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29.01.2015, 09:02 Uhr
Iconic: die Fotobibel für Mac-Fans
Apples Evolution in einem Fotoband: Das garantiert warme Gefühle bei Fans und Veteranen.
Wenn die Worte Apple und Design im selben Satz auftauchen, dann denken wir automatisch an die aktuelle Hardware. An das omnipräsente iPhone 6. An das unverwechselbare MacBook Air. An den stolzen, monolithischen iMac. Sogar Bilder der Apple Watch mögen vor dem geistigen Auge auftauchen, obwohl deren Erscheinen auf sich warten lässt.
Doch diese Designerstücke wurden nicht über Nacht aus dem Boden gestampft. Jonathan Ive (unterdessen wohl selbst eine Ikone) gilt zwar als einer der wichtigsten Designer der letzten Jahrzehnte. Doch nicht er war es, der auf eine einmalige Bildsprache bei der Hardware setzte, sondern Apple-Mitgründer Steve Jobs.
Auch daran erinnert der Fotoband «Iconic – A Photographic Tribute to Apple Innovation» von Jonathan Zufi. Leider sind diese Gedanken fast schon zu tiefgründig, wie sich nach einigen Minuten des Betrachtens herausstellt.
Iconic lebt von seinen unzähligen Fotos, die mit den Zitaten der wichtigsten Akteure untermalt sind. Für gestandene Apple-Anhänger führt die Betrachtung zu einer einmaligen, nostalgisch-verklärten Zeitreise. Sie erinnert an die Begeisterung und an die Faszination für diese Computer, die sich bis heute wohltuend von der Konkurrenz abheben.
Die Fotos zeugen von Zufis grosser Hingabe. Bemerkenswerte Details werden ins Rampenlicht gestellt und zeigen, mit welcher Akribie diese Maschinen gestaltet wurden. Vieles mag heute antiquiert oder sogar kitschig erscheinen; doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass diese persönlichen Computer seit jeher zeigten, dass Rechenknechte auch hübsch sein können – zumindest, wenn sie zum Zeitgeist passen. Und wer schon damals dabei war, wird sich auch an die grotesken Summen erinnern, die für diese Geräte entrichtet wurden. Hat sonst noch jemand für einen Apple LaserWriter (Jahrgang 1986) ca. 13'000 geleaste Franken auf den Tisch gelegt?
Dieser Bildband könnte ein Standardwerk sein, das Apples Designsprache einem breiten und interessierten Publikum näher bringt. Doch leider tendiert der Informationsgehalt gegen Null. Wer sich mehr Informationen über die damaligen Ereignisse, Abläufe und Entscheidungen erhofft, wird zuverlässig enttäuscht. Selbst die vielen Zitate wurden scheinbar wahllos eingestreut. So werden zum Beispiel Aussagen von Tim Cook neben einem Prototyp aus den Neunzigern (de-)platziert – und das geht ja wohl gar nicht.
Die zweite Kritik betrifft die Fotos. Die Geräte wurden unter Studiobedingungen aufwendig in Szene gesetzt, aber oft mangelt es an der Schärfe. Das spielt bei historischen Fotos keine Rolle, aber wer in der heutigen Zeit unter viel Aufwand im Studio arbeitet, sollte zumindest knackig-scharfe Bilder hervorbringen. So aber wird der Eindruck eines Luxus-Fotobandes erfolgreich verhindert.
«Iconic» bleibt ein Bildband für die Eingeweihten, die sich von den Bildern in warme Nostalgie einlullen lassen. Doch in Anbetracht des betriebenen Aufwandes sehen wir in diesem Werk vor allem eine vertane Chance.
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