Freitod eines IT-Wunderkinds

Am 11. Januar habe sich Aaron Swartz das Leben genommen, heisst es in der MIT-Zeitschrift The Tech. Die Meldung wurde von Swartz` Anwalt bestätigt. Probleme mit der Justiz und daraus resultierende Depressionen werden als Ursache für den Freitod von Swartz genannt. 2011 wurde er wegen illegalen Downloads von JSTOR-Dokumenten festgenommen, die er sich durch unrechtmässigen Zugang zum Computernetz des MIT verschafft haben soll. In JSTOR sind digitalisierte akademische Fachzeitschriften gespeichert, der Zugriff ist kostenpflichtig. Swartz stellte sich den Behörden selbst. Auch wenn JSTOR keine Klage erhob, wurde ein Verfahren eröffnet, das ihn bis zu 35 Lebensjahre im Gefängnis und 1 Million US-Dollar an Strafe hätte kosten können.

Wobei Geld nicht das Problem von Swartz war: Bereits mit 14 Jahren erreichte er als Co-Autor von RSS 1.0 Berühmtheit im Internet. Daraufhin gründete er das Start-up Infogami, das später von der populären Social-News-Webseite Reddit gekauft wurde, zu deren Gründern Swartz gehörte. Daneben entwickelte er das Ressource Description Framework und half bei der Realisierung von Creative-Commons-Lizenzen mit. Zeit seines kurzen Lebens setzte sich der Stanford-Drop-out-Student für ein offenes Internet und besonders den freien Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen ein und gründete zu diesem Zweck die Aktionsplattform Demand in Progress.
Swartz` Tod hat eine Empörungswelle in der Welt der Internetaktivisten hervorgerufen. Sein Mentor Lawrence Lessig macht in einem Blog-Eintrag das Behördensystem für den Selbstmord des Wunderkinds verantwortlich, Familienmitglieder die Staatsanwaltschaft, die Hackergruppe Anonymous attackierte das MIT-Netzwerk und forderte - im Gedenken an Swartz - zu Reformen auf, und Forscher veröffentlichen unter dem Hashtag #pdftribute via Twitter Fachartikel. Mit 26 Jahren hat Swartz also bereits mehr Menschen beeinflusst als die meisten 80-Jährigen, und nur er weiss, wozu er noch in der Lage gewesen wäre. Wir werden es nie erfahren.