Tipps & Tricks 02.10.2019, 06:00 Uhr

Grenzen sprengen im Miniformat

Kleinstcomputer sind praktisch, leiden aber meist an «kleiner» Leistung. Mit dem ThinkCentre Nano und dem Nano IoT bietet Lenovo gleich zwei Geräte im Miniformat an, die ordentliche Desktop-Power bieten. Fabian Feierabend von Lenovo erzählt im Interview über aufgeräumte Schreibtische, altehrwürdige Anschlussstandards und militärtaugliche Computer.
Der Lenovo Nano IoT (oben links) und der Nano. Sie sind nicht viel grösser als ein Stift
Quelle: Lenovo
Herr Feierabend, nehmen wir an, wir seien dreissig Sekunden lang im gleichen Lift und ich bäte Sie, mir die Lenovo ThinkPad Nanos zu erklären. Was würden Sie sagen?
Fabian Feierabend, 4P Manager Desktops, Workstations & Tablets: Der Nano ist der Desktop-Computer der Zukunft für kleine und mittlere Unternehmen, während der Nano IoT alles abdeckt, was den Bereich von Industrie und Retail angeht. Dort, wo kleine Computing-Power benötigt wird und das «Internet of Things» stärker betont werden muss, sind die Nanos die Go-to-Geräte.
Die Computer sind nicht viel grösser als ein Smartphone. Warum bietet Lenovo diese Geräte an? Wie kamen Sie auf die Idee, in diesen Markt einzusteigen?
Einerseits sahen wir seit längerer Zeit keine echten Innovationen bei Vollcomputern dieses kleinen Formfaktors. Wir gingen von unseren Tower-Desktop-Geräten aus und bauten mit den ThinkCentre Tiny kleinere Maschinen mit einer Grösse von gerade mal einem Liter. Dann dachten wir uns: «Was können wir noch tun, um weitere Zielgruppen zu erreichen?» Also haben wir die Geräte nochmal 65 Prozent kleiner gemacht – sie sind jetzt ungefähr so gross wie zwei aufeinandergelegte, moderne Smartphones – damit sie wirklich überallhin passen und dennoch zuverlässige Leistung und Sicherheit bringen.
Diese kompakte Grösse birgt für diverse Arbeitsplätze viele Vorteile: Schulen, Spitäler, Finanzbereich oder auch Fertigungsstätten brauchen weniger Platz, ohne dabei erhebliche Leistungseinbussen in Kauf nehmen zu müssen. Wir möchten sowohl hinsichtlich unseres Angebots als auch bei den Formfaktoren von Computern Grenzen sprengen.
Alle wichtigen Anschlüsse an Bord: Lenovo Nano IoT (oben) und Nano
Quelle: Lenovo
Aber werden hier tatsächlich Grenzen gesprengt? Andere Anbieter haben auch Kleinstgeräte, einige sogar solche in der Grösse von USB-Sticks. Ausserdem machen die wenigen fehlenden Kubikzentimeter ja auch keinen grossen Unterschied.
Die angesprochenen Grenzen liegen ja nicht nur in der Grösse selbst, sondern im Konflikt «Platzverbrauch versus Leistung». Kleinere Geräte sind oftmals fast schon schmerzhaft schwächer als ihre grossen Brüder. USB-Stick-Computer bringen keine starken Leistungen und sind nicht wirklich alltagstauglich – einen Desktop ersetzen sie keinesfalls. Wir können in den Nanos alle möglichen Prozessoren verbauen, vom einfacheren Celeron bis zum mächtigen i7, und fügen auf Wunsch SSD-Festplatten von bis zu 1 TB Grösse hinzu. Unsere Geräte wurden überdies Mil-Spec-getestet und eignen sich damit für jede Anwendungsumgebung. Auch unser Sicherheitsportfolio «ThinkShield», das Datensicherheit von A bis Z bietet, ist vorhanden. Das sehen wir am Markt derzeit nicht.
Lenovos Nano ist so kompakt, dass er es mit einem Smartphone aufnehmen kann
Quelle: Lenovo
Kannibalisieren die Nanos nicht Ihre schon sehr kleinen Tiny-Geräte?
Wer etwas mehr Leistung benötigt und beispielsweise eine dedizierte Grafikkarte braucht, fährt mit den Tiny-Geräten einen Zacken besser – von einer Kannibalisierung kann hier keine Rede sein. Die Anwendungsbereiche für Tiny- und Nano-Geräte unterscheiden sich.
