News 17.03.2010, 08:12 Uhr

Orange würde Schweiz verlassen

An einem Hearing mit der Wettbewerbskommission äusserten sich der Konsumentenschutz sowie die Provider Orange, Sunrise und Swisscom zur anstehenden Fusion.
Die Wettbewerbskommission muss bis spätestens am 28. April ihren Entscheid Pro oder Kontra des Zusammenschlusses von Orange und Sunrise bekannt geben. Zu diesem Zweck verschickte die Behörde Fragebögen an beteiligte Unternehmen und Organisationen, darunter die Swisscom. In zweiter Instanz lud die Weko den Konsumentenschutz und die Provider Orange, Sunrise und Swisscom zu einem Hearing, das am Montag letzter Woche stattfand.
Dabei äusserten sich die Parteien, die allesamt einzeln angehört wurden, wie folgt: Als einzige Partei sprach sich der Konsumentenschutz gegen den Zusammenschluss aus. Laut Geschäftsleiterin Sara Stalder gibt es in der Schweiz keine guten Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb. Sie begründet dies vor allem mit einem zu laschen Fernmeldegesetz (FMG), das dem Regulator beispielsweise nicht erlaube, von sich aus gegen zu hohe Preise vorzugehen. «Zuerst muss das FMG revidiert werden, erst dann könnte eine Fusion Sinn machen», ist Stalder überzeugt. Swisscom wurde am Hearing laut Sprecher Olaf Schulze durch ein Konzernleitungsmitglied vertreten. Das Unternehmen musste die mögliche Fusion nicht kommentieren, sondern wurde von der Weko um eine Auskunft zum allgemeinen Marktumfeld gebeten, so Schulze.
Sunrise sprach sich wenig überraschend positiv aus. Das Unternehmen profitiert von der Fusion. Orange scheint vom Zusammenschluss abhängig zu sein, und drohte der Weko, sich komplett aus der Schweiz zurückzuziehen. Orange wollte dies nicht kommentieren. Sprecherin Therese Wenger: «Orange gibt keine Auskünfte über die laufenden Verfahren bei den Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden. Wir sind zuversichtlich, dass der geplante Zusammenschluss bewilligt wird.» Auch die WeKo wollte aufgrund des Amtsgeheimnisses keine Stellung beziehen.
Nimmt die Weko die Drohung tatsächlich ernst, entscheidet die Behörde zwischen zwei verschiedenen Duopolen: Swisscom auf der einen Seite sowie als Gegenspieler jeweils die fusionierte Orange-Sunrise oder Sunrise alleine.
Das nächste Hearing findet am 22. März statt. An diesem Tag soll sich auch die Regulierungsbehörde ComCom äussern.

Autor(in) Reto Vogt



Kommentare
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cobradora
17.03.2010
Der Swisscom kommt der Zusammenschluss " gelegen ". Eigentlich ist es für mich klar, dass sich auch " Orange " von der Schweiz verabschieden wird. Sunrise hatte gar keine andere Wahl mehr als der Fusion zuzustimmen. Die Telekommunikation, ist seit Jahren ein " riskanter " Marktsektor. Dass sich am liebsten Orange und die Swisscom aus dem Marktfeld ziehen wollen, ist für mich schon lange klar. Die Drohung von Orange bestätigt es noch zusätzlich.

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gucky62
17.03.2010
Es ist nicht die Aufgabe dieser Gremien Abopreise und Leistungen für den Endkunden festzulegen. Das muss der Markt selbst tun. Nur bei den Preisen für die zentrale Netzbenutzung muss der Preisrahmen und Leistungsrahmen von Ihnen definiert werden, da hier die Swisscom eine Monopolstellung einnimmt und quasi das Netz im Auftrags des Bundes betreibt. (Die anderen Anbieter wollten diese Aufgabe ja seinerzeit nicht übernehmen und haben nicht einmal ein Angebot abgegeben.) Die Kommunikationsbranche ist sicherlich ein schwieriges Pflaster für jeden Anbieter. Er rentiert aber immer noch sehr gut, vor allem im Mobilbereich. Die Kunden werden jedoch immer anspruchsvoller und wechseln auch schneller als früher. Der Kunde hat es immer noch in der Hand ob ein Angebot des Anbieters angenommen wird oder nicht. Das jeder Anbieter das Maximum an Gewinn rausholen will, ist nun einmal die Grundlage unseres Wirtschaftssystems. Nicht die "Herstellungskosten" eines Produktes definieren den Marktpreis, sondern was der Kunde bereit ist dafür zu bezahlen. Das Orange Druck ausübt war ja zu erwarten, aber wie schon geschrieben wurde. Ein Nein wird es verm. nicht geben, aber mehr oder weniger klare Anforderungen und Einschränkungen. Man darf auch nicht vergessen, der CH Markt ist im Vergleich mit anderen Märkten relativ klein. Gruss Daniel