News 25.07.2012, 11:19 Uhr

BitTorrent lässt Musiker verdienen

Der Filesharing-Anbieter BitTorrent beschreitet neue Wege. Derzeit läuft ein Pilotprojekt, bei dem Werbeeinnahmen an Künstler ausgeschüttet werden.
Hat BitTorrent ein schlechtes Gewissen bekommen? Man könnte es meinen, denn der Filesharing-Pionier versucht neuerdings, Künstler an Werbeeinnahmen zu beteiligen. Momentan läuft ein entsprechender Pilotversuch. Dabei wird ein Musik-Bundle von einem Künstler namens DJ Shadow prominent auf der BitTorrent-Webseite angepriesen. Der Download ist natürlich für BitTorrent-Nutzer wie immer kostenlos.
Mit dem Bundle wird Nutzern aber gleichzeitig auch der Download der Software RealPlayer angeboten. Der lässt sich zwar auch umgehen, aber für jeden Download, den BitTorrent auf diese Weise vermittelt, zahlt der Anbieter der Software eine kleine Provision an die Firma. Und diese Einnahmen teilt BitTorrent dann mit DJ Shadow, respektive in Zukunft mit weiteren Künstlern, die an solchen Aktionen teilhaben. Denn in den nächsten Monaten will BitTorrent testweise weitere ähnliche Promotionen durchführen.
Bereits seit einigen Jahren macht BitTorrent Werbung für ausgesuchte Künstler und verhilft ihnen so zu mehr Bekanntheit. Neu ist aber, dass die Künstler auch direkt an Einnahmen beteiligt werden. BitTorrent sieht darin grosses Potenzial: «Es ist eine Idee, welche die Content-Industrie revolutionieren könnte», gibt sich CEO Eric Klinker in einem Blog-Eintrag optimistisch.
Geld generieren mit Filesharing
Im neuen Modell sieht BitTorrent eine Möglichkeit, Künstler nachhaltig an Einnahmen zu beteiligen. Irgendwie paradox, sind doch Filesharing-Netzwerke wie BitTorrent der grösste Feind der Content-Industrie. Milliarden von Franken an Einnahmen entgehen der Industrie und somit auch den Künstlern durch sie, wie Megaupload jüngst schmerzlich erfahren musste. BitTorrent selbst hat eigenen Angaben zufolge rund 150 Millionen aktive Nutzer im Monat. Und man darf davon ausgehen, dass ein Grossteil des Traffics durch urheberrechtlich geschützte Werke wie Musik, Filme und Spiele verursacht wird.
Vielleicht ist es der zunehmende Druck der Justiz, der nach Megaupload wie ein Damoklesschwert über den Filesharing-Anbietern hängt, der BitTorrent dazu bewegt, neue Wege zu beschreiten. Ob das Modell funktioniert, und ob sich Künstler und die Industrie damit zufrieden geben, bleibt abzuwarten. Doch für BitTorrent geht es auch darum, Geld für sich selbst zu erwirtschaften; die Monetarisierung ihrer Plattform ist auch in ihrem Interesse. Denkbar ist etwa, dass BitTorrent von Künstlern Geld verlangt, um im Gegenzug ihre Werke zu promoten und sie an allfälligen Werbeeinnahmen zu beteiligen.
So funktioniert BitTorrent
BitTorrent ist eigentlich ein spezielles Filesharing-Protokoll. Die Firma BitTorrent bietet auch einen gleichnamigen Client an, mit dem man seine Downloads verwalten kann. Im Gegensatz zu herkömmlichen Downloads steht bei BitTorrent nicht ein zentraler Server im Hintergrund, der die Dateien bereithält. Stattdessen tauschen die Nutzer ihre Dateien direkt untereinander aus (Peer-2-Peer). Um einen Download zu starten, braucht man nur eine entsprechende Torrent-Datei, welche die Informationen zum Download bereithält. Zahlreiche Webseiten offerieren solche Torrent-Verzeichnisse, dazu zählt etwa auch The Pirate Bay.



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