Kommentar 13.06.2008, 07:30 Uhr

Das Freitagsbit: Grausames Gericht, grausamer Fussball

Die WWKolumne – Aha. Jemanden im hyperrealistischen Computergame abzumurksen ist nicht grausam. Auch die Niederlage des FC Schweiz im Wasserspiel ist es nicht.
Zwei bemerkenswerte Ereignisse haben die vergangene Woche geprägt. Die Niederlage der Schweizer Nati gegen die Türkei etwa. Die ist nicht mal so schlimm. Kann passieren. Döner drüber. Wir hatten eh keine Chance. Halt!
Jetzt quatsch ich schon wie Trainer und Spieler nach dem Abpfiff. Anstatt sauer zu sein, waren sie alle ganz lieb zu sich. Wenn man zweimal so nahe am Sieg und am Weiterkommen in die nächste Runde war, müsste man sich nur eines: ärgern, sauer sein, vor Wut zerplatzen, eine Garderobentür zertrümmern, auf den Europass einstechen, Gras fressen...
Vielleicht liegts daran, dass die Spieler zuviel an der Playstation sitzen. Sie sind wohl schon abgestumpft. Wie das Gericht, das in einem Musterprozess den Leiter eines Media Marktes freigesprochen hat. Das Game Stranglehold enthalte keine besonders grausame Brutalität. «Ehre ist sein Kodex. Rache ist seine Mission. Blutvergiessen ist seine einzige Wahl» steht auf der Website des Games. Immerhin. Aber möglicherweise gibts noch schlimmere Games als das überdrehte John-Woo-Game, das kaum mehr Brutalität bietet als ein durchschnittlicher Hollywood-Film. Der überschätzte Regisseur (z.B. Face/Off, Mission: Impossible II) ist bekannt für seine ästhetisch inszenierten Schiessereien.
Genau das ist sein Trick: Bei ihm sehen Ballereien wie Schwanensee aus. Nur dass die Schwäne am Ende tot im Schlachtfeld liegen.
Die Grausamkeit ist manchmal lieblich und freundlich. Aber damit schmeichelt sie sich nur ein. Bis wir den Unterschied nicht mehr erkennen.



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