News 10.08.2016, 10:10 Uhr

Android-Updates: Telkos machtlos

Bei einigen Galaxy-S6-Geräten hätte unlängst das Update auf Android 6.0 eintreffen sollen. Verärgert sind vor allem Sunrise-Kunden. Doch warum lässt sich Samsung so lange Zeit?
Derzeit grassiert wieder einmal eine grössere Android-Seuche namens «Quadrooter», wovon zwar hauptsächlich Smartphones mit Qualcomm-Chips betroffen sind, aber auch einige Top-Geräte wie das Galaxy S7. Bis der offizielle Patch von Google bei allen Herstellern ankommt, dürfte es wie immer ewig lang dauern. Das Vorgänger-Smartphone von Samsung mit dem hauseigenen Exynos-Chip dürfte nicht davon betroffen sein. Dennoch erstaunt es, warum es Samsungs jüngstes Android-Update, das es weltweit seit Anfang Jahr gibt, erst jetzt auf einige Telefone schafft. Vor allem Sunrise-Kunden scheinen genervt zu sein, dass sich die Südkoreaner für das Update so viel Zeit gelassen haben.

Verschiedene Firmware-Versionen nach Provider

Grund: Die Firmware-Versionen werden oftmals nach Provider (Operator-Firmware) ausgestellt. Wenn zum Beispiel Sunrise noch einen Fehler findet, wie eine falsche Startseite im Browser, muss diese vom Hersteller neu «gebaut» werden, während die Swisscom-Firmware eventuell bereits in Ordnung ist. «Schlussendlich entscheidet der Hersteller über die Aktivierung des OTA-Updates», sagt Swisscom-Mediensprecher Armin Schädeli. Auch hier gebe es Unterschiede. Manche Hersteller sollen die Termine der verschiedenen Varianten aufeinander abstimmen, sodass keine Partei (Operator A, B, Open Market) bezüglich der Verfügbarkeit benachteiligt werde, so Swisscom. Bei Apple funktioniert der Prozess anders: Hier werden die Updates jeweils global und operatorunabhängig ausgerollt.

Ausnahmefall Samsung

Sunrise wolle grundsätzlich und wenn immer möglich Open Market Firmwares (AUT) beziehen, wie es dort auf Anfrage heisst. Samsung habe diese bis anhin schneller geliefert als die spezifische Software. Dass im Fall des Galaxy S6 die neuste Firmware schneller zu Swisscom gelangt ist, dürfte daran liegen, dass der grösste Telko der Schweiz der Vodafone-Gruppe angeschlossen ist. Ob es besser ist, dass Swisscom schon die spezifische Variante erhalten hat, bleibt fraglich. Die Wahrscheinlichkeit ist sogar gross, dass bei operatorspezifischen Varianten im Nachhinein noch Bugs gefunden werden. Sonst hätte Samsung wohl Sunrise nicht erst so spät die Freigabe der fertigen AUT-Firmware erteilt. In diesem Fall hatte vor allem Sunrise das Nachsehen, da der Provider als Open-Market-Kunde sehr lange auf das Marshmallow-Update für das S6 warten musste. Normalerweise seien solche Verzögerungen marginal und würden sich auf höchstens zwei bis vier Wochen belaufen, meint Sunrise-Mediensprecher Roger Schaller.
Die Hauptfrage ist jedoch, warum der Hersteller selber, als Open-Market-Verantwortlicher, die Firmwares bei den Telkos unterschiedlich priorisiert hat. Dazu wollte Samsung trotz mehrmaliger Anfragen bis heute nicht antworten. Auf Social Media vertröstete man verärgerte Kunden stets mit den Worten: Man sei an dem Update dran. Auf jeden Fall dürfte Samsung zu den wenigen Smartphone-Anbietern gehören, bei denen die herstellerseitigen Firmware-Absegnungen manchmal so lange auf sich warten lassen. Wie wir von Telkos erfahren haben, werden die Updates bei den meisten anderen Anbietern fast genauso schnell ausgerollt wie bei Apple.

Autor(in) Simon Gröflin



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