News 29.05.2018, 08:55 Uhr

Werbung auf WhatsApp: Was jetzt wichtig wird

Unternehmen begrüssen es, dass WhatsApp bald Werbung zulassen will. Denn die User sind jung und gebildet.
Rund 1,5 Milliarden Menschen sind täglich auf WhatsApp aktiv – für Werbetreibende ein verlockendes Potenzial. Vor allem, weil der Messenger-Dienst stark von jungen Menschen genutzt wird, ­darunter viele mit Matura und abgeschlossenem Studium. Also von jener Zielgruppe, die mit Werbebotschaften sonst eher nur schwer zu erreichen ist.
Vor diesem Hintergrund löst die Aussicht, dass WhatsApp künftig für Werbung geöffnet wird, bei den Usern zwar Katzenjammer aus – bei den Werbetreibenden stösst sie dagegen auf Zustimmung. «In ersten Gesprächen mit unseren Kunden wurde diese Neuigkeit sehr positiv aufgenommen», berichtet Björn Köster, Managing Director Germany der Digital-Marketing-Agentur Way to Blue. 
Bereits Anfang des Jahres hatte WhatsApp eine Business-Version eingeführt, mit der kleinere Unternehmen relativ einfach in die Kommunikation mit ihren Kunden einsteigen können. Nun spricht viel dafür, dass bald auch grössere Unternehmen über den Messenger-Dienst Nachrichten austauschen können. Dies ist aber recht aufwendig, und der User ist ungeduldig. Gerade über WhatsApp erwartet er auf seine Anfragen eine unmittelbare und persönliche Antwort. Für die Unternehmen bedeutet dies: Der interne Aufwand steigt.

Einsatz von Chatbots steigt 

Das könnte dazu führen, dass der Einsatz automatisierter Antworten und Chatbots zunimmt, weil die Fragenflut von den eigenen Mitarbeitern gar nicht mehr gemanagt werden kann. Einfache Lösungen sollte es aber nicht geben. «Chatbots», sagt Köster, «müssen sich permanent auf Basis existierender Dialoge weiterentwickeln.» Generische oder unpassende Antworten würden nicht toleriert.
Experten rechnen auch damit, schon bald «normale» Werbung auf WhatsApp ausspielen zu können. Denkbar sind beispielsweise WhatsApp Story Ads, grossformatige Bilder oder Videos, wie man sie von Facebook, Instagram oder Snapchat kennt. «Möglich wäre es auch, Werbebanner zwischen den Nachrichten als Feed Ads zuzulassen, wie es im Facebook Messenger der Fall ist», sagt Heiko Ditges, ­Director Social von Territory Webguerillas. «Aber auch Liken, Followen und der Einsatz von Lead Ads wären im Nachrichten-Feed als entsprechende Kachel denkbar.» Branded Emojis könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Sollte es so kommen, kann die Werbewirtschaft ihre Zielgruppen künftig gleichzeitig über Facebook, Instagram und WhatsApp ansprechen.

Verknüpfung der Kontakte ist datentechnisch heikel

Zwei Probleme tun sich damit allerdings auf. Das erste: Die Verknüpfung der Kontakte aus den drei Kanälen ist datentechnisch heikel. Bei WhatsApp gibt es keine öffentlichen Profile, aus denen Vorlieben abgeleitet werden könnten. Insofern müssen die Profile mit Facebook abgeglichen werden. Das ist über Custom-Audience-Programme zwar einfach möglich, rechtlich ist es allerdings umstritten. 
Das zweite: Die Menschen reagieren vermutlich allergisch auf Werbung auf ­ihrem persönlichen Kanal. «Es ist deshalb wichtig, die User Experience möglichst wenig zu beeinträchtigen», betont Björn Köster. Auch Kollege Ditges sieht das so: «Die Ansprache erfordert eine ganz ­andere Sensibilität als im öffentlichen Web. User sind unter sich – wer will schon ­gerne bei einer Privatunterhaltung gestört werden?»



Kommentare
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kobe15
29.05.2018
bin absolut gleicher Meinung!

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Gaby Salvisberg
29.05.2018
Wenn man nun auch noch in WhatsApp dauernd durch Werbung gestört wird, hoffe ich dass bald ein werbefreier Dienst an den Start geht. Das gibts eigentlich. Existiert in Form von Apps für Smartphones, geht auch als Desktop-App oder im Browser – und heisst Wire (https://wire.com/de/). Definitiv mein Lieblingsmessenger. Und aus der Schweiz. Auch die Video- und Sprachanrufe sind erstaunlich gut. Vielleicht wächst dessen Nutzergemeinde endlich, sobald die Leute die Nase von WhatsApp voll haben... Herzliche Grüsse Gaby

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Salodurum
29.05.2018
Es gibt auch weitere Alternativen, die werbefrei sind. Wie Wire ist Threema auch aus der Schweiz (kostet einmalig Fr. 2.95). Telegram ist gratis und cloudbasiert, d.h. es kann mit demselben Konto auf mehreren Geräten (z.B. Mobiltelefon und Tablet) genutzt werden. Wire habe ich nach der Installation gleich wieder deinstalliert. Eine Schweizer App, die mich in ihren AGB respektlos duzt, will ich nicht! Wie dem auch sei, ich hoffe, dass Messenger, die nicht zum Facebook-Universum gehören, wo man letztlich ausspioniert wird, endlich eine Chance bekommen.

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Cygnus2112
30.05.2018
Signal Ich habe mich nach längerer Evaluation für Signal entschieden. Er erfüllt für mich alle wichtigen Kriterien (Sicherheit, Funktionalität usw.), hat bereits heute eine mehrfach grössere Nutzerbasis als Wire und Threema zusammen (welche per se nicht schlecht sind), ist sicherer als Telegram, hat zahlungskräftige, gemeinnützige Sponsoren (z.B. die Freedom of the Press Foundation) im Rücken, die die Entwicklung sichern und hat damit mittel- bis langfristig (natürlich aus heutiger Perspektive) die besten Chancen sich als Non-Profit-Messenger zu etablieren. Und je mehr Whatsapp in Zukunft seine User mit Werbung vergrault, desto mehr User werden wohl auch zu Signal migrieren. Eines ist klar: Bei uns im Westen stösst so schnell niemand den Quasi-Standard Whatsapp vom Sockel. Das braucht Zeit. Umso wichtiger ist es jetzt, parallel zu Whatsapp z.B. Signal zu installieren. Damit nach und nach mehr wechseln. Denn je mehr Leute die Alternative verwenden, desto attraktiver wird diese. Hier ein recht aktueller und ausführlicher Überblick über 4 mögliche Alternativen (Signal, Wickr me, Wire, Threema; warum Telegram nicht dabei ist, wird erklärt): https://smartphones.gadgethacks.com/news/secure-messaging-4-best-apps-for-private-encrypted-communications-android-iphone-0184502/

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blaurot
30.05.2018
Whatsapp mit Werbung: NO GO! In diesem Fall wird diese App sofort deinstalliert. Die Community (alle Whatsapp Nutzer) müsste dies klar kommunizieren.