Kommentar 11.02.2005, 11:45 Uhr

Das Freitagsbit: Polizeiaktion

Die WWKolumne
Aha. "Schlag gegen Kinderpornografie" [1] [2] [3]. Das ist gut, das ist wichtig. Der Sumpf der niedrigsten Instinkte und seelischen Mörder muss ausgetrocknet werden. Doch nach der heutigen Zeitungslektüre und den gestrigen Fernsehberichten beschleicht mich ein ungutes Gefühl: Die Untersuchungen sind noch gar nicht abgeschlossen, das Material ist noch gar nicht ausgewertet - und trotzdem wird der Erfolg gefeiert? Es riecht nach einer PR-Aktion - zumal die "Fangquote" aus früheren Aktionen bescheiden ausfällt. Macht offensichtlich nichts: Aufs Stichwort setzt der Verstand aus und weiden sich auch die Medien an der heissen Story.
Die Tauschbörsen sollen voll mit Kinderporno-Dateien sein. Im Lokalfernsehen tippt ein so genannter Experte mit betroffener Miene ein paar Suchworte ein und antwortet auf die Frage des hörbar angewiderten Reporters, ob unter den Treffern nun auch Kinderporno-Dateien seien, so vage wie nur möglich.
Und die Tagesschau von SF DRS belegt ihre P2P-Inkompetenz, indem sie ihren Bericht mit Bildern der ehemaligen Tauschbörse Napster [4] schmückt - heute ein legaler Musikdownload-Service. Hoffentlich hats keiner der amerikanischen Manager gesehen, sonst müsste SF DRS in Erwartung einer Millionenklage den Music Star Voting Preis verzehnfachen.
Das Thema ist zu heikel, um daraus eine PR-Aktion und pseudoheisse Story fürs Fernsehen zu machen. Das Vorgehen der Behörden wirft - liest und sieht man die Berichte - mehr Fragen auf als beantwortet werden. Warum benötigen die Behörden nicht näher beschriebenes Datenmaterial aus anderen Ländern? Worin besteht dieses Material? Wie wurde es gesammelt? Ist es von hoher polizeilicher Qualität? In Tauschbörsen sind nämlich die meisten XXX-Dateien mit pädophil anmutenden Tags und Dateinamen versehen, um Aufmerksamkeit zu erregen - das heisst aber noch lange nicht, dass illegales Material darunter ist. Der Aufwand ist deshalb immens, um überhaupt an solche Dateien und gesicherte Erkenntnisse heranzukommen.
Und schliesslich: Wie werden zu Unrecht, auf der Basis von falschem Datenmaterial verdächtigte Personen entschädigt?
Vielleicht mit einem Gratisticket für FCB vs. GC?



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