Kommentar 26.03.2010, 07:00 Uhr

Magie der Masse

Akinator kann scheinbar Gedanken lesen. Dabei macht er sich bloss die riesige Datenflut zunutze.
Erster schöner Frühlingsabend am See; heiteres Figurenraten mit dem iPhone des Kollegen. Akinator ist ein genialer Geist. Mit gezielten Fragen errät er, an wen man gerade denkt. Lässt sich am PC hier ausprobieren, gibts aber natürlich auch als iPhone-App. Akinator fasziniert, weil er Figuren sehr zuverlässig errät. Bei Staatspräsidenten, Rockstars oder weltbekannten Comicfiguren ist das nicht weiter verblüffend, doch der Lampengeist, der nur gebrochen Deutsch spricht, kommt selbst dann auf die richtige Person, wenn man an lokale C-Prominente, Regionalsportler oder an Bandmitglieder einer recht unbekannten Gruppe denkt.
Wie ist das möglich? Indem das Programm aus den Antworten der Spieler lernt. Dazu muss es nicht einmal besonders helle sein: Es ist die reine Menge an Informationen, die zu den guten Ergebnissen führt. Bis jetzt wurde das Fragespiel etwa 30 Millionen Mal gespielt. Angela Merkel wurde bereits 140'000 Mal erraten. Wichtiger ist aber wohl der Umstand, dass das Spiel auch schon ein paar Mal mit dem ehemaligen Mitschüler, der jetzt ein bisschen berühmt ist, durchgespielt wurde. Wenn nämlich Akinator eine Figur auch nach mehreren Versuchen nicht errät, kann der Spieler die Figur selbst in die Datenbank eintragen. Neben allgemeinen Fragen (Mann/Frau oder fiktiv/real) stellt der Flaschengeist auch ganz gezielt Fragen, die auf die häufigsten Treffer abzielen. So kann als siebte Frage schon mal kommen: «Ist Ihre Figur der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika?»
In der letzten Lee-Mail habe ich mich über die Google-Suchvorschläge amüsiert. Das Prinzip, dass die Mehrheit automatisch das Beste auswählt, scheint dort (noch) nicht so recht zu funktionieren. Hier funktioniert es. Irgendwie schön.

Autor(in) David Lee



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