News 16.09.2011, 07:42 Uhr

Glasfaserausbau: Swisscom sistiert Verträge

Nachdem sich die Wettbewerbskommission kritisch zu den Kooperationsverträgen geäussert hat, zieht die Swisscom die Notbremse
Swisscom-CEO Carsten Schloter
Wie die Swisscom in einer Pressemitteilung schreibt, wird sie nach dem kritischen Bericht und den Äusserungen des Sekretariats der Wettbewerbkommission (WeKo) die Kooperationsverträge für den Ausbau im Glasfasernetz sistieren. Neue - aber bereits fertig verhandelte - Kooperationsverträge können vorläufig nicht unterschrieben werden, weil das Kooperationsmodell grundsätzlich infrage gestellt werden muss.
Laut Swisscom kritisierte das Sekretariat der WeKo in seinem Bericht zu den Glasfaserkooperationen verschiedene Vertragsklauseln, die elementare Eckpunkte des Kooperationsmodells sind, und verbietet faktisch eine Kooperation mit den städtischen Werken in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich.
Für den Schweizer Telekomriesen war dies ein harter Schlag, denn die Verträge wurden nach der Einigung unter der Leitung der Regulierungsbehörde ComCom ausgehandelt und sollten die Grundlage für einen schnellen Glasfaserbau in der Schweiz bilden.
Da die WeKo Sanktionen gegenüber der Swisscom nicht ausschliesst, ist die Situation zu unsicher, um die bestehenden Kooperationsverträge umzusetzen. Jetzt muss die Swisscom sämtliche bereits abgeschlossenen Verträge überprüfen und Anpassungen am Kooperationsmodell vornehmen.
ICTswitzerland ist besorgt
ICTswitzerland, der Dachverband der helvetischen Informatik- und Telekombranche, ist laut eigenen Angaben über den Investitionsstopp beim Bau der Glasfasernetze «äusserst besorgt». Die neuen Hochleistungsnetze seien sowohl ein Rückgrat für die ICT-Branche als auch ein volkswirtschaftlich wichtiger Faktor. Der Verband erwartet nun, «dass die Weko Hand zu einer Lösung bietet, welche den gegenwärtig unhaltbaren Zustand deblockiert und den investitionsbereiten Unternehmen die angestrebten Kooperationsmodelle ohne Regulierungsrisiken ermöglichen.»

Autor(in) Marcel Hauri



Kommentare
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gucky62
17.09.2011
Schau Dir mal die vertraglichen Vorstellungen der Swisscom mit den Liegenschaft-Inhabern an, dann wirst Du die Reaktion der WeKo verstehen. Dies sind milde ausgedrückt inakzeptabel, extrem einseitig und monopolistisch. Die Vorstellungen der Swisscom für die Erschliessung der Wohnungen (FTTH) innerhalb der Liegenschaften entzieht den Inhabern & Verwaltungen jegliche Einflussnahme und Entscheidungskompetenzen was in Ihrer Liegenschaft diesbezüglich gemacht würde. Dies für >25 Jahre. (Zumindest bisher in BS) Die Angebote der Swisscom für Endkunden mit Ihrem ausschliesslich als Kombi-Angebotenen (TV, Tel & Internet) verfügbaren Services sind auch nicht viel besser. Wenn der Kunde zum Beispiel nur Internet will, muss er auch TV und Telefon von der Swisscom nehmen, bzw. muss alle drei Dienste beziehen. Nennst Du das gut? Wie allen Anbietern geht es hier nur darum, dass die Swisscom Ihre Claims gegenüber der Konkurrenz sichern will. Ist zwar nachvollziehbar, jedoch müsste man ja mal aus der Vergangenheit mit dem Telefonnetz etwas gelernt haben. Das Netz (=Infrastruktur) gehört in die Hände des Allgemeinheit (Staat) und die Provider können diese Infrastruktur gegen Entgelt nutzen. Dieser Schritt der WeKo (Eigentlich hätte hier sogar das Bakom mal reagieren sollen) war längst überfällig, da die Swisscom mit Ihren Kollaborationen mal wieder dabei ist Ihr Monopol zu betonieren. (Was natürlich auch die CC immer versucht und jeder anderer Anbieter gerne täte.) Gruss Daniel