Tests
30.03.2007, 09:00 Uhr
Die schlechtesten PC-Produkte aller Zeiten, Teil 3
Mit viel Getöse eingeführt und auf leisen Sohlen wieder verschwunden: Die übelsten Machwerke der Branche seit der Gründung von Microsoft. Im dritten und letzten Teil kommen die Schlechtesten der Schlechtesten an die Reihe: Platz 1 bis 5.
Platz 5: Sony BMG Audio-CDs (2005)
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Sie denken, es sei ungefährlich, den Computer mit einer gewöhnlichen Musik-CD zu füttern? Dann haben Sie nicht mit Sony BMG Music gerechnet. Dessen subintelligente Kopierschutzsoftware aus dem Jahr 2005 installierte ein Rootkit, das die Software sogar für Antiviren- und Antispywareprogramme unsichtbar machte. Dem Dateinamen ein "$sys$" voranstellen genügte, und das File war nicht mehr zu finden. Diesen Umstand konnte jeder auch nur halbwegs begabte Hacker dafür nutzen, seine Malware ebenfalls zu verstecken.
Nach Schätzungen von Experten waren mehr als eine halbe Million PCs betroffen. Wie Sony mit dem Problem umging, war auch nicht gerade hilfreich: Zuerst spielte die Firma die Sache herunter, dann brachte sie einen Patch heraus, der alles noch schlimmer machte. Schliesslich musste Sony BMG Schadenersatz leisten und die fragwürdigen CDs austauschen.
Platz 4: Microsoft Windows Millennium (2000)
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Das schlechteste Windows seit Version 2.0 war der Nachfolger von Windows 98 SE und als solches für Heimanwender bestimmt. Diese bekundeten kurz nach der Markteinführung von Windows Me (Mistake Edition) Ende 2000 Probleme, es zu installieren, es zum Laufen zu bringen, es mit anderer Hardware oder anderer Software zum Laufen zu bringen, und es anzuhalten. Abgesehen davon war alles in Ordnung.
Immerhin wurden in Me Funktionen eingeführt, die später in Windows XP populär wurden, zum Beispiel die Systemwiederherstellung. Leider war diese auch in der Lage, Dateien wiederherzustellen, die man nie mehr sehen wollte. Mühsam entfernte Viren feierten so ihre Auferstehung. Das Jahr-2000-Problem war nichts im Vergleich zu diesem Millennium-Bug.
Platz 3: Syncronys SoftRAM (1995)
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1995 kostete ein Megabyte Arbeitsspeicher über 50 Franken und Programme für Windows 95 brauchten immer mehr davon. Da war es verlockend, für umgerechnet 45 Franken ein Stück Software zu kaufen, das den Speicher einfach verdoppelte. Immerhin 700'000 Leute entschieden sich, Synchronys SoftRAM zu kaufen.
Ein kleines Detail hatten die Hersteller aber vergessen zu erwähnen: das Programm verdoppelte nicht das RAM, sondern das Harddisk-Cache - etwas, das man auch ohne Zusatzsoftware in etwa einer Minute hinkriegt. Ausserdem steigert diese Massnahme die Leistung nur minimal. Die amerikanische Handelskommission verurteilte die Angaben von Syncronys ganz offiziell als falsch und irreführend. Nachdem die Bude ein paar weitere nutzlose Tools veröffentlicht hatte, ging sie 1999 bankrott. Wir weinen ihr keine Träne nach.
Platz 2: RealPlayer & Co. (1999)
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Mit dem RealPlayer kann man Streamingdateien aus dem Internet hören. Eine tolle Sache, darum brauchten Vielsurfer die Software auch unbedingt. Heute gibt es zum Glück Alternativen. Frühere Versionen von RealPlayer installierten sich nicht, oder dann konnten sie den Stream nicht abspielen - kein Wunder, wenn dauernd das Format geändert wird. Auf dem PC fühlt sich der RealPlayer wie zu Hause und benimmt sich auch so: er ernennt sich ungefragt zum Standard-Player, verknüpft Dateiformate mit sich selbst, erstellt Verknüpfungen auf dem Desktop, und so weiter.
Heute ist der RealPlayer eine grosse aufdringliche Werbeschleuder, die multimediafähig ist, um die Werbung besser zur Geltung zu bringen. Die Silbermedallie verdient sich Hersteller RealNetworks aber mit seinen Forschungsbemühungen: Das Programm RealJukeBox von 1999 untersuchte bei jedem Benutzer, welche Musikstücke er hörte und übermittelte die Daten zusammen mit einer eindeutigen ID an den Hersteller. Ein Jahr, zahlreiche Kritiken und Anwälte später bewies die Firma, dass sie nichts gelernt hatte: RealDownload telefonierte ebenfalls nach Hause.
Platz 1: America Online AOL (1989-2007)
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Wie beim Nobelpreis wird AOL nicht für ein einzelnes Produkt, sondern für ihr Gesamtwerk mit dem ersten Platz geehrt. Wir hier in Europa können uns entspannt zurücklehnen und uns genüsslich das Sündenregister von AOL zu Gemüte führen: Miese Software, nicht erreichbare Einwählnummern, raubüberfallartiges Marketing, fragwürdige Abrechnungspraktiken, indiskutabler Kundenservice, und genug Spam für eine lebenslängliche Lektüre. Das alles gabs für mehr Geld als bei der Konkurrenz.
Wie konnte AOL dann seinen Status als weltweit grössten Internet-Provider verteidigen? Mit Rattenfängerei und flächendeckenden Werbe-Bombardierungen. Jenseits des grossen Teichs konnte man in den Neuzigern kein PC-Magazin öffnen, ohne dass eine AOL-Diskette oder CD herausfiel. 34 Millionen registrierte Kunden wies AOL zu Spitzenzeiten auf. Allerdings waren die nicht alle freiwillig im Club. Wer kündete, wurde noch lange weiter mit Rechnungen beliefert. In New York setzte es deswegen für AOL 1,25 Millionen US-Dollar Busse ab.
AOL versuchte anfangs gar nicht, die Leute aufs Internet zu bringen, sondern wollte ein eigenes Konkurrenz-Parallel-Internet zur Verfügung stellen. Zwar waren die Inhalte nur für AOL-Teilnehmer zugänglich, aber umgekehrt konnten diese auch nicht ausserhalb des AOL-Netzes surfen. 1995 liess sich dieses irrwitzige Konzept nicht mehr aufrecht erhalten. Als die Mauer fiel und AOL-Kunden sahen, was es für tolle Dinge auf der anderen Seite gab, wandten sich viele ab. Bis heute operiert die Firma mit proprietärer Software. Immerhin soll sie in letzter Zeit etwas besser geworden sein. AOL versucht derzeit, sich als Inhaltsanbieter und nicht mehr als Internetprovider zu verkaufen.
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Autor(in)
David
Lee
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