Kommentar 19.03.2010, 11:04 Uhr

Killerspielverbot: besser wäre Jugendschutz

Killerspiele sollen - so fordern es National- und Ständerat - in der Schweiz verboten werden. Die Jugend müsse vor gewaltverherrlichendem Schund geschützt werden. Mit dem zweiten Teil der Botschaft bin ich einverstanden.
Es gibt sehr viele Spiele, die nicht in die Hände von Jugendlichen, geschweige denn von Kindern gehören. Jugendschutz müsste bei PC- und Konsolengames genauso selbstverständlich sein wie beim Alkoholkonsum oder bei Kinobesuchen. Und genau hier hört mein Verständnis auf: Ich trinke gerne ein gutes Glas Wein und geniesse meine Single-Malt-Sammlung. Niemandem käme in den Sinn, mir dieses Recht abzusprechen, nur weil einige Jugendliche Komasaufen cool finden und damit sich und andere gefährden.
Ich frage mich, welches Verständnis von Freiheit Politiker haben, die mir – einem 52-jährigen Mann – ein Freizeitvergnügen verbieten wollen, das niemanden beeinträchtigt und bei dem niemand zu Schaden kommt. Jawohl: Diese Games haben einen kriegerischen Hintergrund. Darüber darf man verschiedener Meinung sein. Man kann das aus moralischen Gründen auch ablehnen. Moral ist in einer freiheitlichen Gesellschaft aber eine sehr heikle Grundlage für Verbote.
Ich befürchte, dass sich die wenigsten Politikerinnen und Politiker wirklich Rechenschaft darüber abgelegt haben, wem sie hier was verbieten wollen. Die heute 30-jährigen sind mit dieser Form der Freizeitbeschäftigung gross geworden. Ich behaupte, dass heute die Mehrheit der (Online)-Spieler älter als 18 ist, also nach unserem Rechtsverständnis erwachsen. Die absolut überwältigende Mehrheit der Spieler kann unterscheiden, was Realität ist und was sich auf dem Bildschirm abspielt. Es gibt keinen einzigen triftigen Grund, diesen mündigen Bürgern ihre Freizeitbeschäftigung zu verbieten.
Und ganz zum Schluss: Sehr viele dieser Games sind so angelegt, dass die gemeinsam spielende Gruppe immer die Einzelkämpfer dominiert. Ich hatte mal einen tollen Spielnachmittag mit vier mir völlig fremden Spielern. Gespielt wurde Battlefield 2, ein umstrittenes Kriegsspiel. Wir unterhielten uns per Headset auf Englisch über die Taktik, die wir einschlagen wollten. Ein Spieler war aus Kanada, einer aus Holland, einer aus Deutschland und einer aus Polen. Wir gewannen ein Spiel ums andere, weil wir perfekt zusammenspielten und uns gegenseitig unterstützten. Was für eine wundervolle Erfahrung für einen jungen Menschen, der spielerisch erfahren kann, wie toll Teamwork funktioniert und dass Menschen aus anderen Kulturkreisen cool und interessant sind. Auch das sollte ab und zu in der Diskussion berücksichtigt werden.



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