News 06.09.2012, 09:44 Uhr

Ist Nokia wieder einmal zu spät?

Ja, die neuen Lumia-Phones hören sich toll an. Aber wenn die Nokia-Geräte gegen Ende des Jahres erscheinen, werden sie einiges an Glanz verloren haben.
Dieser Text wurde in Anlehnung an einen Artikel auf «The Verge» geschrieben.
Als Nokia gestern die neuen Lumia-Phones vorstellte, war man sich einig: Die Geräte sehen super aus und haben alles drin, was ein modernes Smartphone braucht. Es würde sicher viele Käufer dafür geben, die Finnen könnten in die Erfolgsspur zurückkehren. Bloss: Niemand weiss, wann man die Geräte kaufen kann oder wie viel sie kosten. Und das ist das grosse Problem Nokias, die im Schüren von Erwartungshaltungen schon immer weltmeisterlich waren, wenn es darauf ankommt aber nur zweite Liga sind.
Wenn das Lumia 920 und das Lumia 820 erhältlich sind, werden sie grosse Konkurrenz haben.
Und mit den neusten Produkten scheint es sich nicht anders zu verhalten. Seit Monaten stellt Nokia die Zusammenarbeit mit Microsoft ins Zentrum, redet grossspurig von «den ersten Telefonen mit Windows Phone 8» und spendiert dem Lumia 920 und dem Lumia 820 gemäss Präsentation nun eine Hardware, die sich mehr als sehen lassen kann. Doch in Theorie sieht immer alles super aus, über Misserfolg und Erfolg wird jedoch an den Ladentheken dieser Welt entschieden. Und da sieht die simple Tatsache so aus: Wenn Nokia irgendwann vor dem Weihnachtsgeschäft ihre neuen Geräte auf den Markt bringt, werden sie nicht mehr so super sein. Gestern hat Motorola drei neue Android-Geräte vorgestellt, die bereits jetzt vorbestellt werden können. Und dann gibt es da ja noch ein gewisses iPhone 5, welches wohl bereits im Herbst 2012 kommt und vermutlich ziemlich beliebt werden wird. Die Lumias werden also mit weit grösserer Konkurrenz kämpfen, als nötig gewesen wäre. Anstatt dass man von einem Technologievorsprung hätte profitieren können, muss man sich nun mit Anbietern herumschlagen, die in den letzten Jahren das Vertrauen der Nutzer gewinnen konnten, während Windows Phone 8 sich erst noch profilieren muss.
Zweimal der gleiche Fehler?
Apropos Windows Phone 8: Vermutlich ist die Kooperation mit Microsoft schuld, dass Nokia die Geräte zu spät auf den Markt bringt. Denn Hardware war noch nie das Problem der Finnen und gemäss «The Verge» wären beide Geräte in Sachen Design bereits fertig. Das Problem sei die Integration von Hardware und Software. Nicht zum ersten Mal.
Als Nokia im April 2010 das neue Flaggschiff N8 ankündete, wartete die Welt darauf, die 12-Megapixel-Kamera und vor allem das erste Smartphone welches 720p-Video-Recording ermöglicht, in den Händen zu halten. Ein halbes Jahr später war es dann zum Kauf verfügbar, bloss konnte man mittlerweile mit dem HTC Evo 4G ebenfalls Videos in HD Qualität aufnehmen und auch sonst sorgte das N8 nicht mehr für Begeisterungsstürme.
Die Börse ist skeptisch
Zwei Jahre später ist die Welt fasziniert von der Floating-Lens-Technik im Lumia 920. Aber wer weiss schon, was in vier Monaten sein wird. Und die Kamera hat bereits heute Kredit verspielt: Ein Werbevideo sollte einen weiteren Vorzug der neuen Kamera anpreisen, die Bildstabilisation. Dumm nur, dass im Film bei 00:28 Minuten zu sehen ist, dass nicht wie suggeriert der Schauspieler auf dem Fahrrad die Aufnahmen macht, sondern ein Kamera-Van. Nokia hat sich für die Schummelei bereits entschuldigt, der fade Nachgeschmack bleibt. Die Börse jedenfalls war nicht sonderlich begeistert von der gestrigen Nokia-Präsentation, die Aktie verlor deutlich an Wert. Zu Beginn der Präsentation stieg sie noch auf 2,85 US-Dollar, eine Stunde später lag der Kurs noch bei 2,43 und geschlossen hat das Papier noch etwas tiefer (2,38).
Ob nun Microsoft oder Nokia die Schuld an dem zu späten Erscheinungsdatum der Telefone trägt, ist wie die Diskussion um Henne oder Ei, denn wir werden es nie erfahren. Fakt ist aber, dass zwar Microsoft auch auf einen guten Start mit Windows Phone 8 hofft, für die Finnen aber ist der Erfolg der neuen Geräte existentiell.
Video der Nokia-Schummelei (Quelle: YouTube/Nokia):

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



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