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19.01.2010, 09:00 Uhr
Keine Nachfrage für Orbit-Nachfolgemesse
Erst fünf Firmen haben für die Orbit-Nachfolgemesse Community36 einen Ausstellervertrag unterschrieben. Das neue Konzept stösst bei vielen potenziellen Teilnehmern auf Unverständnis.
Der Optimismus von Giancarlo Palmisani, Messeleiter der Orbit-Nachfolgeveranstaltung Community36, ist einzigartig: «Wir gehen davon aus, dass die Ausstellung stattfindet. Zwar sind viele Firmen noch zögerlich mit der Vergabe ihrer Marketingbudgets, aber wir haben viel mündliche Zustimmung erhalten.» Das Ziel, nach dem Abwärtstrend der Orbit mit einem veränderten Konzept (36 Stunden Nonstop-Messe) und einem anderen Namen einen Neustart zu ermöglichen, steht allerdings unter schlechten Vorzeichen. Konkret haben erst fünf Firmen einen Ausstellervertrag unterschrieben, von gut zwei Dutzend habe man mündliche Zusagen erhalten, sagt Palmisani. Wie eine Umfrage für PCtipp zeigt, gibt es zwar durchaus positive Stimmen, aber auch viel Skepsis gegenüber der Veranstaltung, die Anfang Mai stattfinden soll.
Partnerstände auf der Kippe
«Wir wollen an der Community36 teilnehmen, müssen aber noch unsere Lieferanten überzeugen», sagt Matthias Brunner, Geschäftsführer des Value-Added-Distributors Infinigate. Brunner gefällt das neue Konzept mit der verkürzten Messedauer, den Foren für eigene Präsentationen und überhaupt der Community-Gedanke. Ähnlich tönt es bei Citrix: «Wir werden die Entscheidung in enger Absprache mit unseren Partnern treffen», sagt Geschäftsführer Michael Schmidt. Seine Partner haben indes offene Fragen zum neuen Konzept. André Stutz, Geschäftsführer von Citrix-Distributor BCD-Sintrag, gehört zu den Befürwortern eines Messeauftritts, auch wenn ihm das neue Konzept nicht klar ist: «Die Idee einer zweitägigen Messe finde ich gut. Die Frage ist allerdings, was man in der Nacht macht.» Auch sei unklar, ob es ein Rahmenprogramm gebe und inwiefern die Aussteller gefordert seien. «Ohne Konzept und nur mit Twitter und Facebook bringt man keine Community zustande», sagt Stutz.
Bechtle-Chef René Regez hätte einen weiteren Messeauftritt nicht befürwortet, wenn die Veranstalter am alten Orbit-Konzept festgehalten hätten. Aber auch für die neue Messe hat sich Regez noch nicht entschieden. Wenn überhaupt, dann würde man wieder als Mitaussteller am Citrix-Stand dabei sein. Auch sei ihm nicht bekannt, dass von den anderen strategischen Bechtle-Partnern einer an der Messe auftritt. «Ohne die grossen Hersteller fehlen aber die Zugpferde», so Regez.
Viele Kritiker
Zu den wenigen, die einen Ausstellervertrag unterzeichnet haben, gehört Cyberlink-Geschäftsführer Ramon Amat. «Durch die Standardisierung der Stände fokussiert sich der Kunde auf die Inhalte, das ist gut», sagt er und meint, die Tag-und-Nacht-Messe könnte «Kultstatus erreichen, aber auch mächtig an den Kräften zehren». Amat würde die Messedauer auf einen Tag beschränken, mit einer Party am Abend.
Zu den wenigen, die einen Ausstellervertrag unterzeichnet haben, gehört Cyberlink-Geschäftsführer Ramon Amat. «Durch die Standardisierung der Stände fokussiert sich der Kunde auf die Inhalte, das ist gut», sagt er und meint, die Tag-und-Nacht-Messe könnte «Kultstatus erreichen, aber auch mächtig an den Kräften zehren». Amat würde die Messedauer auf einen Tag beschränken, mit einer Party am Abend.
Ob ein oder zwei Tage, ob mit oder ohne nächtliche Aktivitäten, kritische Stimmen sind dennoch häufig: Als «nicht erfolgsversprechend» bezeichnet Kathrin Brekle von Kroll Ontrack die Idee. «Mit dem neuen Konzept nicht happy» ist Frank Studerus, Inhaber von Studerus Telecom. Vertec-Mann Urs Beerli meint: «Das neue Konzept ist schwer fassbar und scheint in der ganzen Branche nicht allzu grossen Enthusiasmus auszulösen.» Schliesslich die Stimme von Thomas Köberl, Marketingleiter von Abacus und bisher einer der grössten und treuesten Orbit-Aussteller: «Wir bezweifeln, dass mit einem neuen Konzept und einem unbekannten Namen die über Jahre etablierte Marke Orbit erfolgreich in dem Sinne abgelöst werden kann, dass wieder mehr interessierte Besucher teilnehmen werden.» Beim Abacus-Konkurrenten Sage findet man hingegen, das neue Konzept habe «einen guten Ansatz», aber gemäss Ingo Sievers will man die Aktivitäten auf Direct- und Partner-Marketing, Kooperationen mit Branchenplattformen oder eigene Veranstaltungen fokussieren.
Das tun die ganz grossen Hersteller schon lange. HP, IBM, Microsoft und SAP gehörten zu den Ersten, die der Orbit den Rücken gekehrt hatten. Doch auch das neue Konzept veranlasst keinen der vier zu einer Investition in die Community36.
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