News 24.02.2012, 10:01 Uhr

Zürcher wollen Musikindustrie aufmischen

Die ganze Lizenzierungsmaschinerie der Musikindustrie ist viel zu kompliziert, finden die Macher des Netzwerks restorm.com und lancieren kurzerhand eine Webseite, über die Künstler und Kunden künftig ihre Lizenzgeschäfte abwickeln sollen.
Die in Zürich ansässige Firma Restorm AG, die Firma hinter dem gleichnamigen Musiknetzwerk restorm.com, war quasi mit der Gesamtsituation unzufrieden: «Obwohl die Werbe- und Filmbranche jährlich über 2,5 Milliarden US-Dollar für Musik ausgibt, verstehen die wenigsten Musiker nicht einmal die Grundzüge dieses Geschäfts», schreiben die Macher in ihrem Blog. «Deswegen fliesst am Ende das Geld immer in dieselben Taschen einiger weniger grosser Labels.»
Lizenzieren leicht gemacht
Aus dieser Unzufriedenheit heraus haben die Zürcher kurzerhand die Webseite rightclearing.com erschaffen. Das Konzept ist denkbar einfach: Musiker können ihre Werke auf der Plattform hochladen und bestimmen, zu welchen Konditionen sie ihre Musik lizenzieren wollen. Beispielsweise kostet die Lizenz um einen Song in ein YouTube-Video einzubinden nur einen Bruchteil der Lizenz, die für einen Werbespot im Fernsehen nötig ist. Der Kunde, der die Musik lizenzieren will, sucht auf rightclearing.com einfach das passende Stück und lizenziert es mit wenigen Klicks zu individuellen Konditionen. Wie viel man für eine Lizenz zahlt, ist beispielsweise auch vom eigenen Budget abhängig.
Künstler behalten Einnahmen und Rechte
Für alle involvierten Parteien soll rightclearing.com diverse Vorteile bringen. Der offensichtlichste ist, dass die Lizenzierung wesentlich einfacher, unkomplizierter und vor allem unabhängiger vonstattengeht als bisher. Aber auch finanziell ist die neue Plattform lukrativ. Künstler können ihre Musik nämlich völlig kostenlos über rightclearing.com lizenzieren. Auch sämtliche Lizenzeinnahmen bleiben zu 100 Prozent bei den Künstlern. Lediglich Lizenznehmer zahlen eine Transaktionsgebühr von 10 Prozent. Und auch die Rechte an ihrer Musik bleiben vollständig bei den Künstlern.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Künstler die Lizenzierungskonditionen für ihre Werke selbst bestimmen können. Und die Lizenznehmer erhalten jeweils eine individuelle Offerte, abhängig von Nutzungszweck, Budget und weiteren Angaben.
Wer die passende Musikuntermalung für ein Video oder einen Radiospot sucht, hat zwei Möglichkeiten. Entweder er verwendet die klassische Suche auf rightclearing.com, um Titel anhand von Genre, Stimmung etc. ausfindig zu machen. Oder er lädt einfach ein Soundfile hoch, das ungefähr den Stil repräsentiert, den man sucht. Anschliessend analysiert eine Software das Soundfile und findet automatisch ähnliche Stücke in der Datenbank.
Wie reagieren die grossen Labels?
Derzeit stehen auf rightclearing.com 12'000 Musiktitel zur Lizenzierung bereit. Wie 20min.ch schreibt, sind aber die grossen Musiklabels wie Sony oder EMI noch nicht an Bord. Viele aus den Charts bekannte Tracks lassen sich somit (noch) nicht lizenzieren, grösstenteils profitieren davon kleine, unabhängige Künstler. Die Frage wird sein, ob die Plattenlabels einwilligen, ihre Lizenzen in fremde Hände zu geben.
Die Zürcher von restorm.com haben mit ihrer neuen Lizenzierungsplattform für Musiker einen mutigen Schritt gewagt. Und sie verfolgen grosse Ziele: Sie wollen nicht weniger als einen der grössten Geschäftszweige der Musikindustrie demokratisieren und den Grundstein für ein faires und modernes Urheberrecht legen.
Auch in den USA wollen die Schweizer übrigens mit ihrer Idee durchstarten. Die Voraussetzungen sind gut, im Aufsichtsrat für rightclearing.com befinden sich bereits internationale Schwergewichte aus der Szene, etwa Joi Ito, Leiter des MIT Media Labs in Massachusetts.
Video: So funktioniert rightclearing.com (Quelle: YouTube):



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