Tests 13.04.2012, 06:23 Uhr

Test: Windows 8 auf dem Prüfstand

Microsoft hat eine erste Version von Windows 8 bereits zur Verfügung gestellt. Der Windows-7-Nachfolger kommt mit einer ungewohnten Oberfläche. Das neue System im Test.
Windows 8 im Einsatz
Drei Jahre nach Windows 7 kommt der Nachfolger auf den Markt: Das neue Windows 8 soll Gerüchten zufolge Ende 2012 in den Verkaufsregalen stehen. Die erste Beta-Fassung ist bereits öffentlich verfügbar – eine noch unfertige Version zu Testzwecken. Der PCtipp hat diese installiert und ausgiebig ausprobiert. Wir verraten Ihnen, was das neue Windows 8 alles bringt, und geben eine erste Einschätzung.
Hinweis: Die Beta-Fassung von Windows 8 kann jeder Anwender gratis herunterladen. Da es sich nicht um die finale Version handelt, raten wir von der Installation auf einem produktiven PC ausdrücklich ab. Falls Sie Windows 8 testen möchten, finden Sie eine Installationsanleitung auf der nächsten Seite im Abschnitt «Windows 8 installieren».
Schnell eingerichtet
Die Installation von Windows 8 klappte im Test sowohl auf einem Tablet als auch auf einem Notebook problemlos. Einziges Manko der Beta-Version: Es sind noch diverse Programme inkompatibel. Probleme bereitete etwa das Sicherheitspaket Norton Internet Security 2011. In solchen und ähnlichen Fällen bleibt dem Nutzer nur das Entfernen der inkompatiblen Software. Ausserdem ist es möglich, dass auch verschiedene Hardware-Komponenten wie Speicherkartenleser etc. nicht mit der Windows-8-Beta funktionieren. Ursache sind Treiberkonflikte, die durch den Gerätehersteller gelöst werden müssen. Entsprechende Treiber-Updates stellen die Hersteller meist auf ihrer Webseite zum Download bereit.
Während des Installationsvorgangs will Microsoft dem Nutzer ein kostenloses Microsoft-Konto schmackhaft machen. Dazu muss der Anwender die persönliche Mailadresse und ein Passwort hinterlegen. Das Microsoft-Konto wird beispielsweise gebraucht, um Anwendungen aus dem neuen Windows Store (ein Downloadshop von Microsoft) herunterzuladen oder PC-Einstellungen zwischen mehreren Geräten zu synchronisieren. Die Registrierung lässt sich mit der Option Möchten Sie sich nicht mit einem Microsoft-Konto anmelden? überspringen und bei Bedarf nachholen.
Ansonsten überzeugt der gelungene Installationsassistent durch gute Übersicht und Tempo. Anwender können ganz einfach entscheiden, welche Daten von Windows 7 übernommen werden sollen. Die Installation von Windows 8 dauerte bei uns nur ca. 20 Minuten.
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So sieht Windows 8 aus

Wie das neue Windows 8 aussieht, ist schon seit Oktober 2011 bekannt. Es begrüsst Anwender mit einem grossen Foto und zeigt darauf Uhrzeit sowie Datum.
Dieses nervige Bild muss bei jedem Start weggeklickt werden
Dieser Startschirm lässt sich entweder mit der Maus respektive per Fingerbewegung (zum Beispiel auf einem Tablet-Touchscreen) wegschieben oder mittels Drücken einer beliebigen Taste ausblenden. Danach erscheint aber nicht der gewohnte Desktop mit Startmenü, sondern es sind diverse Kacheln zu sehen, wie sie Microsoft auch auf dem Handy-Betriebssystem Windows Phone verwendet. Die Kacheln sind Verknüpfungen zu Anwendungen und Ordnern.
Tablet-Nutzer im Vorteil: Die neue Benutzeroberfläche heisst Metro. Sie ist hauptsächlich für die Bedienung mit den Fingern gedacht. Anwender mit Maus und Tastatur haben das Nachsehen, weil wichtige Einstellungen nicht mehr so schnell wie bisher erreichbar sind. Per Direktklick gelangt man auf der Metro-Oberfläche lediglich zu ein paar vorinstallierten Programmen.
Andere Anwendungen sowie Ordner lassen sich mit einem Rechtsklick und dem Befehl Ans Startmenü anheften zur neuen Oberfläche hinzufügen und dort mittels Maus platzieren.
Der altbekannte Desktop ist aber nicht ganz verschwunden. Er lässt sich via Windowstaste hervorholen. Was jedoch sofort auffällt: Der Start-Knopf fehlt, um beispielsweise ein Programm zu starten, die Systemsteuerung aufzurufen oder den PC herunterzufahren. Eine Übersicht der installierten Anwendungen kommt erst durch Drücken von Windowstaste+Q zum Vorschein. Hier steckt auch das aus dem früheren Startmenü bekannte Suchfeld. Abgesehen davon hat sich am Windows-Desktop nichts geändert.
Suchmarathon: Wichtige Systemeinstellungen zu Netzwerk, