News 20.10.2014, 08:35 Uhr

Apple mit eigener SIM-Karte

Apple baut in seinem neusten iPad eine umprogrammierbare SIM-Karte ein, mit der man zwischen Netzbetreibern wechseln kann. Schweizer Telcos reagieren unterschiedlich auf das neue Apple-Konzept.
Das neue iPad von Apple bekam ohne grosses Aufsehen eine Funktion, die das Geschäft der Telekombranche umkrempeln könnte. Es hat eine umprogrammierbare SIM-Karte, mit der man zwischen verschiedenen Netzbetreibern wechseln kann, wie am Donnerstag aus den Informationen zum iPad Air 2 auf Apples Website hervorgeht. Das funktioniert zunächst nur bei insgesamt vier teilnehmenden Mobilfunkanbietern in den USA und Grossbritannien. Weitere Netzbetreiber und Regionen dürften aber folgen.

Kein unbekanntes Konzept

Solche per Funk umprogrammierbaren SIM-Karten waren schon vor einiger Zeit entwickelt worden. Sie kamen bisher aber eher in Technik wie Autos mit Internetzugang zum Einsatz. Die Idee ist, dass man keine Chips wechseln muss, wenn die Fahrzeuge in verschiedene Weltregionen geliefert werden. Ausserdem kann man so Roaming-Gebühren vermeiden, wenn man in einem anderen Land unterwegs ist – die SIM kann einfach auf einen lokalen Anbieter umgestellt werden.

Kunden könnten häufiger den Provider wechseln

In Branchenkreisen war schon seit einiger Zeit zu hören, dass Apple solche SIM-Karten gern in seinen Geräten einsetzen würde, aber dass sich Mobilfunkbetreiber dagegen gestemmt hätten. Sie legen demnach Wert darauf, die Beziehung zum Kunden über die Ausgabe der kleinen Chips unter Kontrolle zu behalten. Ihre Sorge sei, dass die Kunden mit einer umprogrammierbaren SIM-Karte viel häufiger den Netzbetreiber wechseln würden.

Netzbetreiber in Europa dürften zurückhaltend reagieren

Deshalb meinte ein Analyst des IT-Marktforschers IDC, Francisco Jeronimo, er wäre sehr überrascht, wenn die Netzbetreiber in Westeuropa den Einsatz der neuen «Apple SIM» auch in den iPhones zulassen würden. «Beim iPad ist es ein Weg, für die Kunden die Version mit Mobilfunkanbindung attraktiver zu machen.» Die Apple-Tablets gibt es auch in einer günstigeren Version nur für WLAN-Netze. Die iPhones werden viel häufiger subventioniert vom Netzbetreiber zusammen mit einem Mobilfunkvertrag mit langer Laufzeit verkauft.
Die «Apple SIM» wird zunächst in den USA und Grossbritannien von den Anbietern AT&T, Sprint, T-Mobile und EE unterstützt. Bei der Präsentation in Cupertino am Donnerstag war die Funktion nicht erwähnt worden.

Schweizer Telcos beobachten die Situation

Swisscom sieht in der «Apple SIM» auf Anfrage von inside-it.ch eher eine «Übergangslösung». Dazu müsse zunächst die sogenannte «eSIM»-Technologie (embedded SIM) standardisiert werden. Laut Swisscom ist diese noch nicht abgeschlossen, die Lösung von Apple daher ein Zwischenschritt in diese Richtung. Swisscom beobachte jedoch die Entwicklung mit verschiedenen Herstellern. 
Sunrise sieht in der Entwicklung eine Gefahr für den Wettbewerb: «Grundsätzlich erachten wir es aus Wettbewerbssicht als problematisch, wenn Gerätehersteller mit einem hohen Marktanteil darüber bestimmen können, welche Telekomanbieter auf einer SIM-Karte zur Auswahl stehen.» Im Sinne des Wettbewerbs und aus Kundensicht sollte eine uneingeschränkte Auswahl möglich sein, meint Firmensprecher Markus Werner gegenüber inside-it.ch und verweist auf die seit April 2014 eingeführten Sunrise-Freedom-Abos. Orange evaluiere derzeit die Situation. (AWP, sgr)

Autor(in) Simon Gröflin




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