News 12.11.2014, 11:31 Uhr

Wenn die Sex-Abo-Falle zuschnappt

Immer mehr Handy-Nutzer tappen in Sex-Abo-Fallen. Aber wie kommen Anbieter an die Telefonnummern von Nutzern, wenn nur ein Werbebanner angeklickt wurde?
Ein Klick auf eine Werbebotschaft, eine Weiterleitung auf eine Sexfilmseite, und schon flattert eine Handy-Rechnung ins Haus. Von dieser Masche berichtete Anfang Oktober der «Beobachter», nachdem sich über 200 Betroffene bei der Redaktion gemeldet hatten.
Handy-Besitzer beklagen sich, versehentlich ein Abo für Sexfilme eines in London registrierten Sexinhalteanbieters namens «Pulsira Limited» abgeschlossen zu haben. Eingefordert wurden die Geldsummen von zwei Schweizer Firmen, der PayPay AG und der Obligo AG. Keine unbekannten Namen. So berichtete das Konsumentenmagazin «Espresso» schon zweimal über «Ärger mit Rechnungen von PayPay und Pulsira». Die meisten Opfer geben an, nie auf den Pornoseiten gewesen zu sein, und dass keine Vertragsbestandteile ersichtlich waren.
Nachdem der Tages-Anzeiger die Swisscom den Fall analysieren liess, kam zutage, dass der im Kanton Schwyz domizilierte Mehrwertdienstanbieter VAS Tools AG missbräuchlich Handy-Nummern abgreifen konnte. «Swisscom hat den Zugang der VAS Tools umgehend gesperrt, der Vertrag wurde gekündigt und rechtliche Schritte werden geprüft», sagt Swisscom-Mediensprecher Olaf Schulze.
Bei VAS Tools handelt es um einen (ehemaligen) Vertragspartner der Easypay-Plattform, einer WAP-Billing-Schnittstelle der Swisscom. Über die Plattform sei das Abrechnen von Mehrwertdiensten über die Handy-Rechnung möglich, erklärt Olaf Schulze. Der Kunde müsse dazu aber zwingend eine Checkout-Seite bestätigen, dann würde (im Normalfall) der Easypay-Partner die Rufnummer des Kunden erhalten, um den Service freizuschalten. «In dem vorliegenden Fall hat VAS Tools die Telefonnummer missbräuchlich abgegriffen, ohne, dass die Bestätigungsseite vom Kunden bestätigt wurde», so Schulze. Man wisse von drei Fällen.
Wie der «Sexfallentest» des Tages-Anzeigers bestätigt, muss ein mysteriöses Callcenter an die abgezapften Nummern von VAS Tools herangekommen sein. Zwei Tage nach dem Klicken auf das Banner rief jedenfalls ein Callcenter den Tester an. Der Anrufer gab an, gerne mal für einen Krankenkassenprämienvergleich vorbeizukommen, wozu er die Adresse bräuchte.
«Kunden empfehlen wir, in keinem Fall bei nicht selbst angeforderten Anrufen von Callcentern ihre Adresse bekannt zu geben und Rechnungen für Abos, die sie nicht bestellt haben, nicht zu bezahlen, sondern anzufechten», rät Swisscom.

Autor(in) Simon Gröflin



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