Tests 10.12.2012, 10:31 Uhr

Test: Olympus Pen Lite (E-PL5)

Die neue Systemkamera von Olympus ist schnuckelig, aber trotzdem mehr als ein Spielzeug. Beeindruckt waren wir vom Tempo und den Einstellungsmöglichkeiten.
Olympus hat vier spiegellose Systemkameras im Angebot: Da ist die OM-D alias E-M5, welche am meisten bietet. Von den drei einfacheren Pen-Modellen ist die Pen Lite (neustes Modell: E-PL5) die mittlere bezüglich Preis und Leistung. Interessant dabei ist, dass sie den Sensor und das Autofokus-Modul von der OM-D «geerbt» hat. Man darf daher eine vergleichbare Bildqualität und Geschwindigkeit erwarten.

Äusserlichkeiten

Die Pen Lite ist deutlich kleiner als eine Samsung Galaxy Cam (links), dafür sieht man auch weniger auf dem Bildschirm
Für ein Gerät mit Wechselobjektiv ist die Kamera sehr niedlich, mit dem mitgelieferten Standardzoom 14-42mm wiegt sie gerade mal 450 Gramm. Der Gummigriff lässt sich abmontieren und austauschen, aber darunter kommt zumindest beim schwarzen Gehäuse ein auffälliges, silbriges Gewinde zum Vorschein; also lässt man den Griff doch besser dran. Das Gehäuse hat sich gegenüber dem Vorgängermodell kaum verändert. Der Blitz wird weiterhin als aufsteckbares Zubehör mitgeliefert.
Der Bildschirm ist berührungsempfindlich, die Touchfunktion lässt sich aber ausschalten. Der Monitor reagiert gut auf Fingerberührungen, trotzdem ist Wischen und Vergrössern manchmal etwas knifflig. Er lässt sich herausklappen und auch auf die Gegenseite drehen, allerdings nur bis 170 Grad. Bei Selbstporträts spürt man die fehlenden 10 Grad durchaus, es ist schwieriger, das eigene Gesicht aufs Bild zu bringen. Der Drehmechanismus macht einen stabilen Eindruck. Die Chancen, dass ein Sturz bei ausgeklapptem LCD glimpflich verläuft, stehen gut. Wirklich ausprobieren wollten wir das aber nicht. Weniger toll am Bildschirm finden wir das 16:9-Format. Für Videos ist es zwar perfekt, doch diese sind ja nicht der Hauptzweck der Kamera. Fotos werden nativ im Seitenverhältnis 4:3 geschossen, und da wirkt das Bild doch sehr klein. Natürlich kann man auch in anderen Seitenverhältnissen wie 3:2 oder 16:9 fotografieren, hat dann aber einen Verlust bei der Auflösung.

Optionen, so weit das Menü reicht

Die Olympus E-PL5 bietet eine erstaunliche Fülle an Einstellungen. Zum Beispiel lässt sich die Stärke der Rauschminderung einstellen, für die ISO-Automatik lässt sich ein Minimal- und ein Maximalwert (bis 25'600!) definieren und der Fotograf kann bestimmen, ob die ISO-Automatik auch im manuellen Modus greifen soll oder nicht. Es gibt eine Bulb-Funktion, eine automatische, objektivabhängige Korrektur von Vignettierungen und einen optionalen Dauer-Autofokus im Sucher, auch wenn der Auslöser nicht berührt wird. Man kann angeben, ob man den Fokus beim Ausschalten auf unendlich zurückgesetzt haben will oder nicht und ob der Bildstabilisator beim Serienfeuer ausgeschaltet sein soll. Und so weiter – hier alles aufzuzählen, ergibt keinen Sinn. Erwähnt werden muss aber noch, dass sich viele Tasten mit einer freien Funktion belegen lassen, und beim Drehring lässt sich die Laufrichtung umkehren.
Lobenswerterweise hat man bei Olympus auch daran gedacht, dass so viele Optionen den einen oder anderen abschrecken könnten. Standardmässig eingeschaltet ist daher ein vereinfachtes Menü mit relativ wenigen Punkten. Mit der Info-Taste kann man zudem Erklärungen zu den einzelnen Punkten ein- und ausblenden. Unter dem Strich ist somit alles verständlich, sogar ohne Handbuch.
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Serienbildmodus und Bildqualität

Tempo, Tempo!

