News 05.11.2015, 10:03 Uhr

HTC Vive getestet: PCtipp taucht ein in die virtuelle Realität

Auch HTC wagt schon Ende 2015 den Einstieg in den Markt der Cyberbrillen. Es könnte funktionieren.
In eine virtuelle Unterseewelt abtauchen und sich dabei völlig freihändig bewegen – das klappt bislang bestenfalls in den Träumen. 3D-Grafik und zahlreiche Sensoren machen es erst möglich. VR-Brillen mit integrierten Displays erkennen dabei auch Kopfbewegungen. Nur so lassen sich 3D-Welten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Dabei kommt es sehr darauf an, wie gut die Darstellung an die Kopfbewegung angepasst ist. Stimmt etwas nicht, kann einem davon wirklich schlecht werden. Die angekündigte Partnerschaft mit Steam-Betreiber Valve kam am Mobile World Congress vom Frühjahr 2015 sehr überraschend. Nun will es also auch HTC im Cyberbrillen-Geschäft versuchen. Wir konnten die HTC Vive erstmals in Zürich ausprobieren – und waren begeistert.
Erstaunlich: Die Interaktion mit Objekten funktioniert schon sehr präzise (Quelle: HTC/YouTube)

Lasersensoren begrenzen das Spielfeld

Die Auflösung beim Prototyp ist in etwa so scharf wie beim DevKit 1 der Ocolus Rift. Die einzelnen Display-Bildschirme lösen derzeit mit 720p pro Auge auf. Gestochen scharf ist das Bild damit noch nicht. Jedoch trübt es das Live-Szenario nicht. Nicht weniger als 90 Sensoren registrieren die Kopfbewegungen des Anwenders. Man führt mich in eine etwa 4 x 5 Quadratmeter grosse Fläche eines Zimmers. Links und rechts stehen zwei Lasersensoren, die den Raum aufspannen, in dem man sich bewegt.
Beim fertigen Enduser-Produkt sollen sich die beiden Sensoren schlicht und einfach an der Wand fixieren oder auf zwei Möbelablagen positionieren lassen. Im 20 Quadratmeter grossen Raum kann man sich frei bewegen. Im virtuellen Geschehen wird einem der Raum (wie im Spiel «Assassin's Creed») durch herannahende 3D-Gitterwände abgegrenzt, sobald man den Bereich überschreitet. Die Wii-Remote-ähnlichen Controller fungieren dann in der projizierten Welt etwa als Pinsel und Malbretter oder einfach als Hände, um mit Gegenständen oder Menüs zu interagieren.

Die Hände als Waffen benutzen

Die Hände als Waffe(n) benutzen - zum Beispiel in einem Zombie Shooter
Am meisten beeindruckt hat eine Zombie-Demo im Stil von «Left 4 Dead». Wie in einem Egoshooter bewegt man sich frei durch eine Wüste, nimmt verschiedene Waffen auf oder schiesst zweihändig mit den Trigger-Buttons. Nachgeladen wird ganz natürlich, indem man mit den Daumen über die obere Trackpad-Fläche der beiden Joysticks streift. Besonders spassig wirds, wenn in der felsigen Wüste von links und rechts untote Kreaturen herannahen. Einzige Stolperfallen stellen bislang noch die zahlreichen HDMI- und USB-Kabel dar. Der Andrenalinpegel steigt aber dennoch: Erstmals – und völlig ungewohnt – neigt man den Kopf von links nach rechts, um den Biestern nicht zu nahe zu kommen. Diese Demo hat mich zumindest «ziemlich geflasht». Wenn mehr Spiele dieser Art möglich werden, was man auch der Oculus Rift zutrauen kann, wird es richtig spannend.
Die Prototyp-Controller funktionieren ähnlich wie die Wii-Fernbedienung. Den vorderseitigen Trigger-Button bedient man mit dem Zeigefinger. Speziell: Die oberseitige Trackpad-Fläche wird vom Daumen ertastet

2016: das Jahr der Cyberbrillen

HTC will sein Headset noch vor Jahresende verfügbar machen. Offiziell soll es dann bereits Anfang 2016 soweit sein. Bis sich die Technik im Massenmarkt etabliert, dürften aber noch einige Jahre verstreichen. HTC wagte vor Ort in Zürich noch keine Aussagen zum finalen Design. Auch einen Preis wollte man noch nicht nennen. Sicher ist aber, dass die Hardware-Anforderungen ähnlich hoch sein werden wie bei der Oculus Rift. Ein Hardcore-Spieler mit der passenden Hardware werde sich das schon leisten wollen, schmunzelte der Smartphone-Hersteller. Zu den Spielen, die es unterstützen werden, wollte man noch nichts verraten. Etwa sechs neue Titel werden es zum Launch voraussichtlich sein, darunter auch ein «Kracher mit einem gewissem Bekanntheitsgrad», gab sich HTC geheimnisvoll.
Mit Sonys Morpheus, der Oculus Rift von Facebook und der HTC Vive, die alle im nächsten Jahr erscheinen, wird jedenfalls einiges in den virtuellen Welten passieren. Es bleibt derweil der Spekulation überlassen, ob HTCs neustes «Flaggschiff»-Smartphone gewissermassen eine letzte ironische Design-Geste an Apple war: Als ob HTC sein kriselndes Smartphone-Geschäft nicht mehr zu seiner Kernkompetenz zählen möchte und es dem Anschein nach nicht mehr nötig hat.

Autor(in) Simon Gröflin



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