
Zu guter Letzt gab es noch eine Neuigkeit: Alicia Keys wird neuer Creative Director für BlackBerry. Mit ihrem Namen und ihren Verbindungen in die Show-Welt kann sie RIM marketingtechnisch vermutlich weiter bringen, ein guter Schachzug?
PCtipp meint: Die Präsentation des BlackBerry 10 überzeugte. Die Demos verliefen reibungslos, die neuen Features beeindrucken. Hervorgehoben werden muss das Hub, welches ein Multi-Tasking-Gefühl ermöglicht, das kein anderes Betriebssystem hat. Das nervige Wechseln zwischen einzelnen Apps gehört der Vergangenheit an, wirklich gelungen. Auch das Profile-Switching ist eine gute Sache, vor allem hinsichtlich der diversen Geschäftskunden, die BlackBerry nach wie vor nutzen. Diese müssen allerdings die Verwaltungsplattform wechseln, denn BlackBerry 10 funktioniert nur mit dem neuen Blackberry Enterprise Service 10.
Ansonsten erinnerte viel an der Präsentation an ein iPhone, sowohl was das Design der Geräte, als auch die Gestaltung der Apps angeht. Trotzdem: die neuerdings BlackBerry heissende Firma hat ihre Zeit gut genutzt und momentan einen Technikvorsprung gegenüber der Konkurrenz. Ob dieser allerdings reicht, um Marktanteile zurückzugewinnen, ist fraglich.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.