News 27.01.2014, 10:42 Uhr

Der schnüffelnde Smart-TV im Wohnzimmer

Moderne Smart-TVs bringen das Internet nicht nur in die Stube: Sie nutzen es auch selbst gerne, wie eine aufwendige Untersuchung von c't zeigt.
Mit der zunehmenden Vernetzung der smarten TVs steigt auch die Gefahr der «vernetzten Daten»
Smart-TVs bieten den Betreibern von TV-Sendern neue ungeahnte Möglichkeiten, die Zuschauer zu überwachen. Denn Fernseher bringen das Internet nicht nur in die Stube, sie nutzen es auch selbst gerne, wie Ronald Eikenberg vom Fachmagazin c't berichtet. c't hat mehrere Smart-TVs und TV-Sender einer aufwendigen Analyse unterzogen: unter anderem je ein Modell von LG, Panasonic, Philips, Samsung und Toshiba. Die Geräte durften während des Testszenarios auf das Internet zugreifen, wobei der Datenverkehr mit einem Analyse-Tool aufmerksam verfolgt wurde. Was nämlich vor allem unverschlüsselt durch die Leitung fliesst, ist das Datenangebot aus HbbTV, über das der Fernseher via Internet laufend Informationen zum aktuellen Programm hervorkramt.

Informationen für TV-Hersteller – und Google

Was bei der Untersuchung von c't für Aufsehen sorgte: Wurde ein Sender wie Pro7 aufgerufen, erhielt der TV bereits beim Einschalten von Pro7 einen Befehl, mit seinem Smart-TV-Browser ein PHP-Script zu starten, das wiederum für das Aufrufen einer kleinen Infobox verantwortlich war. Bei der Infobox handelt es sich um das sogenannte «Red Button»-Banner. Dieses Banner wird jeweils rechts unten beim Aufruf eines Senders kurz eingeblendet, um das Angebot von HbbTV-Inhalten zu signalisieren. Dabei kam es bei fast jedem Senderwechsel nach dem Laden des Banners (über den Webbrowser des TVs) zu einer Kontaktaufnahme mit dem Internet. Bei Arte und der ProSiebenSat1-Gruppe beispielsweise soll der TV sogar, so ganz nebenbei, in regelmässigen Abständen mit den Tracking-Servern von Anbietern wie Google Analytics, Chartbeat.com und Webtrekk kommuniziert haben.

Datenschutz zeigt sich besorgt

Nach bisherigen Einschätzungen von Datenschutzexperten stellt die Übertragung von personenbezogenen Daten klar eine Rechtswidrigkeit dar.
Man arbeite zurzeit an einer einheitlichen Lösung zur Abstellmöglichkeit von Cookies, versicherte zumindest RTL. Andere Sendergruppen wie ProSiebenSat1 wollen nach Lösungen suchen, um Messungen künftig «ohne externe Hilfe» durchzuführen.
c't will die Sendergruppen zu einem späteren Zeitpunkt erneut überprüfen.

Linkliste

Wer den Heftartikel des c't-Magazins gelesen hat und dieser Schnüffelei einen Riegel vorschieben will, sollte HbbTV auf der Fernbedienung abschalten. Wer das ansonsten nützliche HbbTV weiterhin – ohne jegliches Tracking – nutzen will, kann sich diese Linkliste als Startseite im Smart-TV-Browser einrichten.

LG spioniert in USB-Laufwerken

Dass nun auch noch HbbTV für den Datenhunger an personenbezogenen Daten in Verruf gerät, war absehbar. Im November letzten Jahres entdeckte bereits ein Brite bei einem internetfähigen LG-Fernseher versteckte Tracking-Mechanismen. Selbst beim Abspielen von Medieninhalten ab USB-Laufwerken wurden gesammelte Daten direkt an LGs Firmenzentrale in Südkorea übermittelt. Später entschuldigte sich LG mit dem Hinweis, dass Kundendaten nicht auf deren Servern gespeichert werden.

Autor(in) Simon Gröflin



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