Kommentar 16.08.2002, 12:45 Uhr

Das Freitagsbit: Die Musi spielt im Web

Die WWKolumne
Marktforscher lesen der Musikindustrie die Leviten. Rechzeitig zur Popkomm [1] in Köln, die gerade gestartet ist. Die Produzenten und Dealer der Droge Musik beklagen sich seit längerem wie die Wirte über eingebrochene Absatzzahlen und schieben den Raubkopierern die Schuld in die Schuhe. Das Gejammere können auch die Marktforscher nicht länger mehr ertragen. Forrester [2] und die Yankee Group [3] sind unabhängig voneinander zu ähnlichen Ergebnissen gekommen: Die Musikindustrie ist selber an ihrer Misere Schuld.
Bis 2005 werde der Nutzungsgrad von P2P-Tauschbörsen weiter ansteigen, meinen beide Firmen. Grund: Die Industrie baue ihre eigenen kommerziellen Musikangebote an den Wünschen der Kunden vorbei. Diese wollten Songs nicht mieten, sondern frei darüber verfügen können, sie also auf CD brennen oder in den MP3-Player beamen. Ausserdem böten die Musikplattformen nur eine zufällige Auswahl, teilweise gar nur altes Material an.
Es ist Zeit geworden, dass jemand den CD-Multis den Kopf wäscht. Deren Manager sind verwirrt und fürchten um ihre Absatzkanäle, das ist verständlich und teilweise ist das Wehklagen über Raubkopien ja auch berechtigt, besonders da, wo CDs im grossen Stil kopiert und verkauft werden. Die Kopierschutzfesseln für Heimanwender führen letztlich vielleicht dazu, dass ich mir künftig eine CD fürs Wohnzimmer, eine fürs Auto und eine Flash-Card für den MP3-Player werde zulegen müssen - die Industrie würde so dasselbe Produkt gleich dreimal verkaufen. Es ist ihr zuzutrauen.
Falls ich als Konsument und freier Bürger beschliessen sollte, mittels Tricks den Kopierschutz zu umgehen, stehe ich mit einem Bein im Gefängnis, geniesse dafür meinen Lieblingssound überall. Ich wäre kein Revolutionär, kein Umstürzler und nicht gerade Staatsfeind Nummer 1. Wohl aber ein Feind der Plattenbosse.



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