Tests 23.02.2016, 07:57 Uhr

Hands-on: Huawei MateBook

Wie erwartet wird das Surface zum Vorbild für andere Hersteller. Auch Huawei wagt sich an ein Windows-Tablet als Laptop-Ersatz. Wir haben das MateBook ausprobiert.
Microsoft war sich schon beim ersten Surface sicher, ich beim Pro 2, und spätestens seit dem insgesamt erfolgreichen Surface Pro 4 tauchen immer mehr Hersteller mit eigenen Convertible-Varianten nach Modell Surface auf. Huawei kommt dem Original bisher wohl am nächsten, obwohl der Tablet-Teil des MateBook auffällig den aktuellen iPads gleicht. Schlecht ist das nicht, schliesslich überzeugen Apples Tablets im Schnitt mehr, wenn es ums Design geht. So auch beim MateBook, welches das Surface optisch klar schlägt und auch gut verarbeitet wirkt.
Huaweis Angriff auf Microsoft: das MateBook
Quelle: NMGZ
Mit seinem 12-Zoll-Display und der gleichen Dicke wie beim iPad Pro (6,9 mm) lässt sich das MateBook nur schwer in einer Hand halten. Zumindest nicht für längere Zeit. Dazu ist das Convertible aber auch nicht gebaut worden. Vielmehr soll es in Kombination mit Stylus und Tastatur glänzen. Entsprechend hat Huawei neben dem Tablet auch eine Tastatur, einen Stylus und eine Docking-Station entwickelt.
Der Stylus geht klar in die Richtung Surface und verfügt über eine weiche Spitze, die sich sehr ähnlich anfühlt wie diejenige von Microsoft. Dazu kommen zwei Tasten für die Stylus-Steuerung und ein Laserpointer auf der Rückseite – praktisch für Präsentationen. Der Stylus selbst wirkt in Ordnung und gleitet schön auf dem Display. Allerdings fiel der Stift in unserem Hands-on spontan auseinander. Ob das an unsachgemässer Bedienung, einem Defekt oder einem Qualitätsproblem liegt, lässt sich nur schwer sagen. Generell fühlt sich der Stylus von Huawei aber nicht besonders stabil an.
Besser jedoch als die Tastatur. Hier fällt Huawei leider klar hinter Microsoft zurück. Das Folio von Huawei kann weder als Tastatur, noch als Ständer mit dem Surface mithalten. Im Gegensatz zum angenehmen Laptop-Gefühl beim Surface fühlen sich die Tasten des MateBook eher schwammig an. Die fehlenden Abstände zwischen den einzelnen Tasten sind ebenfalls eher ungünstig und machen präzises Schreiben unnötig kompliziert. Immerhin ist das Touchpad deutlich grösser als beim Surface und bedient sich sehr angenehm.
Stift und Tastatur können trotz guter Ansätze nicht vollständig überzeugen
Quelle: NMGZ

Der zweite Kritikpunkt am Tastatur-Folio des MateBook ist der uninspirierte Kickstand. Huawei verwendet das übliche Origami-System, das auch Apple und die meisten Android-Hersteller für Folios verwenden. Die Vorderseite wird durch die Tastatur abgedeckt, die Rückseite von einem dreiteiligen Schutz, der zu einem Dreieck gefaltet werden kann, um das Tablet zu stützen. Damit fehlt dem MateBook eine der besten Funktionen des Surface: der stufenlos verstellbare Kickstand. Gerade mit dem Stylus wäre es praktisch gewesen, das Tablet in eine flachere Position bringen zu können. Das führt in unserem Hands-on auch gleich dazu, dass der Kickstand überfordert nachgibt und das Tablet nach hinten klappt.
Das dritte Accessoire macht sich durch eine etwas umstrittene Design-Entscheidung quasi selbst relevant: Die Docking-Station ist mehr als nur nützlich, da sie das MateBook mit zusätzlichen USB-Anschlüssen ausstattet. Der einzige Type-C-Anschluss wird nämlich zum Aufladen des MateBook verwendet. Hat beim Macbook Air nicht funktioniert und fällt auch hier durch. Da macht sogar Microsofts merkwürdiger, proprietärer Magnetstecker mehr Sinn.
Der Kickstand ist einer der grössten Kritikpunkte gegenüber dem Surface
Quelle: NMGZ
Deutlich überzeugender ist das Display, das sich trotz widriger Lichtverhältnisse auf dem Messegelände ansprechend präsentiert. Die Auflösung von 2160 x 1440 Pixeln ist etwas niedriger als beim Surface, was jedoch nicht gross auffällt. Durch das IPS-Panel dürfte auch die Farbabdeckung stark sein. Wie genau die Farben sind, lässt sich ohne Messgeräte nur schwer ermitteln, Huawei verspricht jedoch Werte in der Region von Surface, iPad und Co.

