Tests 28.04.2016, 08:05 Uhr

Test: Sony a6300

Eine umwerfende Kamera! (Wenn sie mit dem richtigen Objektiv bestückt wird.)
Die zweijährige Sony a6000 dominiert den Markt seit ihrer Einführung 2014. Das liegt einerseits an der sehr guten Bildqualität, andererseits an den umfangreichen technischen Möglichkeiten, die in ein kompaktes Gehäuse gequetscht wurden. Dass diese Kamera heute deutlich weniger kostet als zu ihrer Einführung, schadet der Beliebtheit ebenfalls nicht.
Kleines Kraftpaket: Sony a6300
Quelle: Sony
Preisvergleich. Und nun ist er da, der sehnlichst erwartete Nachfolger. Die Sony ILCE-6300 (kurz: a6300) sieht ihrer Vorgängerin zum Verwechseln ähnlich, bedient sich aber der neusten Technik. Vergleiche zwischen den beiden Generationen sind deshalb sinnvoll, weil die a6000 im Sortiment bleibt: Während das Gehäuse der a6300 etwa 1200 Franken kostet, gibt es die a6000 für weniger als 500 Franken. Wenn Sie also mit diesem System liebäugeln, sollten Sie Ihre Bedürfnisse genau analysieren, bevor Sie zugreifen. Vielleicht sparen Sie eine Menge Geld.
Konfiguration. Getestet wurde die a6300 mit dem Zeiss Vario-Tessar 16-70 mm ƒ/4.0 (siehe Abbildung oben). Wir haben das populäre Kit-Zoom 16-50 mm aus gutem Grund ignoriert: Bereits beim Test der a6000 (Test) kamen wir zum Schluss, dass dieser Scherbenhaufen keine würdige Optik für diese Kamera ist – und daran hat sich nichts geändert.
Das 16-50 mm Kit-Zoom (hier an der Sony a6000) macht keine Freude
Quelle: PCtipp

Bedienung

Form und Ergonomie. Obwohl die a6300 mit dem Zeiss-Objektiv ihre Zierlichkeit einbüsst, liegt die Kamera hervorragend in der Hand. Der grosse gummierte Wulst auf der Vorderseite bietet einen sicheren Griff und vermittelt das Gefühl, dass die Kamera förmlich an der Hand klebt. Diese Konfiguration bringt mit Akku und Speicherkarte allerdings ganze 711 Gramm auf die Küchenwaage.
Die Einstellräder sind weder zu leicht- noch zu schwergängig. Das Gehäuse ist hochwertig verarbeitet und besteht neu aus einer Magnesiumlegierung. Zusätzliche Dichtungen machen es ausserdem wetterfest – allerdings sollte das im Regen auch für das Objektiv gelten. (Das getestete Zeiss-Objektiv ist wetterfest.) Kurz, der erste Eindruck könnte nicht besser sein.
Blitz und Funktionsräder. Auf der Oberseite befindet sich neben dem eingebauten Blitz auch ein Blitzschuh für externe Modelle oder für einen Funkauslöser, um einen Studioblitz zu steuern.
Der kleine Blitz steuert auch Studioanlagen
Quelle: PCtipp
Es folgen das Wählrad für die Belichtungsprogramme sowie ein universelles Funktionsrad. Je nach Belichtungsprogramm ändert es die Zeit-/Blendenkombination (P), die Blende (A und M) oder die Verschlusszeit (S).
Aufgeräumt
Quelle: PCtipp
Belichtungskorrektur. Alternativ kann das Funktionsrad auch für die Belichtungskorrektur verwendet werden. Doch damit werden alle anderen zugedachten Funktionen hinfällig, und ausserdem verhindert die fehlende Beschriftung, dass es zu einem gleichwertigen Ersatz für ein «echtes» Belichtungskorrekturrad wird. So wird diese populäre Funktion am besten dem Funktionsrad auf der Rückseite zugewiesen.
Funktionsrad und Aufnahme-Modi
Quelle: PCtipp
Funktionstasten. Auf der Rückseite befinden sich die üblichen Funktionstasten. Neu ist der Umschalter für die manuelle Fokussierung respektive den Belichtungsspeicher. Doch das sind alltägliche Kleinigkeiten, die man bei jeder Kamera in der einen oder anderen Form findet.
Die Beschriftungen sind eher hinderlich, wenn die Tasten angepasst werden
Quelle: PCtipp
Anpassungsfähigkeit. Die Möglichkeiten zur Anpassung sind absurd-umfangreich – und das ist natürlich eine gute Sache. Fast alle Hardware-Tasten können mit einer Auswahl von 62 Funktionen und Einstellungen belegt werden. Neu ist auch die Möglichkeit, dieselbe Taste mit unterschiedlichen Funktionen zu belegen – je nachdem, ob sich die Kamera im Aufnahme- oder Wiedergabemodus befindet. Dabei hilft es, die umfangreichen Beschriftungen der Tasten ignorieren zu lernen.
Zwölf Funktionstasten in zwei Reihen
Funktionsmenü. Die zwölf wichtigsten Funktionen lassen sich über die Fn-Taste auf der Rückseite aufrufen. Welche Funktionen das sind, entscheidet auch hier der Fotograf. Werden alle Slots der oberen Reihe als «Nicht festgelegt» deklariert, verschwindet diese Reihe, damit mehr vom Bild zu sehen ist. Solche durchdachten Details muss man einfach mögen.
Die Funktionsreihen gehören zu den wichtigsten Bedienelementen

