News 28.07.2011, 09:02 Uhr

Sommaruga will Internet überwachen

Eine Revision der Verordnung des Post- und Fernmeldeverkehrs soll Providern erlauben, den gesamten Internetverkehr ihrer Kunden zu überwachen. Der Widerstand ist gross.
Laut dem «Tagesanzeiger» will Justizministerin Simonetta Sommaruga Internet-Provider wie Swisscom oder Cablecom zwingen, alle Internetbesuche von Schweizer Nutzern zu registrieren. Dies will die Bundesrätin mit einer Revision der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (VÜPF) erreichen.
FDP-Nationalrat Ruedi Noser kritisiert das Vorhaben gegenüber dem «Tagesanzeiger» scharf: «Die Verordnung schafft technische Voraussetzungen, die gesetzlich nicht erlaubt sind und das Parlament klar abgelehnt hat.» Noser spricht vom Bundesgesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit, welches das Parlament im Jahr 2009 zur Überarbeitung zurückwies, weil geplante Abhörmethoden aus Sicht der Räte gegen verfassungsmässige Grundrechte verstossen hätten.
Eine weitere Problematik: Die gesetzliche Grundlage der VÜPF - das Gesetz über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs - soll seit Sommer 2010 revidiert werden. Allerdings liegt die Revision aufgrund der damals aufgekommenen Kritik auf Eis.
Swisscom: Hohe Investitionskosten
Swisscom-Sprecher Olaf Schulze bezeichnet das Vorhaben von Sommaruga gegenüber PCtipp als «ungünstig», weil sich daraus Mehrarbeit und höhere Kosten ergeben würden. «Wird die Verordnung vor dem Gesetz revidiert, muss diese nach erfolgter Gesetzesrevision erneut angepasst werden.» Nichtsdestotrotz ist eine allfällige Verordnungsrevision bindend für sämtliche Provider. Allerdings seien für die technische Umsetzung hohe Investitionskosten vonnöten, so Schulze. Über die Dauer der Umsetzungsphase wollte der Sprecher nicht spekulieren. Klar ist, dass Swisscom nicht einfach einen Knopf drücken kann, um die Echtzeit-Überwachung zu aktivieren.

Autor(in) Reto Vogt



Kommentare
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sipa
28.07.2011
Ich glaube doch, dass man jetzt dringend den gesamten Bundesrat auswechseln soll. Denen kommt ja wirklich nichts mehr gescheites in den Sinn.

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Nebuk
28.07.2011
Ich bin dafür, dass wir dieses Projekt umsetzten. Jedoch sollte es vorher bei den Herren und Frauen der Politiker für sagen wir mal 10-15 Jahre exklusiv getestet werden. Die Kosten dürfen natürlich nicht vergessen werden, aber es gibt eine Lösung! Die Kosten werden durch die Löhne von den Politikerinnen und Politikern finanziert und sie dürfen ab sofort gratis und ohne finanziellen Druck ihr "Amt" ausüben. Falls es sich als vernünftig und in praktikabel erweist, kann es anschliessend auf die ganze schweizer Bevölkerung ausgedehnt werden... ich bin gespannt. Ein Hoch auf unsere "kompetenten" Politiker Freunde, die in ihrer eigenen Fantasie-Welt leben und keine anderen Probleme haben als ihre eigenen. :)

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slup
29.07.2011
... Eine interessante 'Zukunftsvision' ist in dieser Spiegelserie aufgezeigt.

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coceira
29.07.2011
Eine interessante 'Zukunftsvision' ist in dieser Spiegelserie aufgezeigt. Etwas krass die vision, doch sind nicht heute schon genuegend zensoren am werkeln, warum werden die sperrlisten geheimgehalten ? Sinds nicht auch manchmal die provider die katholischer als der papst sein wollen ? Ich denke es werden sich alternativen finden, in suedamerika wurden ueber jahre nicht benutzt satelitenkanaele der us-army "alternativ genutzt", das ging vom plaudern, links zu anderen laendern bis zu cs fuer satfernsehen. Die voegel fliegen immer noch durchs all, nur werden die uplink frequenzen heute massiv gestoert. Doch auch hier, alternativen sind laengst in betrieb......

