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01.07.2013, 06:31 Uhr
AdBlock Plus: halbherzige Dementi
In einem Blog-Beitrag auf mobilegeeks.de wird scharf auf die AdBlock-Plus-Macher geschossen. Der Vorwurf: Die Ad-Blocker wirtschaften mit ihren Acceptable-Ads in die eigene Tasche. Das hat eine interessante Diskussionswelle losgetreten.
Update vom 1.7.2013: Inzwischen liegt eine offizielle Stellungnahme von AdBlock Plus zu den Anwürfen von Sascha Pallenberg vor.
Meterlang muss man sich nach unten durchackern, durch den Blog-Beitrag von Sascha Pallenberg, der minutiös recherchiert, aber mit einem gewissen Furor geschrieben ist. Da wird den Machern des beliebten Werbeblockers AdBlock Plus vorgeworfen, mit den Acceptable-Ads (also Werbung, die nicht übertrieben stört) durch die Hintertüre in die eigene Tasche zu wirtschaften. Pallenberg lässt sich sogar zur Aussage hinreissen, die EyeO GmbH, die hinter AdBlock Plus steckt, betreibe ein «mafiöses Netzwerk».
Dagegen wehrt sich Till Faida, der Gründer von AdBlock-Plus. Gegenüber PCtipp.ch verwahrt er sich gegen den Begriff «mafiöses Netzwerk». Die Geschäftsbeziehungen seien für jedermann einsehbar und sie arbeiten mit der «Werbeindustrie» zusammen. Es gehe darum, «einen Kompromiss zu finden, sodass unsere Nutzer störende Werbung abschalten können, Websites aber gleichzeitig mit unaufdringlicher Werbung Geld verdienen können». Er verweist auf das Forum, wo die Community überprüfen kann, ob die Krieterien für akzeptable Werbung eingehalten wurden.
YieldKit als Acceptable-Ads-Vermittler
Was klar ist: Die Geschäftsbeziehungen, so wie sie Sascha Pallenberg aufgezeigt hat, wurden von Faida nicht kritisiert oder als falsch zurückgewiesen. Auch sein Partner Wladimir Palant schrieb ein eher halbherziges Dementi. Bei den Geschäftsbeziehungen, die Pallenberg in unterstehender Grafik aufgezeichnet hat, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Was vor allem einen anstössigen Charakter aufweist, ist die Verbandelung des Werbenetzwerks YieldKit mit AdBlock Plus. So hat der YieldKit-Investor Tim Schumacher ebenso Anteile an der EyeO GmbH, und diese Firma ist Inhaber von AdBlock Plus. Und die Werbeanzeigen der Werbetreibenden, die via YieldKit ausgeliefert werden, sind interessanterweise auf der Whitelist der Acceptable-Ads aufgeführt. Für eine Kommission von 30% des Gewinns kann man sich quasi bei AdBlock Plus einkaufen. Im Beitrag von Wladimir Palant im hauseigenen Blog von AdBlock Plus wird zu dieser Begebenheit nur lapidar erwähnt: «Das Geschäftsmodell von YieldKit können und wollen wir nicht beurteilen.» Hier scheinen gewisse Interessenskonflikte zu spielen. Hingegen ist es so, dass Firmen ab einer gewissen Grösse dafür zahlen müssen, um auf die Whitelist aufgenommen zu werden. Ob YieldKit ebenfalls zu den zahlenden Kunden von EyeO gehört, ist nicht bekannt.
Fragwürdige Programmierung
Dass sich die Macher von AdBlock-Plus unsauberer Methoden bedienten, ja sogar Sicherheitslücken auf Android ausnutzten, war auch der Grund, warum die App aus dem Google-Play-Store entfernt wurde. Auch machen User auf dem Google+-Profil von Stefan Pallenberg in einem Beitrag auf einen Datei im Firefox-Plug-In aufmerksam, die einen JSON-Feed anzapft, der mit URL-Rewriting in Verbindung gebracht wird. Jedoch scheint dies jetzt deaktiviert zu sein. Auch eine Umleitung bei Verschreibern auf Seiten, die wiederum Werbung anzeigen, wird in einem nächsten Release deaktiviert. In der Summe sind das Hinweise darauf, dass es sich bei den Machern von AdBlock Plus nicht nur um «Weisse Ritter» handelt, die das Internet von störender Werbung befreien wollen, sondern dass knallharte Business-Interessen dahinterstecken. Das Verdienst von Pallenberg ist, dass er diese Geschäftsbeziehungen aufgezeigt und so für mehr Transparenz gesorgt hat. Den AdBlock-Plus-Machern Mafia-Methoden vorzuwerfen, scheint doch ein wenig überzogen.
Die Diskussionen und Kommentare rund um die Acceptable-Ads-Intitiative ist jedoch weitaus interessanter als dieser scheinbare «Skandal». Viele Reaktionen von Usern zeigen nämlich, dass durchaus die Bereitschaft vorhanden ist, Werbung auf qualitativ guten Seiten nicht zu unterdrücken. Dies im Wissen, dass nur mit Geld Qualität garantiert werden kann.
In eigener Sache |
An dieser Stelle einen Hinweis an unsere geschätzten Leser: Auch wir von PCtipp.ch versuchen täglich, den hohen Ansprüchen zu genügen, die wir uns auferlegen. Mit AdBlockern ist niemanden geholfen, zuletzt Onlinejournalisten, die sich für ihre Leserschaft ins Zeug legen. Wir haben uns schon länger hohe Standards bezüglich aufdringlicher Werbung auferlegt und verzichten auf aggressive Onlinewerbeformen. |
In eigener Sache |
An dieser Stelle einen Hinweis an unsere geschätzten Leser: Auch wir von PCtipp.ch versuchen täglich, den hohen Ansprüchen zu genügen, die wir uns auferlegen. Mit AdBlockern ist niemanden geholfen, zuletzt Onlinejournalisten, die sich für ihre Leserschaft ins Zeug legen. Wir haben uns schon länger hohe Standards bezüglich aufdringlicher Werbung auferlegt und verzichten auf aggressive Onlinewerbeformen. |
Autor(in)
Marcel
Hauri
30.06.2013
30.06.2013
30.06.2013