Mit maximal 8 Fotos pro Sekunde verfügt die neue Pen Lite auch über einen sehr schnellen Serienbildmodus, der allerdings nur eine Sekunde lang aufrecht erhalten werden kann. Danach wird die Kamera langsamer. Am Ende des Serienfeuers ist für einen Moment die Kamera blockiert, weil die Daten vom Pufferspeicher auf die Speicherkarte übertragen werden müssen.
Die schnelle Serienfunktion wird auch für Belichtungsreihen verwendet. Das HDR-Bracketing bietet einen maximalen Belichtungsunterschied von -6 EV bis + 6 EV – das ist wesentlich mehr als bei den meisten anderen Kameras. Schade nur, dass die E-PL5 keine automatische HDR-Berechnung kennt.
Der Autofokus ist tatsächlich schnell, wenigstens solange genug Licht vorhanden ist. Für gelegentliche Einsätze im Bereich Sport und Action ist die Kamera also durchaus geeignet. Wer gewohnt ist, mit optischem Sucher zu fotografieren, dürfte aber gerade in diesem Anwendungsgebiet etwas Mühe haben.

Bildqualität

Bis etwa 400 ISO gibt die Qualität auch in der 100-Prozent-Vergrösserung kaum Anlass zur Kritik. Schaltet man die Rauschunterdrückung aus oder nutzt RAW, ist zwar schon bei 400 ISO leichtes Rauschen erkennbar, was aber nicht weiter stört. Das Rauschen weist einen angenehmen Charakter auf, ähnlich wie körniger, lichtempfindlicher Film.
Bei 6400 ISO zeigt sich natürlich das Rauschen deutlich; auf 800 x 600 Pixel verkleinert, sind jedoch kaum Unterschiede zur höchstmöglichen Qualität zu sehen (siehe dazu die Bildergalerie). Bei der höchsten Lichtempfindlichkeit von 25'600 ISO sind Mängel in der Bildqualität auch stark verkleinert noch sichtbar; zudem lässt auch die Leuchtkraft der Farben etwas nach. Andererseits ist es positiv, dass man überhaupt eine so hohe Empfindlichkeit einstellen kann – auch im RAW-Format, das nicht einmal sehr viel mehr rauscht.
Unter dem Strich bietet die E-PL5 für eine Kamera dieser Grösse ein sehr gutes Rauschverhalten und ist zusammen mit einem lichtstarken Objektiv absolut für Lowlight-Fotografie tauglich.
Der automatische Weissabgleich (AWB) liefert neutrale Farbtöne, arbeitet also so, wie er sollte. Allerdings: Ab Werk ist der Sondermodus «warme Farben» voreingestellt, der je nach Licht einen Farbstich erzeugen kann. Es dürfte sehr lange dauern, bis ein Anfänger den Grund dafür entdeckt, zumal das entsprechende Menü defaultmässig gar nicht angezeigt wird.
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Videofunktion, übrige Ausstattung und Fazit

Videofunktion und übrige Ausstattung

Für die Videofunktion stehen alle Modi (P, A, S, M) zur Verfügung, die Einstellungsmöglichkeiten sind vielfältig. Aufgenommen wird jeweils mit 30 Bildern pro Sekunde; andere Bildraten sind nicht möglich. Das interne Stereomikrofon befindet sich auf der Kamera-Oberseite. Wie immer in solchen Fällen werden Geräusche in unmittelbarer Nähe der Kamera unverhältnismässig laut aufgezeichnet. Wer das Knarzen des Fokusrings nicht mehr hören mag, kann für etwa 100 Franken das externe Mikrofon-Adapterset SEMA-1 dazu kaufen (nicht getestet).
Die Kamera bietet von Haus aus weder GPS noch WLAN. Sie ist aber mit Eye-Fi und Toshiba FlashAir kompatibel, und für FlashAir hat Olympus eine kostenlose App entwickelt, welche die Bildübertragung vereinfacht. Diese App kann über ein beliebiges Bild auch einen der Art Filter von Olympus legen, so dass erstmals auch Fotos mit solchen Effekten versehen lassen, die nicht von einer Olympus-Kamera stammen. Mit dem optionalen Zubehör Penpal lassen sich Fotos per Bluetooth von der Pen Lite auf ein Smartphone übertragen.
Fazit: Die Olympus E-PL5 hinterlässt einen guten Gesamteindruck. Sie ist schnell und kann auch bei wenig Licht verwendet werden. Die Objektivauswahl für das Micro-Four-Thirds-System ist beträchtlich. Den Bildschirm finden wir als Sucherbild etwas mickrig, wenn man im 3:2- oder gar 4:3-Format fotografiert. Gewisse Funktionen wie Drathlosverbindung, Sucher oder oder externes Mikrofon gibts zudem nur bei Kauf von Zubehör.

Testergebnis

Grösse und Gewicht, Geschwindigkeit, Einstellungsmöglichkeiten, brauchbare Qualität bei wenig Licht, Objektivauswahl
Livebild etwas klein (ausser im 16:9-Format)

Details:  16 MPx, Full HD, 3-Zoll-Touchscreen, Micro-Four-Thirds-System, inkl. Aufsteckblitz

Preis:  Fr. 899.– inkl. Objektiv 14-42mm

Infos: 
www.olympus.ch

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Autor(in) David Lee



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