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coceira
30.07.2011
Es war einmal, vor langer zeit, da sprach man noch von persoenlichkeitsschutz sogar von datenschutz ! Das US-Technologieportal ZDNet hat im April im Rahmen einer Serie nachgeforscht, ob sich solche Befugnisse zu verdeckten Nachforschungen im Netz auch auf Cloud-Computing-Systeme erstrecken, die in Europa angesiedelt sind. freier us zugriff auf europas wolken was ist das nun, legalisierter datenklau, wirtschaftspionage oder ganz einfach das resultat, wenn man die politiker nicht ausbremst. jaja ich weiss, wer nichts zu verstecken hat, hat nichts zu befuerchten ....... ....uebrigens wer heute den kopf in den sand steckt, knirscht morgen mit den zaehnen.

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sergey
30.07.2011
Sehr intressante Idee. Einma mehr kosten verursache um daraus nichts zu erhalten. Sieht der SP irgendwie ähnlich. Die Sommaruga in ein Sicherheitsdepartement zu 'befördern' war von Anfang an eine falsche Entscheidung. Nun müssen wir damit leben und etwas gegen solche Dinge unternehmen. Zum Glück leben wir in einem freien Staat. Gruss sergey

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Raptor
30.07.2011
Ich schätze die Anzahl der Personen, die sich in der Schweiz aufhalten und genug kriminelle Energie haben um zum Beispiel unsere Energieversorgung zu zerstören oder ein Flugradar-System ausser Funktion zu setzen auf zirka drei bis maximal fünftausend. Mehrheitlich organisiert in Banden. Diese muss man überwachen, nicht mehr und nicht weniger. «Wir setzen uns mit unserer Aussenpolitik ein, dass alle in Würde und Sicherheit in ihrem eigenen Land (sic!) leben können.» M. Calmy-Rey SP Quelle: http://www.wahlen.ch/new/index.php?lang=DE&item=./news/detail&NewsID=38053 «Jährlich geben die Strafverfolgungsbehörden rund 10 Millionen Franken für die Überwachung von Tatverdächtigen in Strafverfahren aus.» Quelle: http://www.nachrichten.ch/detail/502371.htm Die Überwachung einer Telefonnummer kostet in der Schweiz rund 2500 Franken. Quelle: SDA

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schmidicom
02.08.2011
Mir ist nicht ganz klar wie solche Massnahme helfen sollen. Selbst wenn man weiss wer mit welcher IP zu welcher Zeit online war werden die meisten Attacken doch eh von irgendwelchen Bot verseuchten Computer durchgeführt. Und klar ist der jeweilige Nutzer in gewisser weise mitverantwortlich wenn dieser seinen Computer nicht angemessen schützt doch verklagen kann man deswegen noch lange keinen. Das ganze wäre doch letzten Endes eine einzige grosse Hexenjagd. Irgendwie erscheint mir so was ziemlich nutzlos...

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ipool
02.08.2011
Immer wieder das selbe Jedes Mal wenn wieder was passiert, wie jetzt in Norwegen, sehen gewisse Staatsschnüffler die Chance die Überwachung der Bürger voranzutreiben. Nur leider hat genau das traurige Ereignis in Norwegen bewiesen, dass die Überwachung gar nichts gebracht hätte. Die Einträge, die der Täter ins Netz gestellt hat, sind erst kurz vor den Anschlägen hochgeladen worden. Des weitere ist eine Totale Überwachung doch absolut sinnlos, wegen der unglaublichen Datenmenge die im Internet generiert wird. Wirklich kriminelle können spielend die Überwachung übergehen mit entsprechenden Massnahmen. Das einzige was auf der Strecke bleibt ist die Freiheit des Bürgers.