Kommentar 31.01.2006, 08:00 Uhr

Kommentar: Lieber günstiger als schneller

Ab Frühling surfen Schweizer ADSL-Nutzer bis zu dreimal schneller als heute - aber immer noch gleich teuer.
Juhui! Die Swisscom schraubt ab März die ADSL-Bandbreiten mächtig hoch: Bald flitzen Schweizer Anwender mit mindestens 2000 Kbit/s durch die Weiten des Webs. Maximal lässts sich sogar mit satten 5000 Kbit/s auf der Internetwelle surfen. Bislang war das höchste der Gefühle eine Bandbreite von 600 bis 2400 Kbit/s; mit ADSL Light sogar noch weniger [1].
Sollen wird der Swisscom dafür dankbar sein? Nein. Ganze zwei Jahre hat sich der Telekomriese für die Bandbreitenerhöhung Zeit gelassen. In Deutschland gibts mittlerweile schon Geschwindigkeiten von über 16'000 Kbit/s, in Frankreich sind schon länger 8000 Kbit/s an der Tagesordnung. Eine Revolution kann man die neuen Surfgeschwindigkeiten nicht nennen; eher ein langsames Erwachen aus dem Dornröschenschlaf. Cablecom, die einzig ernstzunehmende Konkurrenz der Swisscom, ruht sich auf ihren Lorbeeren aus: Sie bietet zwar schon länger einen Breitbandanschluss mit 6000 Kbit/s, aber nur zusammen mit ihrem Telefonangebot. Nach dem Vorpreschen der Swisscom sieht sie vorerst "keinen Handlungsbedarf" (Gerüchten zufolge ist eine Bandbreitenerhöhung in den nächsten Wochen geplant [2]).
Der wäre aber schon lange da; vor allem in punkto Preisgestaltung. Niedrigere Geschwindigkeiten lassen sich verkraften: Die wenigsten Anwender benötigen 3000 Kbit/s, die Internetangebote dazu fehlen einfach noch. Aber monatlich 40 Franken oder mehr für einen Breitbandanschluss hinzublättern, ist einfach zu teuer - viel zu teuer. In unseren Nachbarländern gibt es schon Monatstarife von unter zehn Franken, und zwar für wirklich schnelle Breitbandangebote. Liebe Swisscom, Liebe Cablecom: Oft wird über den digitalen Graben zwischen Reich und Arm geklagt, Ihr könnt auch etwas dagegen tun. Der Zugang zu Grundtechnologien sollte allen offen stehen. Nur so kann sich die Schweiz ihren technologischen Spitzenplatz weiterhin sichern.



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.