Tipps & Tricks 22.05.2001, 23:30 Uhr

Computer startet erst, nachdem das Netzteil einmal vom Stromnetz gekappt wurde

Ich arbeite mit Windows 98 SE. Der Computer stellt sich aus folgender Hardware zusammen: Intel Celeron-Prozessor (433 MHz), Abit Mainboard, ELSA Victory II Grafikkarte (3dfx Banshee-Chip, AGP-Bus), Creative Soundblaster-Soundkarte. Es sind auch noch eine TV-Karte von Hauppauge, ein CDRW-Brenner von Traxdata, zwei Drucker (einer davon an einem USB-Anschluss) und ein Scanner angeschlossen. Eine PS/2-Maus und eine ISDN-Karte (Teledat 100) ist auch noch eingebaut. Egal, ob das Betriebssystem gerade erst installiert wurde oder schon seit ein paar Monaten läuft, der Computer bleibt beim Hochfahren (vorausgesetzt, er war für einen längeren Zeitraum nicht an, z.B. über Nacht) immer stehen (da wo das hellblaue Bild mit dem Windows 98 Logo kommt). Man muss den Netzschalter ausschalten, ein paar Sekunden warten, dann wieder anschalten und er fährt hoch ohne stecken zu bleiben. Drückt man nur den RESET-Knopf oder macht den Computer am Power-Knopf aus, geht er zwar nach erneutem Einschalten kurz an, aber der Bildschirm bleibt schwarz, bzw. geht sofort wieder auf Standby und so weit ich das beurteilen kann (es blinken nämlich keine Lämpchen am Computer), fährt er auch nicht hoch. Haben Sie von diesem Problem schon mal etwas gehört?
Computer mit Startproblemen gehören zum Übelsten für Supporter. Denn von Hardware-Defekten über ein fehlerhaftes Assembling bis hin zu untereinander inkompatibler Hardware oder schlicht einem Bug im BIOS [1] ist so ziemlich alles eine mögliche Fehler-Ursache.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei Ihnen um einen Hardware-Fehler im Zusammenspiel zwischen Mainboard/Peripherie sowie Netzteil und nicht um einen Bug in Windows selbst.
Darauf lässt das exakt gleiche Fehlverhalten bei frisch installiertem und betagtem Windows schliessen, sowie der Umstand, dass, wenn einmal gestartet, Windows anscheinend zur vollsten Zufriedenheit läuft. Leider haben Sie uns nicht angegeben, welches Mainboard von ABIT genau eingesetzt wird. Aufgrund der Prozessor-Angabe ist aber klar, dass es sich um ein Motherboard mit ATX-Netzteil [2] handelt.
Der einfachste Lösungsansatz zuerst: Löschen Sie im BIOS den CMOS [3] Speicher und stellen die Festplatten-Erkennung im Standard CMOS Setup auf AUTO. Falls Sie Glück haben, war's das auch schon.
Bestehen die Probleme aber weiterhin, so bleibt nichts anderes, als den Bug langsam einzukreisen: Ihr System ist ziemlich beladen, hat also viele Komponenten, die Strom saugen. Kommt noch dazu, dass die Banshee-Graphikkarten schon immer Stromfresser waren. Versuchen Sie den Computer einmal nur mit der Minimalausstattung zu starten. Schliessen Sie also nur Graphikkarte, Monitor, das Mainboard, PS/2-Maus [4] und die Festplatte mit Windows 98 SE darauf an. Die restlichen Komponenten bauen Sie aus dem Mainboard aus. Wenn das Startverhalten sich nun änderte, der Computer also anstandslos startet, könnte das Problem an unzureichender Stromversorgung für alle im Normalbetrieb angeschlossenen Komponenten liegen. In diesem Falle sollten Sie sich ein stärkeres ATX-Netzteil besorgen (300 Watt aufwärts).
Vielleicht liegt der Fehler an einem "Feature" des ATX-Netzteils. Frei nach dem Motto "No, it's not a bug, it's a feature!" bereitet eine Fähigkeit von ATX-Netzteilen manchmal grosse Probleme. Besagte "Problem-Option" der ATX-Netzteile ist, dass Sie den Computer z.B. per Maustastendruck oder Wake-On-LAN [5] (Modemanruf) starten können. Mit anderen Worten: PCs mit ATX-Netzteilen werden auch im ausgeschalteten Zustand mit Strom versorgt! Dies nennt man Standby. Doch PS/2-Ports sind nicht die einzigen stillen Strombezieher. Auch alle USB-Anschlüsse [6] bekommen Power, ebenso wird der Hauptspeicher unter Spannung gehalten (falls das Mainboard die Option Suspend-To-RAM [7] beherrscht), ebenso die Komponenten, welche für die Wake-On-LAN-Funktion benötigt werden. Also auch Teile des normalen Chipsatzes.
Das Problem ist nun, dass in der Computer-Branche unterschiedliche Spezifikationen vorliegen, welche Hardware-Komponente (Chipsatz [8] , diverse Ports, Standby-Leitung des Netzteils usw.) wieviel Strom/Stromspannung beanspruchen darf. Dies führt beim Einsatz einiger Stromfresser (dazu gehören meist Optische Mäuse, Infrarot-Geräte und Peripheriegeräte, die durch USB-Ports angesprochen werden) manchmal dazu, dass beim Starten des PCs, der wie erwähnt, bereits unter einer geringen Spannung steht, zu wenig Strom zur Verfügung steht - auch wenn die Abweichung im Milliampere-Bereich liegt. Wenn Sie nun das Netzteil ganz ausschalten, ist logischerweise auch die Grundspannung weg. Somit verfügt das Netzteil beim Start über mehr Strom/Stromspannung für die Komponenten. Dies könnte eine Erklärung sein, warum dann der PC problemlos bootet.
Was ist in diesem Fall zu tun? Parken Sie die Funktion des Startens per Maustasten-Druck/Mausbewegung! Damit entlasten Sie die Standby-Leistung des Netzteils. Schalten Sie also wenn möglich die Wakeup-Option per BIOS und Jumper [9] auf dem Mainboard [10] aus. Durch das Abschalten per Jumper erreichen Sie eine andere Stromspeisung der problematischen Ports. Fehlt besagte Steckbrücke, liegt der Verdacht nahe, dass die Ports (USB, PS/2) immer aus der Standby-Leitung gespeist werden - in so einem Fall würde auch das Deaktivieren des Wakeup im BIOS nichts bringen. Falls Sie Peripheriegeräte mit USB- und PS/2-Schnittstelle besitzen, verwenden Sie wenn möglich den USB-Port, da bei diesem der Stromverbrauch klar spezifiziert ist. Machen USB-Geräte Probleme, so könnte wiederum ein schwaches Netzteil oder eine schlechte Stromversorgung auf dem Mainboard die Ursache sein. Kaufen Sie in diesem Fall einen externen, aktiven USB-Hub (mit separater Stromversorgung).
Bevor Sie sich aber in zusätzliche Unkosten stürzen, ist es immer noch besser, zuerst ein BIOS-Upgdade des Mainboards durchzuführen. Vielleicht ist das komische Startverhalten auch nur ein Bug des BIOS'... Was Sie beim Flashen [11] des BIOS beachten müssen, steht in einem anderen Kummerkasten-Artikel [12] .



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