Tests
26.08.2015, 07:29 Uhr
Bildbearbeitung mit Enlight
Braucht es wirklich noch eine App für solche Zwecke? Die Antwort ist «Ja; und zwar genau diese hier».
Unzählige Apps für die Bildverarbeitung buhlen um die iPhone-Fotografen. Viele davon sind wirklich gut darin – so gut, dass sie oftmals ordnerweise gesammelt werden; schliesslich weiss man nie, wann eine davon gebraucht wird. Doch irgendwann versauern auch die besten Apps in einer verstaubten Ecke.
Es wird Zeit, die Foto-Apps auszumisten. Enlight, so heisst die neue Allzweckwaffe. Das Schweizer Militär-Sackmesser. Die Eier legende Wollmilchsau, der Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Ein richtiges Rundum-sorglos-Paket. Ja, so toll ist diese App!
Die Oberfläche
Obwohl der Funktionsumfang scheinbar kein Ende nimmt, gehört die Oberfläche zu den grössten Vorzügen von Enlight. Zuerst wird auf der rechten Seite eine Werkzeugkategorie angewählt, dann eine Unterfunktion aufgerufen. So getan, lassen sich die Einstellungen am unteren Rand ändern:
Das geschieht über kleine Musterbildchen, numerische Werte oder sogar mittels Kurven, um zum Beispiel die Gradation zu ändern. Oft reicht es auch, eine Funktion anzuwählen und mit dem Finger über das Display zu wischen, um die Intensität zu regeln. (Snapseed lässt grüssen!) Jede Aktion, die zum ersten Mal aufgerufen wird, erklärt Enlight mit kurzen Videos und deutschen Texten. Vorbildlich!
Dabei lassen sich die Arbeitsschritte stets rückgängig machen – sogar dann, wenn das Bild vorerst beiseitegelegt wird. Erst wenn das Werk in den Aufnahmen gespeichert oder über einen der zahlreichen Wege exportiert wird, werden die Änderungen fixiert.
Funktionen en masse
Die Möglichkeiten von Enlight sind so zahlreich, dass auch diese Übersicht nur an der Oberfläche kratzt:
Bildoptimierung. Pickel ausdrücken, Weissabgleich ändern, störende Touristen wegradieren, Kontraste erhöhen oder die Sättigung regulieren: Enlight bietet alles, um Bilder technisch zu verbessern und sogar ein wenig zu retuschieren.
Profi-Funktionen. Doch da ist noch mehr. Stürzende Linien lassen sich korrigieren, damit Gebäude wieder gerade stehen. Gradationskurven optimieren die Kontraste. Fotos lassen sich ausserdem wie Kaugummi verformen; das entspricht in weiten Teilen der Photoshop-Funktion «Verflüssigen». (Sie gilt als Wunderwaffe schlechthin, um die Oberweite auszudehnen und die Speckröllchen in die Hüfte zurückzuschieben.) Und damit die Qualität nicht nachlässt, lassen sich die Fotos optional als TIF-Datei exportieren.
Filter. Über 60 Filter wandeln Farbfotos in Schwarz/Weiss um oder belegen sie mit einem der unverzichtbaren, gelungenen Retro-Effekte. Diese verfremden das Bild zum Teil recht kräftig, und das ist gut so – denn mit einer Wischbewegung lassen sie sich in der Intensität stufenlos reduzieren.
Texte, Decals und Meme. Texte werden mit wenigen Handgriffen eingesetzt und auf Wunsch sogar perspektivisch verzogen. «Decals» sind dekorative Textelemente, die zu einem bestimmten Anlass passen; sie lassen sich jedoch nicht editieren. Und mit der Funktion «Meme» lassen sich eigene Sprüche in Fotos platzieren, die mit der bestens bekannten Schrift «Impact» geschrieben werden.
Masken
Zu den wichtigsten Funktionen in Enlight gehören die Masken. Sie sind praktisch allgegenwärtig und lassen sich mit den meisten Werkzeugen kombinieren. Masken werden entweder automatisch aufgetragen, indem sich Enlight an den Kontrasten orientiert. Alternativ werden sie einfach mit dem Finger auf das Foto gepinselt. Damit wird die gesamte Bildverarbeitung deutlich vereinfacht und gleichzeitig professioneller – obwohl auch hier die Anwendung kinderleicht ist.
Mit Masken lassen sich zum Beispiel Teile eines Textes ausradieren, so wie im Bild oben. Dabei wird jedoch nicht einfach die Schrift weggerubbelt, sondern der Vordergrund maskiert. Wenn der Text nachträglich verschoben wird, ist er wieder in seinem ganzen Umfang zu sehen. Hier einige weitere Impressionen zu den Möglichkeiten:
Was fehlt?
Zurzeit dürfte keine andere App einen so grossen Funktionsumfang bei einer so einfachen Bedienung bieten. Tatsächlich wird kaum etwas vermisst. Wir würden uns höchstens wünschen, dass noch weitere Schriften hinzugekauft werden könnten. Die aktuelle Auswahl wirkt ein wenig zu homogen, und bei einigen Fonts fehlen die Umlaute. Ausserdem wäre es schön, wenn Enlight nicht nur eigenständig, sondern auch als Extension für Apples Fotos-App funktionieren würde. Aber das sind Details, die sich vielleicht schon mit dem nächsten Update erledigen.
Nicht ersetzen kann Enlight jene Apps, die bereits bei der Aufnahme ihre Wirkung entfalten, also zum Beispiel bei HDR-Aufnahmen oder Kamera-Apps mit erweiterten fotografischen Möglichkeiten.
Fazit: Enlight ist die beeindruckendste mobile Bildverarbeitung seit Jahren. Der Funktionsumfang lässt praktisch keine Wünsche offen. Trotzdem bleibt die Bedienung so einfach, dass sich jeder Handgriff nach Spass anfühlt. Ein Pflichtkauf für iPhone-Fotografen!
Testergebnis
Enormer Funktionsumfang, keine nennenswerten Schwächen, intuitive Bedienung, übersichtlich
Nicht als Extension für die Fotos-App verfügbar, einige Fonts ohne Umlaute
Details: Universal-App für alle iOS-Geräte, ab iOS 8.1, Deutsch
Preis: 5 Franken (per 26. August 2015)
Infos:https://itunes.apple.com/ch/app/enlight/id930026670?mt=8
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