Tests 01.10.2015, 10:23 Uhr

Test: Photo InPaint 6.2

Störende Abfallkübel oder Touristen in einem Foto? Mit dieser Software kriegen Sie alles weg. Und hinterlassen verschmierte Farbkleckse.
Photoshop ist teuer und kompliziert. Vor allem, wenn man nur eine einzige Funktion davon braucht. Photo InPaint 6.2 hat sich spezifisch dem Entfernen unerwünschter Elemente in Bildern verschrieben. Für rund 20 Franken will die Software das umständliche Ausstempeln mit Photoshop vereinfachen. Doch, wie gut klappt das in der Praxis?
Das Entfernen von Elementen in Bildern ist nicht so einfach, wie sich Hersteller BHV das vorstellt. Grundsätzlich versucht InPaint 6.2, die Photoshop-Tools «Clone Stamp» und «Healing Brush» zu automatisieren. «Clone Stamp» nimmt einen Bereich eines Bildes und kopiert einen anderen darüber. Porträtfotografen kopieren dabei beispielsweise ein Stück Haut über eine Unreinheit.
Die «Healing Brush» hingegen funktioniert wie ein Pinsel und zieht die Farben und Muster aus der Umgebung oder einem beliebigen Ort über ein störendes Element. Damit können beispielsweise sichtbare Kanten vom Stempeln verwischt werden, damit ein natürlicherer Übergang entsteht. Der gesamte Vorgang ist eine Kombination aus hochentwickelter Software und viel Know-how, den InPaint mit einer einzigen Software (halb)automatisch durchzuführen versucht. Der Erfolg bleibt hauptsächlich aus.
Beispiel 1, direkt aus der Werbeabteilung von BHV:
Sie fotografieren Ihre Familie bei der Velotour, doch im Vordergrund stört ein grüner Abfalleimer. Die grüne Wiese und der See dahinter wären viel schöner. Wie kriegt man den Mülleimer also aus dem Bild?
In diesem Fall gar nicht. Nicht mit dem aktuellen Stand der Technologie. Der Mülleimer ist statisch und kann also nicht einfach durch ein zweites Foto und nachträgliches Überlappen entfernt werden. Zum Rausstempeln ist der Mülleimer sogar für Photoshop zu gross und die Menge an Quellmaterial im Hintergrund zu klein und divers. Mit sehr viel Aufwand könnte die Szenerie hinter dem Eimer wohl rekonstruiert werden. Allerdings nicht als Heim-PC-Nutzer.
Auch wenn es die Werbebilder anders suggerieren: Photo InPaint würde an diesem Bild kläglich scheitern. Bei der gezeigten Aufnahme wurde der Mülleimer höchstwahrscheinlich nachträglich eingefügt. Das linke Bild ist also «Nachher» und das «Vorher» befindet sich auf der rechten Seite. Das verwundert nicht sonderlich. Warum sollte eine 20-Franken-Software auch eine hochkomplexe Fotobearbeitung schneller und besser ausführen als ein professioneller Photoshop-Nutzer mit seiner teuren Software? Und das alles noch automatisch mit ein paar wenigen Mausklicks? Doch, wie sieht es bei einfachen Aufgaben aus?
Beispiel 2 aus der eigenen Bibliothek:
Für kleinere Objekte ist Photo InPaint okay
Eine Ente aus dem See zu stempeln, ist vergleichsweise einfach. Sogar in Adobe Lightroom können solche kleinen Störelemente leicht entfernt werden. Photo InPaint zeigt bei dieser Übung mässige Leistungen. Auf den ersten Blick scheint das Federvieh tatsächlich aus dem Bild verschwunden zu sein. Bei genaueren Hinsehen sieht man die Verzerrungen aber deutlich. Für die weniger ambitionierten Fotografen reicht das aus, funktioniert aber nur bei sehr kleinen Objekten.
Mittelgrosse Objekte, beispielsweise ein Schwan, brauchen schon ein grösseres Zeitinvestment und viel Sisyphusarbeit, um ein brauchbares Ergebnis zu erhalten. Der Vorteil gegenüber Photoshop ist damit weg. Besonders nervig: Die Software wirbt mit Bildelementen, die schlicht zu gross sind, um herausgestempelt zu werden. In meinem Beispielbild wäre das Ruderboot etwa so gross wie der Mülleimer im Werbebild von BHV. Das Boot effizient herauszubekommen, ist mit InPaint jedoch praktisch unmöglich.

Fazit

Photo InPaint 6.2 von BHV hat eine Funktion und beherrscht diese nur mässig. Störend ist vor allem die irreführende Werbung, die deutlich mehr verspricht, als das Programm später hält. Kaufen Sie sich besser Adobe Lightroom und/oder Photoshop; alternativ verwenden Sie das Gratisprogramm Gimp oder achten Sie beim Fotografieren bereits im Vorfeld darauf, ob sich störende Elemente im Bildausschnitt befinden.

Testergebnis

Einfache Benutzeroberfläche
Qualität, irreführende Werbung, Funktionsumfang

Details:  Software zur Bildbearbeitung

Preis:  Fr. 21.85

Infos: 
http://bhv.de/

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