Kommentar 12.10.2010, 06:42 Uhr

Windows Phone 7 ohne Fenster

Windows Phone 7 steht hierzulande mit fünf Handys in den Startlöchern. Damit schliesst Microsoft die Fenster und wechselt die Rahmen aus. Die neuen sind enger.
Dieser Tage beginnt Microsoft, für neue Mobiltelefone mit Windows-Betriebssystem die Werbetrommel zu rühren. Am 21. Oktober – dem Erstverkaufstag – wagen Steve Ballmer & Co. vermutlich nicht, auf Schlangen vor den Mobiltelefonhändlern zu hoffen. Aber selbst wenn dort interessierte Käufer warteten: Kaum jemand würde eine Notiz davon nehmen. Schliesslich gibt es in Genf, im Glattzentrum, in Zürich, sonst wo auch, Tausende Mobilfunkshops. Sie können ihren Kunden zu allem Überfluss auch noch fünf verschiedene Modelle offerieren – indes gibt es alle fünf vorläufig nur mit jeweils einer Speichergrösse.
Ein echter Windows-Jünger wird nach dem Kauf auch enttäuscht sein. Denn klassische Fenster sind auf den ca. zehn Zentimeter grossen Bildschirmen nicht mehr zu sehen. Auch fehlen die gewohnten Icons zum Schliessen der Fenster, der bewährte Fensterrahmen, fast das gesamte Mauerwerk. Statt auf maximale Kompatibilität wie bisher setzt Windows Phone 7 auf strenge Mindestanforderungen.
Solide Basis – mit allen Konsequenzen
Allerdings sind die Vorgaben nicht so strikt wie beim Wettbewerb. Ein iPhone ist ein iPhone, Unterschiede gibt es nur in der Speicherausstattung. Microsofts Lieferanten wie hierzulande HTC, LG und Samsung dürfen den (sowieso unpassenden) sechs «Hubs» zum Beispiel weitere hinzufügen. Oder sie können Apps vorinstallieren, die ihre Telefone von denen der Konkurrenten unterscheiden. Die einen addieren Dolby-Sound, die anderen standortbezogene Dienste, die dritten mehr Verbindungen ins soziale Netz. Für sich allein genommen sind alle drei keine echten Verkaufsargumente. Wenn aber die Grundausstattung stimmt, sind es willkommene Extras.
Die Extras beissen sich nicht mit Microsofts Bestreben, eine solide, leistungsfähige Plattform für Windows Phone 7 zu haben – genau wie Apple. Denn Gründe für das Umschwenken auf rigide Hardware-Anforderungen sind in erster Linie die bessere Performance und geringere Fehleranfälligkeit. Das macht Apple vor, Microsoft nun nach. Die Handy-Lieferanten bedauern selbstverständlich, dass sie nicht mehr Geräte nach ihrem Gusto bauen dürfen und dem Betriebssystem die Schuld geben können, wenn eine Funktion nicht den Erwartungen entsprechend arbeitet. Denn nun müssen sie ihre Fenster in den Microsoft-Rahmen einpassen.
Den Privatanwender im Fokus
Zwei Streben des Fensterrahmens sind der «Zune Player 4.7» und der Onlinedienst «Windows Live». Ersterer ersetzt ActiveSync und das Synchronisierungscenter für den Abgleich mit dem PC, Letzterer führt Social-Media-Kanäle wie Facebook, Windows Live Messenger und Xing zusammen. Beides ist problematisch, wenn ein Windows Phone 7 in einer Unternehmensumgebung verwendet werden soll. Denn die wenigsten Administratoren werden Freude daran haben, neben Geschäftsanwendungen auch noch eine Multimedia-Software zu pflegen, geschweige denn, die gerade erst durchgesetzte Facebook-Sperre durch die Hintertür Windows Live wieder zu öffnen.
Windows Phone 7 ist laut Beteuerungen von Microsoft allerdings auch nicht primär für den Unternehmensanwender konzipiert. Der Privatnutzer steht im Fokus, erscheint den Strategen in Redmond ein lohnenderes Zielpublikum. Die Erfolge von Apple & Co. scheinen dem Software-Riesen recht zu geben.
Details zum Start von Windows Phone 7



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