News 20.01.2012, 08:39 Uhr

Apples Bildungsoffensive

Ein iPad kann beim Lernen helfen - aber nur, wenn auch die Inhalte vorhanden sind. Vielleicht hat Apple gestern das Klassenzimmer revolutioniert.
Das Dreigestirn der Bildung hört auf die Namen «iBooks Author», «iBooks 2» und «iTunes U». Alle drei Anwendungen lassen sich ab sofort kostenlos herunterladen. Und wie fast schon üblich, wurde auch iTunes auf die neue Version 10.5.3 angehoben.
Gestern präsentierte Phil Schiller im Guggenheim Museum in New York City die Ideen und Konzepte, mit denen Apple den Bildungsmarkt in eine neue Richtung lenken will, wobei das Angebot auf den US-Markt konzentriert ist – vorerst jedenfalls. Dabei stehen für einmal nicht die Geräte im Mittelpunkt, denn dass mit iPads gelernt wird, ist fast schon selbstverständlich. Nein, die Software und die Inhalte stehen im Mittelpunkt und sollen richten, was im amerikanischen Schulsystem schief geht. Dazu zählen vor allem auch Probleme mit veraltetem Lehrmaterial, demotivierten Schülern und übergrossen Klassen. Viele dieser Probleme lassen sich laut Apple zu einem guten Teil mit einem iPad lösen – und natürlich den richtigen Inhalten.
iBooks Author
Die wichtigste Frage lautet natürlich: Wie bringt man attraktiven Lernstoff auf das iPad? Wie setzt man Inhalte so um, damit sie von der Gestensteuerung und den multimedialen Möglichkeiten des iPad profitieren können? Die Antwort heisst «iBooks Author». Die Mac-Anwendung erlaubt die spielerisch-einfache Erstellung von Lehrbüchern, wobei auch die technischen Möglichkeiten des iPads ausgenutzt werden. Die Anwendung erinnert dabei stark an Apples Büropaket iWork und ist erst auf den zweiten Blick von dessen Präsentationssoftware Keynote zu unterscheiden. Wer sich bereits mit diesem Paket auskennt, wird sich freuen.
Mit wenigen Klicks lassen sich nicht nur Texte und Bilder, sondern auch Videos, Audio-Dateien und 3D-Modelle in die elektronischen Schulbücher integrieren. Sogar Keynote-Präsentationen lassen sich einbinden, und wer in JavaScript fit ist, baut zusätzliche interaktive Elemente ein.
iBooks Author ist kostenlos im App Store Mac erhältlich. Vorausgesetzt werden ein Mac sowie OS X 10.7.2 oder neuer.
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iBooks 2 und iTunes U

iBooks 2
Die neuen Möglichkeiten bei der Erstellung verlangen auch nach einer neuen Version von iBooks, das ab sofort in Version 2 zur Verfügung steht. Es versteht nicht nur die multimedialen Inhalte von iBooks Author, sondern bietet darüber hinaus Verbesserungen beim Aufruf des Glossars, interaktive Quizfragen und hilft sogar beim Lernen von Fachbegriffen.
Doch das Angebot an sinnvollen Inhalten kann nicht schnell genug wachsen, wenn man einen Markt erobern will. Deshalb spannt Apple mit den drei US-Verlagen Pearson, McGraw Hill und Houghton Mifflin Hafcourt zusammen. Diese drei veröffentlichen etwa 90 Prozent aller Lehrbücher in den USA und sind bereit, zahlreiche Titel auch im iBookstore unter die Leute bringen.
iTunes U
Die Inhalte von iTunes U fanden bisher in unseren Breitengraden kaum Beachtung, da die angebotenen Vorlesungen praktisch nur in Englisch gehalten werden. In den USA erfreuen sich hingegen die Videolektionen einer grossen Beliebtheit. So sollen laut Apple bis heute über 700 Millionen Vorlesungen heruntergeladen worden sein.
Neu steht für diese Lehrmittel eine eigene App zur Verfügung, die den Zugriff auf über 500’000 kostenlose Vorlesungen und Bücher bietet. Doch auch hier dominieren die englischen Inhalte, und wenn man sich unser föderalistisches Schulsystem in der Schweiz ansieht, dann werden wahrscheinlich erst unsere Enkel in den Genuss digitaler Bücher kommen.
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Neu steht für diese Lehrmittel eine eigene App ...

Autor und Verlag in einem
Die gute Nachricht für alle, die schon immer ein Buch schreiben wollten: Jeder kann mitmachen, und die Spielregeln sind dieselben wie bei den Apps. Wer mit dem kostenlosen iBooks Author seine Inhalte erstellt, kann diese auch kostenlos im iBook Store veröffentlichen – mit einem kostenlosen Account. Nachdem man sich angemeldet und die Spielregeln akzeptiert hat, wird das fertige Buch mit einem simplen Export-Befehl aus iBooks Author zu den Apple-Servern übertragen.
Jeder kann Bücher erstellen
Wer also selbstlos seine Bücher anbietet, braucht dafür nicht auch noch zu bezahlen. Etwas anders sieht es aus, wenn Bücher verkauft werden: In diesem Fall behält Apple die üblichen 30 Prozent ein. In Anbetracht des Gebotenen ein mehr als faires Angebot.



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