Kommentar 28.04.2006, 07:00 Uhr

Das Freitagsbit: Copypaste-Justiz

Die WWKolumne
Copy und Paste sind ein tolles Team. Ausschneiden, einfügen - so muss auch das Urteil des Verwaltungsgerichts eines Mittelland-Provinzkantons entstanden sein. Eine Bekannte hat es mir kürzlich gezeigt. Neun Seiten umfasst das Dokument. Das Gericht musste die Verfügung eines kantonalen Amtes überprüfen. Worum es inhaltlich geht, spielt keine Rolle.
Der Vergleich des Urteils mit der Verfügung schockiert aber: Zu mehr als 80 Prozent wurden Sätze und Inhalte aus der Verfügung kopiert. Und wo das Gericht eigene Überlegungen anstellt, zieht es offensichtlich falsche Schlussfolgerungen - weil die Informationsgrundlage der Verfügung nicht überprüft wurde. Was man Studenten ankreidet - das Kopieren von Informationsquellen aus dem Internet in eigene Arbeiten - darf die Justiz offenbar ungestraft tun.
Die Copypaste-Mentalität zersetzt unsere Gesellschaft. Immer öfters schleicht sie sich in den Alltag ein. Keine eigenen Gedanken mehr. Nur noch aus dem Internet oder aus den Kommentarspalten der Medien kopiertes Zeugs.
Vielleicht liegt das Problem im Falle des Verwaltungsgerichts auch woanders. Hat es seine Urteile nach Polen ausgelagert? Der Gedanke liegt nahe. 600 Franken kostet das angeblich von drei Richtern und einer Gerichtsschreiberin verfasste "Urteil".
Zum Denken zu billig. In Polen gehts billiger.



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