Tests 18.03.2013, 08:09 Uhr

Test: Magix Retten Sie Ihre Schallplatten und Kassetten 2013

Schallplatten sind zwar wieder en vogue, aber unhandlich. Wer für den Musikkonsum den iPod bevorzugt, bekommt von Magix ein recht grobes Putzmittel die Scheiben an die Hand.
Alljährlich ergänzt Magix seine Giftküche gegen Knackser, Knistern und Rauschen in Tonaufnahmen um neue Lösungsmittel. Das Programm Audio Cleaning Lab heisst neu «Retten Sie Ihre Schallplatten & Kassetten» und soll selbstverständlich bessere Leistung bringen und einfacher zu bedienen sein. Im Test müssen die elektronischen Heilwässerchen ihre Wirkung an einem Hörspiel, an einer Klassik-Aufnahme und einem Popsong beweisen.
Das Aufnehmen mit dem beiliegenden USB-Vorverstärker respektive Einlesen der Formate WAV und MP3 funktioniert anstandslos. Für das Digitalisieren kompletter LP-Seiten bietet die Software eine automatische Pausenerkennung, die im Test einwandfrei arbeitet. Manuelle Änderungen der Pausenmarker sind möglich. Bei diesen groben Vorarbeiten stört nicht, dass das Fenster mit der Wellenform- oder Spektralansicht starr ist.
Wenn aber Detailkorrekturen gemacht werden müssen – etwa ein Knackser oder ein Hüsteln im Hörspiel entfernt werden soll – ist die Ansicht unpraktisch. Reine Wave-Editoren wie die Freeware Audacity gewähren dem Hobby-Toningenieur einen besseren Blick auf die Wellenform.
Die Automatismen von Audio Cleaning Lab will Magix weiter verbessert haben. Im Cleaning-Bereich entfernen DeClicker (Knackser), DeClipper (Übersteuerung), DeCrackler (Knistern), DeHisser (Rauschen) und DeNoiser (Störgeräusche) die akustische Verunreinigungen der Aufnahmen. Für jeden Störungstyp werden Voreinstellungen mitgeliefert. Zusätzlich hat der Benutzer jeweils granulare Einstelloptionen. Gut: Jeder Effekt kann während der Wiedergabe ab- und zugeschaltet werden, um die Auswirkung auf den Klang zu prüfen. Allerdings darf der Anwender nicht zu anspruchsvoll sein. Im Test mit vier aktivierten Filtern stockt nach circa 4:00 Minuten die Wiedergabe der MP3-Datei. Wenn die Echtzeiteffekte wie empfohlen deaktiviert werden, produziert das Programm weitere Fehlermeldungen, arbeitet aber anstandslos weiter. Hier handelt es sich offenbar um ein Problem bei der Software-internen Ressourcenzuweisung, denn der Achtkern-Prozessor plus 16 GByte Arbeitsspeicher sind weit über den geforderten Systemvoraussetzungen.
Neben dem technischen Defizit missfällt im Test die eigentliche Restaurierungsfunktion. Die Vinyl-Aufnahme klassischer Musik mit mittleren Klicks, leichtem Knistern, mittlerem Rauschen, leichtem Rumpeln und leichter Übersteuerung tönt bei entsprechender Einstellung der Filter dumpf und ohne Volumen. Dreht der Anwender die Regler hoch, werden Störgeräusche eher verstärkt statt abgeschwächt.
Im Mastering-Bereich lässt sich das Klangbild wieder etwas «aufhübschen». Zum Beispiel überträgt der SoundCloner die Klang-Charakteristika bestehender Audiodateien auf die restaurierte Musik. Dabei ist der Anwender gut beraten, einen professionell gemasterten Sound – etwa von CD – als Ausgangsmaterial zu verwenden. Dann können sich die Lieder hören lassen.
Sehen lassen kann sich wie auch schon die Auswahl der Exportformate von Magix. Neben Standards wie Audio-CD, Flac, MP3 (aktivierungspflichtig) und WMA steht auch DVD Audio mit der höheren Auflösung 24 Bit und der Abtastrate 48 kHz zur Verfügung. Ärgerlich: Das von Apple-Geräten häufig verwendete AAC-Format muss für 15 Euro separat gekauft werden.
Fazit: Magix' «Retten Sie Ihre Schallplatten & Kassetten» eignet sich nur für den Hausgebrauch. Klang-Enthusiasten sind mit Spezial-Software wie WavePurity besser (und günstiger) bedient – benötigen aber auch mehr Kenntnisse und Zeit.

Testergebnis

Lieferumfang, Bedienung
grobe Filter, instabil

Details:  Software zum Optimieren von Schallplatten/Kassetten/Videoton, inklusive USB-Vorverstärker, Kabel und Extra-Software «Magix MP3 Deluxe MX», für Windows XP/Vista/7/8

Preis:  ca. 80 Franken

Infos: 
www.magix.com

Leserwertung

Jetzt abstimmen!
Was halten Sie vom Produkt?



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.