Kommentar 09.04.2010, 06:00 Uhr

Der demokratische Duden

Das Google-Suchfeld ist auch ein Duden. Eigentlich sogar der bessere. Es kennt mehr Stichwörter und ist weniger borniert.
Vielleicht nutzen Sie Google auch als Duden-Ersatz: Wenn man unsicher ist, welche Schreibweise, welcher Ausdruck oder welche Redewendung korrekt ist, gibt man einfach beides nacheinander ins Suchfeld ein (natürlich mit Anführungsstrichen) und schaut, welche Eingabe mehr Treffer zutage fördert. Die Mehrheit hat zum Glück fast immer recht. Wer nähmlich mit h schreibt, bekommt gleich zuoberst den Hinweis: «Meinten Sie: nämlich», und die folgenden Treffer weisen den Suchenden mehr oder minder diskret auf seine Dämlichkeit hin.
Nicht immer funktioniert das allerdings. Probe aufs Exempel: «Ergibt keinen Sinn» ist korrekt und bringt 146'000 Treffer, «hat keinen Sinn» ist auch korrekt bei 1'070'000 Treffern, «macht keinen Sinn» ist falsch: 1'480'000 Treffer! Dieser Ausdruck, wie Ihnen jeder Klugscheisser mit erhobenem Zeigfinger gerne bestätigt, ist nichts weiter als eine wortwörtliche Übersetzung des englischen «to make sense», und wortwörtliche Übersetzungen sind halt weder «the yellow of the egg» (44'400 Treffer) noch «the wisdom's last conclusion» (4 Treffer).
Aber wer bestimmt überhaupt, was richtig ist und was falsch? Der Duden – aber mit welchem Recht? Sprache wandelt sich – was vor 100 Jahren noch kreuzfalsch war, ist heute korrekt und umgekehrt. Irgendwann wird jeder einsehen, dass es keinen Sinn macht, etwas als falsch anzuprangern, was alle sagen.
Ich bin jedenfalls der Meinung, dass Servela (24'000 Treffer), gopfertami (4430), Santimeter (5320) oder Coboy (59'400) korrekte Schweizer Ausdrücke sind. Vielleicht auch Koboi. Wenn man das bei der Google-Bildersuche eingibt, erscheinen tatsächlich viele Leute mit Cowboyhut, allerdings fast alle mit indonesischen Gesichtszügen. Wer hats erfunden?

Autor(in) David Lee



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