Kommentar 06.11.2009, 07:00 Uhr

Schrott für die Dame

Ein Frauennotebook ist ein gewöhnliches Notebook, das man in einen Pink-Farbeimer geworfen hat. Und der Frauenbrowser? Da ist nicht mal der Eimer nötig. Ausser, es wäre ein Abfallkübel.
Die Zeitschrift Annabelle lanciert einen Browser für Frauen. Ist klar: Nachdem Frauen seit 15 Jahren problemlos im Internet surfen, muss nun für das schwache Geschlecht eine Software erfunden werden, die «die Navigation vereinfacht». Ich hab das aus Neugier sogar installiert – nach nur drei Systemneustarts, einer langwierigen «Untersuchung auf Malware» und ein paar weiteren Schikanen war dann der Annabelle-Browser parat. Er sieht genau gleich aus wie der Internet Explorer und ich würde sagen, es ist – der Internet Explorer. Einziger Unterschied: Als zusätzliche Homepages sind annabelle.ch und msn.ch und ein paar Links zu Schnäppchen und Tageshoroskop mit einem Add-On hinzugefügt. Sie sehen schon: Hier nimmt man Frauen ernst.
Zuerst: selten so gelacht. Aber dann doch nachdenklich geworden. Man muss sich ja schon fragen, warum es ausgerechnet eine Frauenzeitschrift ist, die sowas macht. Arbeiten dort als Frauen(versteher) getarnte Sexisten? Kaum. Oder wissen die eh gar nicht, was sie tun? Das ist nicht auszuschliessen, denn der Beitrag wurde in der Rubrik «Kultur», Unterrubrik «Kunst» eingeordnet. Noch wahrscheinlicher ist aber, dass Frauenzeitschriften keinen anderen Zweck haben, als Frauen zum Shoppen zu animieren. Das ist auch dringend nötig, weil die Wirtschaft stagniert und es immer noch Frauen gibt, die höchstens 90 % ihrer Freizeit zum Shoppen verwenden.
Übrigens, in meinem Tageshoroskop steht: «Sie sind heute einfach unzufrieden. Dazu kommt ein leichter Hang zum Nörgeln. Ein Glück, dass heute der Mond in Ihrem astrologischen Fun-Sektor aufgeht und Ihnen ein bisschen Lust auf Liebe macht.»
Annabelle, ach, Annabelle: So ganz unrecht hast du da nicht.

Autor(in) David Lee



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