News 18.05.2012, 09:46 Uhr

Google+ ist als soziales Netzwerk tot

Einer neuen Studie zufolge lässt die Aktivität der Nutzer in Googles sozialem Netzwerk weiterhin zu wünschen übrig. Experten bezeichnen Google+ gar als gescheitert.
Eine neue Studie von RJ Metrics zur Nutzung von Google+ (G+) kommt zum Ergebnis, dass das Prestigeprojekt des Suchmaschinenkonzerns als soziales Netzwerk nach wie vor überhaupt nicht funktioniert. Eine Analyse der öffentlich einsehbaren Profile von 40'000 zufällig gewählten G+-Usern ergibt, dass sich Nutzeraktivität und -interaktion auf niedrigem Niveau bewegen. Google, das keine aussagekräftigen Daten zur Nutzung des Netzwerks veröffentlicht, reagiert auf die Ergebnisse mit einem trotzigen Verweis auf die privaten Aktivitäten der User, auf die Marktforscher keinen Zugriff haben.
Gescheitertes Projekt
«Aus den öffentlichen Timelines Schlüsse zu ziehen, ist legitim. Im Vergleich zu den öffentlichen Teilen bei Facebook-Profilen passiert bei G+ gar nichts, das wird im privaten Bereich nicht anders sein. User, die wirklich Wert auf Privatsphäre legen, verwenden nämlich weder G+ noch Facebook. G+ ist den Usern egal, das ist aus der Auswertung der Like-Buttons auf Internetseiten ersichtlich. Wenn der Facebook-Knopf schon dreistellige Klickraten erreicht, kommt das Google-Pendant noch nicht einmal auf zwei Stellen. G+ ist als soziales Netzwerk gescheitert», sagt Gerald Bäck, Geschäftsführer der Social-Media-Agentur digital affairs.
Diese Einschätzung bestätigen auch die Zahlen von RJ Metrics. Im Schnitt können die mehr als 70'000 untersuchten Postings weniger als ein +1, weniger als einen Kommentar und auch kein ganzes Weiterverteilen. Fast ein Drittel der Nutzer, die einen öffentlichen Eintrag schreiben, verfassen nie einen zweiten. Selbst der Suchtfaktor, der bei den meisten Netzwerken zu beobachten ist, stellt sich bei G+ nicht ein. Selbst nach dem fünften Posting liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nutzer nicht zurückkommt noch bei 15 Prozent. Nutzer, die öffentlich posten, lassen sich zwischen den Einträgen im Schnitt zwölf Tage Zeit.
Ständige Ausflüchte
Verfasst ein G+-Mitglied einen öffentlichen Post, sinkt die Anzahl der durchschnittlichen monatlichen Einträge ständig. Google sagt, dass die Nutzer des konzerneignen Netzwerks fast ausschliesslich in ihren privaten Kreisen verkehren und verweist auf die 170 Millionen registrierten Nutzer. Diese Zahl hat jedoch keine grosse Aussagekraft, da der Suchmaschinenkonzern mit einer aggressiven Strategie den Nutzern anderer hauseigener Produkte G+-Accounts praktisch aufgezwungenen hat. «Das bringt zwar Anmeldungen, aber keine Aktivität. Als soziales Netzwerk ist G+ ein Fehlschlag und wird es wahrscheinlich bleiben. Ich kenne kein Google-Produkt, dass von Anfang an erfolglos war und dann eine Trendwende geschafft hat», so Bäck.
Die vielen Medienanfragen nach aussagekräftigen Zahlen, etwa den monatlich aktiven Usern, wie sie auch die Konkurrenz veröffentlicht, ignoriert Google bisher beharrlich. Ein Bereich, in dem es Aktivität bei G+ gibt, sind Unternehmens- und Medienseiten. «Jeder, der auf eine gute Positionierung in den Google-Suchergebnissen angewiesen ist, muss eine G+-Präsenz unterhalten, seit Google die Suche mit G+ verknüpft», erklärt Bäck. Ob durch die Präsenz der Unternehmen bei G+ mehr User angelockt werden, ist fraglich. «Das schadet auf längere Sicht eher der Reputation der Suche als G+ beliebter zu machen», so Bäck.
Die Objektivität, die bisher immer die Stärke der Google-Suche war, ist laut dem Experten gefährdet. «Wenn mich eine Suche nach Britney Spears auf ihre seit Monaten nicht aktualisierte G+-Seite bringt, statt zu ihrem Facebook-Profil, wo sich tausende Fans tummeln, ist das eine Verschlechterung der Suchergebnisse», so Bäck. Nur weil G+ als soziales Netzwerk nicht funktionieren will, heisst das nicht, dass Google nicht zufrieden sein kann. «Die besseren Userdaten aus den Anmeldungen zu G+ verbessern die Kapazität, zielgerichtete Werbung schalten zu können und so gegenüber Facebook nicht ins Hintertreffen zu geraten», sagt Bäck.
Text: pressetext.com/Markus Kessler

Autor(in) Pressemeldung



Kommentare
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keuenhof
18.05.2012
ich glaube nicht das G+ Tod ist. Jedoch glaube ich auch nicht das G+ jemals an FB heran kommen wird. Ich sehe G+ und FB auch nicht als Konkurrenten sie Existieren einfach nebenher und einige werden beides nutzen. G+ wird andere Nutzer als FB haben. Warten wir mal die Jahre ab.....auch FB wird nicht mehr so wachsen.....diese Blase wird noch Platzen.

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froeschli
19.05.2012
Totgesagte leben länger Ich behaupte, genau diese nicht öffentlichen, für die Experten nicht einsehbaren Beiträge sind die Stärke von G+. Bei Google muss man sich nicht dauernd Gedanken machen, welches neue "Feature" gleich vom Chef (aka Zuckerberg bzw. Lary Page/Sergey Brin) eingeführt und öffentlich gemacht wird. Bei Facebook ist zuerst einmal alles offen für jedermann/-frau. Wenn hingegen Google etwas neu einführt, wird man als Nutzer ständig darauf hingewiesen, hat aber die Möglichkeit nein zu sagen. Genau dieses System verhindert, dass "fremde" Experten mit ihren Analysetools und -methoden die (durchaus) vorhandenen Daten der Nutzer einsehen und auswerten können. Natürlich ist es für solche Experten auch aus wirtschaftlicher Sicht ein Dorn im Auge, dass die Daten bei G+ mehrheitlich privater Natur sind. Da scheint es selbstverständlich, dass die Plattform erstmal für tot erklärt wird. Gruss froeschli