Preise, Varianten und Fazit

In Sachen Preis und Leistung misst sich das MateBook in seinen diversen Varianten etwa mit den günstigeren Surface-Versionen. Die verbauten Prozessoren sind mobile Versionen von Intels sechster Generation: Intel Core m3, m5 und m7. Beim Speicher gibt es entweder 4 oder 8 GB RAM und entweder 128 oder 512 GB Nutzspeicher. Für die Schweiz sind noch keine Preise oder Termine bekannt. Die US-Preise belaufen sich jedoch von 699 bis 1599 $.
Insgesamt kann man das erste Windows-Tablet von Huawei durchaus als gelungen bezeichnen. Das Surface Pro kann es nicht vom Thron stossen, allerdings eventuell mit einigen gezielten Preisaktionen für Anreize sorgen. Schliesslich ist das MateBook durchaus ein kompetentes Gerät, welches das Tablet als Arbeitsgerät weiterbringen wird.



Kommentare
Avatar
Luca Diggelmann
24.02.2016
Was ist damit gemeint: Also wieso genau funktioniert USB Type C nicht zum aufladen? Von der Leistung her, wenn alles richtig spezifiziert ist, ist das doch DER Weg zu einer Standardisierung. Es können beim Profil 5 bis zu 5A Ladestrom zugelassen sein bei 20V, was einer Leistung von 100W entspricht. Ein 38 Wh Akku wie im Surface Pro 4 ist in weniger als einer halben Stunde geladen. Dies setzt entsprechende Kabel und "intelligente" Netzteile voraus, die nach einem Handshake die Spannung und den Strom aushandeln. Welche Leistung kann über den Lightning-Stecker übertragen werden? Mehr auf keinen Fall.... Und was ist hiermit gemeint? Was ist daran merkwürdig? Dass Microsoft wie Apple proprietäre Ladestecker hat? So unterschiedlich sind die Stecker ja nicht einmal, und was ist falsch an einem Magnetstecker? Hallo Abarth Type-C funktioniert bestens zum Aufladen. Was nicht funktioniert, ist den einzigen Anschluss gleichzeitig als Ladeanschluss zu benützen. Somit kann man während dem Aufladen keine Peripherie anhängen. 2016 finde ich eigentlich jeden proprietären Stecker merkwürdig. Nur schon weil wir so starke Standards wie USB 3.1 über Type-C haben. Magnetstecker sind interessant, sehr einfach einzustecken, aber halt auch einfach auszustecken. Derjenige vom Surface jedenfalls verabschiedet sich sehr schnell aus der Verankerung. Finde ich bei einem Ladekabel etwas problematisch und bin daher noch nicht zu 100% davon überzeugt. Gruss, Luca

Avatar
Abarth
24.02.2016
Ach so, das hatte ich nicht so verstanden. Ja klar, nur eine USB C als einzige Schnittstelle, sowohl zum Aufladen wie auch für Peripherie ist zu mager. Die ist ja so klein, da kann man wohl mehrere einbauen. Andererseits finde ich, wenn es die Gehäusedicke erlaubt, nach wie vor vorteilhaft, noch eine normale USB Schnittstelle zu haben. Übrigens, So auch beim MateBook, welches das Surface optisch klar schlägt scheint mir doch sehr Geschmackssache. Das geradlinige, stringente Design der Surface Modelle gefällt mir besser als die halb-gerundeten iPads mitsamt allen mehr oder minder offensichtlichen Kopien.