Das Display

Das Display wurde praktisch ohne Änderungen von der a6000 übernommen. Es lässt sich um 45 Grad nach oben und um 90 Grad nach unten kippen – der Klassiker, um in Bodennähe und über Menschenmassen hinweg zu fotografieren.
Praktisch, aber leider kein Touch-Display
Quelle: PCtipp
Störend ist, dass Sony auf ein Touch-Display verzichtet hat. Für die Bedienung der Kamera lässt sich damit leben, der hohen Anpassungsfähigkeit sei Dank. Doch die a6300 bietet eine hervorragende Videofunktion, wie wir noch sehen werden – und deshalb wird die Möglichkeit, die Schärfe durch ein Tippen zu verlagern, schmerzlich vermisst.

Der Sucher

Qualität. Ganz anders der digitale Sucher, der einer gründlichen Überarbeitung unterzogen wurde. Die Auflösung wurde von 1,4 Mio. Pixeln auf 2,3 Mio. Pixel erhöht. In den Einstellungen lässt sich die Wiederholrate auf bis zu 120 fps erhöhen. Das führt bei gutem Licht zu einer hervorragenden Darstellung, die einem Guckloch aus Glas fast ebenbürtig ist.
Brillenträger. Positiv ist auch die grosse, abnehmbare Augenmuschel. Sie sperrt das Sonnenlicht weitgehend aus, sodass das Sucherbild selbst im gleissenden Licht klar bleibt. Brillenträger überblicken den Sucher jedoch nur mit Mühe. Hier hilft die eingebaute Dioptrienkorrektur weiter, deren Justierung leider in eine hassenswerte Fummelei ausartet.
Die grosse Augenmuschel ist zum Glück (für Brillenträger) abnehmbar
Quelle: PCtipp
Kaum Abschattungen. Die a6300 fotografiert mit bis zu elf Bildern pro Sekunde. Während sie die Fotos in sich hineinschaufelt, wird der Sucher zwischen den Aufnahmen nur leicht abgedunkelt – etwa so, wie man es von uralten Schwarz-Weiss-Filmen aus der Mottenkiste kennt. Sportfotografen werden von dieser Eigenschaft entzückt sein.

(Un-)Geliebte Details

Histogramm. Das Histogramm ist zwar vorhanden – aber es wird ausgerechnet dann ausgeblendet, wenn an der Belichtungskorrektur geschraubt wird. Dieser Mangel besteht seit einer gefühlten Ewigkeit und darf zu Recht als Sony-Marotte angesehen werden.
Ladegerät. Leider wird mit der a6300 kein Ladegerät mitgeliefert; stattdessen wird der Akku über ein USB-Netzteil direkt in der Kamera geladen. Ein Ärgernis, wenn in den Ferien die Akkus im Hotel geladen werden sollen, während die Kamera unterwegs ist. Das optionale Ladegerät «BC-TRW» kostet beim Discounter des Vertrauens ca. 50 Franken. Zusammen mit einem oder zwei Ersatzakkus kommt ein unerfreulich hohes Sümmchen auf den Weltenbummler zu.
Stativgewinde. Sehr schön: Das Stativgewinde ist so weit vom Akku- und Kartenfach entfernt, dass sich das Fach öffnen lässt, ohne dass die Adapterplatte abgenommen werden muss.
Künstlicher Horizont. Den gibt es. Bei der a6000 wurde diese Funktion noch unterschlagen, was teilweise zu heftigen Nicht-kaufen-Absichten bei den Landschaftsfotografen führte.
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