News 15.08.2013, 09:20 Uhr

Samsung am Pranger

Samsung-Mitarbeiter in einer Fabrik in Brasilien haben nur 4,8 Sekunden Zeit, um einen TV einzupacken und stehen bis zu 10 Stunden am Stück. Die brasilianische Staatsanwaltschaft reicht eine Klage ein.
Die brasilianische Zeitung TribunaHoje berichtet von Horrorzuständen punkto Arbeitsbedingungen in einer Samsung-Fabrik in Manaus. Die Angestellten arbeiten dem Bericht zufolge bis zu 15 Stunden täglich, davon bis zu 10 Stunden stehend. Es dauerte nicht lange, bis die brasilianische Regierung reagierte und Samsung verklagte. Teilweise musste bis zu 27 Tage am Stück gearbeitet werden. Angeblich habe Samsung den Mitarbeitern sogar vorgeschrieben, Smartphones und TVs binnen 6 Sekunden einzupacken. Pro Schicht musste ein Mitarbeiter bis zu 6800 Geräte für den Versand parat machen.
Gemäss Bericht der brasilianischen Zeitung hätten Untersuchungen ergeben, dass TVs in 4,8-Sekunden-Intervallen verpackt werden mussten. Das Einpacken eines Handys mit Zubehör (Ladegerät, Batterie und Kopfhörern) durfte jeweils genau 6 Sekunden in Anspruch nehmen. Samsung sagte dazu, man werde den Vorfall untersuchen und versprach, vollumfänglich mit den brasilianischen Behörden zu kooperieren. Samsung sei es wichtig, für eine «gute Arbeitsplatzumgebung mit höchsten Industriestandards bezüglich Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen» zu sorgen.
Die Staatsanwaltschaft erhofft sich bis zu 250 Millionen Real Schadenersatz für die Opfer, was ca. 108 Millionen US-Dollar entspricht. Zudem will man mit der Anklage Samsung dazu bringen, den Arbeitern (bei dem hohen Tempo) alle 50 Minuten eine zehnminütige Pause zu gewähren. 
Der Elektronikriese Samsung betreibt schon seit einiger Zeit in Lateinamerika Produktionswerkstätten. Möglicherweise nicht nur wegen der zunehmenden Konsumnachfrage (wegen des sich abzeichnenden Aufschwungs der mittleren Gesellschaftsschicht). Brasilien hat aber einige strenge Arbeitsgesetze und grosse Gewerkschaftsorganisationen. Diese haben eine strikte Linie gegen Firmen wie Foxconn, berichtet die Financial Times

Autor(in) Simon Gröflin



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