Kommentar 09.08.2002, 12:30 Uhr

Das Freitagsbit: Das Vieh sind wir!

Die WWKolumne
Wer Verwandte oder Bekannte in Aegypten, Russland, Nigeria oder einem anderen Land hat, das von der Financial Action Task Force der G7 auf eine Schwarze Liste gesetzt wurde, wird beim Senden von Bargeld über einen Geldtransfer-Dienst wie etwa Western Union von vornherein als Geldwäscher verdächtigt. Selbst wenn man nur 100 Dollar zur Linderung der sozialen Not schickt. Eine hochnotpeinliche Befragung, warum man Geld schickt, woher das Geld kommt, gehört neuerdings zur Standardprozedur. Das Schalterpersonal ist sogar befugt, einen Lohnausweis zu verlangen.
Das ist ein erster Vorgeschmack auf künftige Übergriffe des Staates im Namen von Sicherheit und Terrorbekämpfung. Der Einfachheit halber ist jeder verdächtig, bis er das Gegenteil bewiesen hat. In Japan ist eine einheitliche Datenbank für die Bürger bereits im Aufbau. Datenschützer laufen Sturm. Copyright-Inhaber in den USA nehmen sich das Recht heraus, mit illegalen Mitteln gegen Filesharing-Dienste vorzugehen. Sie hacken und setzen Viren aus und fühlen sich dabei genauso im Recht wie "Dableviu" Bush, der im Namen des Guten den Bösen Saddam von seinem Thron bomben will. Ohne auf die explosive Lage in der ganzen Region Rücksicht zu nehmen, den Tod von Tausenden von Unschuldigen in Kauf nehmend.
Der Beispiele gäbe es noch viele. Allen gemeinsam ist das Bewusstsein der Protagonisten, im Recht zu sein, etwas Unrechtes zu tun. Grundlegende Rechte jedes einzelnen Menschen werden ausser Kraft gesetzt, um irgendwelchen daher geschwafelten Zielen zu dienen, die meistens nur andere, niedere Ziele verschleiern. So geht es beispielsweise der Musikindustrie wohl weniger um das Wohl der Komponisten, sondern mehr um den eigenen Profit.
"Wir sind das Volk!" So lautete der Schlachtruf der Stasi-geplagten DDR-Bevölkerung. Bald, wenn alle Datenbanken und ihre Schnittstellen perfekt funktionieren, wenn jede DNA-Probe registriert, wenn der gläserne Surfer und Mensch geformt ist, bleibt davon nur noch ein klägliches "Wir sind das Vieh!" übrig.



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