Tests 29.11.2012, 07:53 Uhr

Test: Praxistraining Fotografie - Objekte im Detail

Vom ansprechenden Ricardo-Foto bis zum Kunstwerk: Wer sich für die Objektfotografie interessiert, findet mit diesem Videokurs den idealen Einstieg.
Die Fotografie von unbelebten Objekten kann man auf zwei Arten angehen: Entweder draufhalten & abdrücken in der Hoffnung, dass das Ergebnis «gut genug» ist. Oder man arbeitet sich in das Thema ein, um schnell einmal festzustellen, dass alles gar nicht so kompliziert ist.
Wer sich zur zweiten Gruppe zählt, sollte sich das «Praxistraining Fotografie – Objekte im Detail» gönnen. Der Videolehrgang von Video2Brain dauert geschlagene 9 Stunden; allerdings sollte das nicht abschrecken, denn der Stoff wurde in kleine, leicht verdauliche Häppchen unterteilt, die man in beliebiger Reihenfolge konsumiert. (Einige Müsterchen finden Sie auf der Website des Herstellers.)
Der Stoff ist sehr gut strukturiert
Der Start könnte minimalistischer nicht sein: Für die ersten Gehversuche werden eine Kompaktkamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten, eine kleine Tischlampe und einige Bogen Papier verwendet. So werden nicht nur die absoluten Anfänger ins Boot geholt, sondern auch die Erkenntnis vermittelt, dass es kein ausgewachsenes Studio braucht, um Objekte gelungen in Szene zu setzen.
Eingeweihte erkennen die Lampe als Ikea-Modell «Jansjö»
Doch dann geht es mit dem Equipment aufwärts. In einer der wichtigsten Lektionen wird anhand einer kleinen Blitzanlage erklärt, worauf man beim Kauf achten sollte. Wer mit einer solchen Anschaffung liebäugelt, amortisiert den Lehrgang vielleicht schon an dieser Stelle. Denn nicht nur die Funktionen zählen, sondern auch die Leistung der Anlage: Wer sie für seine Verhältnisse eine Nummer zu gross kauft, wird Mühe haben, die Lichtflut zu bändigen. Grösser ist in diesem Fall nicht unbedingt besser.
Das ist der grosse Bruder von Jansjö
Immer wieder dringt die Erkenntnis durch, dass professionelle Objektfotografie keine Sache des Portemonnaies ist. Von der Blitzanlage und einigen Lichtformern abgesehen, findet man die wichtigen Requisiten im Baumarkt, in der Papeterie oder gleich nebenan in der Küche. Ein Bogen Papier reicht, um das Licht zu streuen. Eine matte Scheibe wird auf vier Trinkgläser gelegt, damit das Motiv von unten beleuchtet werden kann. Die Styroporplatte für eine indirekte Lichtführung gibt es für ein paar Franken. Und so weiter.
Objektfotografie wirkt so erfrischend hemdsärmelig
Nach der Theorie folgt die Praxis, indem einige typische Szenarien durchgespielt werden: Trinkgläser werden in Szene gesetzt, Tomaten wirkungsvoll aufgespiesst oder der Senf auf einem «Knäckebrot mit Würstchen» drappiert. (Bitte fragen Sie nicht.)
Den Abschluss bildet der Abstecher in Photoshop. Dabei soll jedoch nicht den Effekten nachgejagt werden; vielmehr wird hier gezeigt, wie man im Camera-RAW-Modul das Letzte aus einer Aufnahme herausholt und welche Feinheiten es zu beachten gilt.
Fazit: Dem Trainer Eberhard Schuy muss ein Kränzchen gewunden werden. Seine Art wirkt vielleicht manchmal etwas trocken, aber er schafft es, die Zusammenhänge kompetent und glasklar darzulegen, ohne dabei in Geschwafel auszubrechen. Trotz der Gesamtdauer von 9 Stunden kommt fast nie das Gefühl auf, dass der Stoff sinnlos aufgebläht wurde. Kurz, wer den Einstieg in die Objektfotografie sucht, ist mit diesem Videotraining bestens bedient. Idealerweise werden die ersten Kapitel durchgearbeitet, bevor man auf Einkaufstour geht.



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