Technikwissen
01.09.2025, 10:30 Uhr
Das kann Bluetooth 6.0
Kaum ist die «alte» Bluetooth-Version aus der Startbox raus, da steht schon die neueste Version zum Aufwärmen bereit. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, was das geplante Bluetooth 6.0 alles kann.

(Quelle: Shutterstock/DadBusiness)
Bluetooth wird für die kabellose Welt immer mehr das, was USB für die Kabelwelt ist. Einst langsam, ungelenk und schwierig zu verbinden, entwickelt sich Bluetooth weiter zu einer schnellen, effizienten Institution für Funkverbindungen.
Bereits mit Bluetooth 5.0 und den darauffolgenden Updates wurden grosse Schritte gemacht. Mit Bluetooth 6.0 sind die Schritte etwas weniger auffällig, aber nicht weniger wirkungsvoll. Effizienz steht weiterhin auf dem Menüplan und das ist auch gut so. Aber für die Newswelt ist «bessere Effizienz» nicht besonders attraktiv, es muss ein grosses neues Feature her.
Channel Sounding
Das Top-Feature in Bluetooth 6.0 heisst Channel Sounding. Klingt nach Musik, hat aber mit Ortung zu tun. Eine passende Übersetzung wäre «Kanalsondierung». Mit Channel Sounding können Geräte per Bluetooth genauer geortet werden. Das ist schon jetzt mit bestimmten Techniken möglich, wird aber mit Bluetooth 6.0 viel genauer. Geräte können bis zu einer Distanz von 150 Metern auf wenige Zentimeter genau lokalisiert werden. Die maximale Reichweite und Genauigkeit hängen dabei von den Geräten ab, Bild 1. Mit Channel Sounding sind einige nützliche Aktionen möglich. Es können zum Beispiel verlegte Geräte einfacher gefunden werden. Bei kleinen Earbuds ist das eine praktische Option. Zudem kann Channel Sounding die Sicherheit von elektronischen Türöffnern erhöhen, da die genaue Position des Schlüssels verifiziert werden kann. Das hilft gegen Relay-Attacken. Bei einer Relay-Attacke fangen Unbefugte das Funksignal eines Schlüssels ab, beispielsweise eines Fahrzeugschlüssels.
Natürlich hat Channel Sounding auch Potenzial für weniger schöne Anwendungen: Tracking wird einfacher und präziser. Beispielsweise könnte eine Shopping-Kette die Bluetooth-Rechte per App anfordern und Kundinnen und Kunden im Laden zentimetergenau orten. Je vielseitiger Bluetooth wird, desto wichtiger wird es, die Zugriffsrechte zu prüfen und nicht leichtfertig zu vergeben.
Besser und schneller
Bluetooth wird mit der nächsten Version 6.0 wieder besser und schneller. Wobei gerade das Schlagwort «effizient» bei Bluetooth zentral ist. Schliesslich wird die Technologie vorwiegend in mobilen Geräten mit limitierter Stromversorgung häufig genutzt. Deshalb verbessert «mehr Effizienz» einige der grössten Problemzonen von Bluetooth, beispielsweise die Latenz. Diese soll mit Bluetooth 6.0 weiter sinken. Dafür werden verschiedene Massnahmen angewendet. Der bisher starre Abstand (Frame Space) zwischen zwei versendeten Datenpaketen wird flexibler; grössere Datenpakete können neu in kleinere Pakete aufgeteilt, versendet und wieder zusammengefügt werden. Auch die Isochronous Adaptation Layer (ISOAL) wird verbessert, was die Latenz weiter senken soll.
Eine kürzere Latenz ist beim Musikhören zwar egal, kann aber in anderen Bereichen essenziell sein – beispielsweise bei Hörgeräten oder für Gaming-Anwendungen, Bild 2. Gleichzeitig kann ein längerer Frame Space eine Verbindung zwar langsamer, aber dafür stabiler machen, was wiederum fürs Musikhören nützlich ist.
Wie viel besser die Latenz in der Praxis wird, muss sich erst noch zeigen. Doch bereits mit Bluetooth LE Audio und den diversen Upgrades in Bluetooth 5.X wurde die Latenz markant verbessert. Weitere Schritte in diese Richtung sind auf jeden Fall willkommen. Beim Gaming wird der Knackpunkt wohl sein, ob der neue Bluetooth-Standard schneller ist als die aktuell verwendeten Wi-Fi-Dongles, die damit überflüssig würden.
Ebenfalls effizienter wird der Stromverbrauch. Hier ist der Praxistest noch offen, aber laut ersten Quellen könnten bis zu 60 Prozent weniger Stromverbrauch möglich sein.
Leichter verbinden
Hier wurde mit Bluetooth 5.X einiges getan, in Bluetooth 6.0 kommt aber noch mehr. Neu können Bluetooth-Geräte im Link-Layer detailliertere Informationen untereinander austauschen, allem voran über die unterstützten Funktionen. Dabei werden gewisse Basisinformationen auf einem primären Kanal abgefragt, während Details erst auf einem sekundären Kanal geteilt werden. Anhand der Informationen des ersten Kanals, kann ein Gerät entscheiden, ob es wirklich die zusätzlichen Informationen benötigt. Das macht den Scanvorgang schneller und effizienter. Bei immer grösseren Mengen an Bluetooth-Geräten ergibt das Sinn.
Mehr Sicherheit
Wie bereits erwähnt, kommt Bluetooth 6.0 auch der Sicherheit entgegen. Die genaue Lokalisierung per Channel Sounding ermöglicht es etwa, smarte Schlüssel oder ähnliche Systeme genau im Raum zu orten und zu verifizieren. Das kann wie beschrieben bei Relay-Attacken helfen, bei denen ein Bluetooth-Signal mit einem Verstärker verlängert wird, um etwa ein Auto auf Distanz zu entsperren. Die Verbreitung solcher Sicherheitssysteme könnte sich ebenfalls erhöhen, da für die Ortung kein weiterer Chip mehr benötigt wird, wie das heute mit Ultrabreitband-Lösungen der Fall ist.
Und wann kommt es?
Bluetooth 6.0 soll dieses Jahr noch an Fahrt gewinnen. Bereits auf dem Markt erhältlich sind etwa die Smartphones Xiaomi 15 und das Google Pixel 9a, die beide Bluetooth 6.0 unterstützen, Bild 3 und 4. Die neuen Google Pixel 10 Smartphones haben alle Bluetooth 6.0. Die neuen Flaggschiff-Modelle von Apple oder Samsung sollten allen Annahmen nach ebenfalls mit Bluetooth 6.0 ausgestattet werden. Bei günstigeren Geräten kann es sein, dass diese auf die neuesten Chips verzichten und stattdessen noch auf Bluetooth 5.X setzen.
Und danach dürfen wir uns schon auf Bluetooth 6.1 freuen, das unter anderem noch sicherer und effizienter werden soll.
Eine detaillierte Übersicht zu Bluetooth 6.0 gibt es unter dem Link go.pctipp.ch/3446.
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