Sie sprachen die Mil-Spec-Sicherheit Ihrer Geräte an. Was bedeutet das?
«Mil Spec» steht für «Military Specifications». Grundsätzlich geht es hier darum, dass wir unsere Geräte nach den Stabilitäts- und Qualitätsstandards des US-Militärs bauen. Sie müssen verschiedensten Elementen standhalten, sind staubfest, schlagsicher und halten sogar Schiffsvibrationen aus. Wir haben sowohl die Nanos als auch die Nano IoT mit verschiedensten Tests geprüft und zertifiziert.
Das heisst, ich könnte mit so einem Nano im Gepäck in den Krieg ziehen?
Das heisst es tatsächlich, aber natürlich sind unsere Geräte für friedliche Einsätze gedacht. Dennoch: Das Gerät läuft auch unter extremen Konditionen noch immer perfekt. Der Nano IoT ist sogar passiv gekühlt und kommt mit Umgebungstemperaturen bis 50 Grad Celsius klar.
Dafür kann man grössere Tower-Computer auch nach dem Kauf upgraden und veraltete Komponenten ersetzen. Geht das beim Nano?
Aufgrund der engen, perfektionierten Bauweise haben wir nicht mehr viel Spielraum, SSDs lassen sich dennoch aufrüsten.
Konzentrieren wir uns kurz auf die Nano-IoT-Geräte. Wofür steht hier Internet of Things?
Der Begriff steht ganz vereinfacht gesagt für eine Verwendung von Internettechnologie, die über den klassischen Anwendungsfall des menschlichen Nutzers hinausgeht. Intelligente Geräte tauschen übers Internet Daten aus, um sich gegenseitig zu steuern oder zu informieren. Sogar die Smartwatch am eigenen Handgelenk gehört zu dieser Welt. Die Nano IoT sollen im Manufacturing-Bereich Abläufe automatisieren, wurden aber auch für Retail-Läden konzipiert, wo sie beispielsweise Kunden personalisierte Inhalte im Laden anzeigen und so bei Kaufentscheidungen unterstützen können. So gesehen sind sie Brückencomputer, die grosse Mengen von Daten übertragen.
Die Nano-IoT-Computer haben sogar serielle RS232-Schnittstellen integriert – ein sehr alter Standard aus dem vorherigen Jahrhundert. Wird so etwas in Zeiten von USB-C überhaupt noch benötigt?
Gerade im Manufacturing-Bereich werden tatsächlich noch alte Geräte verwendet, die per RS232 angesprochen werden wollen. Ich weiss beispielsweise von Sicherheitsgaragentoren, die so funktionieren und immer noch im Einsatz sind. Die Nachfrage ist hierfür definitiv vorhanden. Unternehmen, die bereits auf neuere Schnittstellenstandards setzen, kommen mit unseren Nanos dennoch auf ihre Kosten, weil wir natürlich auch moderne Schnittstellen in den Geräten verbaut haben, wie zum Beispiel USB-C-Ports.
Eignet sich ein Nano auch für leistungshungrige Felder wie Grafikdesign? Kann ich eine 3D-Animation rendern und davon ausgehen, dass sie fertig ist, bevor ich in Rente gehe?
Definitiv bevor Sie in Rente gehen, aber trotzdem muss man sagen, dass die Nano-Geräte nicht für diesen Anwendungsbereich gedacht sind. Hier fährt man mit einem grösseren und mit stärkerer Hardware ausgestatteten Gerät immer noch besser, weil man dort dedizierte Grafikkarten verbauen kann. Die Nanos sind fürs normale Tagesgeschäft im Büro gedacht.
Ergibt es also keinen Sinn, dass ich mir einen Nano für zu Hause anschaffe?
Heimanwender sind keine direkt angesteuerte Zielgruppe, aber man kann natürlich auch einen schwächer ausgestatteten Nano problemlos zu Hause verwenden. Der Nano kann auch direkt hinter unseren modernen Monitoren angebracht werden. Dabei wird nur der Monitor mit einem Stromkabel verbunden und gibt dem Nano direkt via USB-C genügend Saft. So einen platzsparenden, eleganten und starken Windows-Desktop-PC findet man woanders kaum.
Dank dem kleinen Nano herrscht Ordnung und Platz auf dem Schreibtisch
Quelle: Lenovo



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