News 27.05.2013, 09:55 Uhr

Bern will Facebook an den Kragen

Nach den Ausschreitungen an der «Tanz dich frei»-Demonstration will der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause gegen Facebook vorgehen. Das soziale Netzwerk habe zu wenig mit den Behörden kooperiert.
Über Facebook können problemlos Veranstaltungen organisiert werden. Sei es eine friedliche Kundgebung oder gewalttätige Ausschreitungen. Auch die Vandalen, die während der «Tanz dich frei»-Demonstration die Berner Innenstadt in Aufruhr versetzten, haben sich über Facebook anonym organisiert und zu Krawallen aufgerufen.
Der Berner Polizeichef Reto Nause habe bereits im Vorfeld der Demonstration per Einschreiben eine Anfrage an Facebook gesendet, diese sollen die Namen der Organisatoren herausgeben. Facebook ignorierte die Anfrage.
Nause stört sich daran, dass Facebook ein Instrument zur Verfügung stelle, das leicht missbraucht werden könne, jedoch dafür keine Verantwortung übernehmen wolle.
«Ich bin fest entschlossen, gegen Facebook ein Verfahren einzuleiten», so Nause. Er wolle zumindest die Urheberschaft des Aufrufs erfahren.
Einen Präzedenzfall schaffen
Medienrechtsprofessor Urs Saxer sieht das ähnlich. Er wünscht sich einen Präzedenzfall, damit Klarheit geschaffen werde. Laut Saxer sei es unbestritten, dass soziale Medien für Inhalte Dritter verantwortlich gemacht werden können. Da Facebook die Kontaktaufnahme der Berner Behörden ignoriert habe, könne dies als Verletzung der Sorgfaltspflicht verstanden werden. Die Voraussetzungen für eine rechtliche Auseinandersetzung seien daher nicht schlecht. Sofern die Handlungen auch in Irland, Facebooks Heimat in Europa, gegen das Gesetz verstossen, müsse der irische Staat Rechtshilfe leisten, so Saxer gegenüber dem SonntagsBlick.



Kommentare
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Maxtech
27.05.2013
Schon richtig das Facebook in die Pflicht genommen wird. Es kann nicht angehen das soziale Medien missbraucht werden für illegale Aktionen. Die Amerikaner greifen gegen Schweizer Banken auch rigoros durch und verlangen Informationsaustausch. Warum soll das unser Stadt das mit Faceboook nicht auch verlangen? Es wurden mehrere Strafbestände verletzt und den Schaden darf der Steuerzahler und Private übernehmen.

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Aendu22
27.05.2013
Schon richtig das Facebook in die Pflicht genommen wird. Ja, grundsätzlich schon, aber der Staat sollte nur bei begründetem Verdacht auf illegale Handlungen solche Daten anfordern können. Ich würde es definitiv nicht begrüssen, wenn der Staat nach Lust und Laune unsere Facebookaktivitäten überwachen kann. Ausserdem glaube ich nicht das Herr Nause für solche Rechtliche Probleme zuständig ist. Um dieses Anliegen sollten sich andere Personen kümmern. Dafür aber richtig! Wie gesagt, Herr Nause sollte sich besser um eine sinnvolle und praktikable Sicherheitspolitik kümmern, welche dann auch funktioniert

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Ray
27.05.2013
Ich würde es definitiv nicht begrüssen, wenn der Staat nach Lust und Laune unsere Facebookaktivitäten überwachen kann. Welcher Staat? Mir ist es eigentlich fast lieber, wenn der Schweizer Staat Facebook überwachen kann. Die Amerikaner tun dies aufgrund ihres "Patriot-Acts" ohnehin. Aber die Schweizer könnten doch die Amerikaner fragen, ob sie im Austausch gegen Informationen über Amerikanische Steuerflüchtlinge die Daten der Schweizer Demo-Veranstalter habe könnten ;) Gruss Ray

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thegun
27.05.2013
Einschreiben... Find ich cool ein Einschreiben zu schicken. Offenbar gibt es keine rechtliche Grundlage für eine amtliche Verfügung oder sowas. Oder noch besser, das zuständige Richteramt hat eine Verfügung oder sowas verweigert. Dann sendet der lustige Herr Nause ein Einschreiben und denkt er erhält irgendwelche Daten. Das ist sowas von naiv, das passt zum Einsatzkonzept in den letzten Wochen. Ich bin klar gegen Gewalt und Randale. Das gehört sich nicht und niemand dürfte so seine Ziele erreichen. Aber das Vorgehen der Regierung gibt mir ebenso zu Denken.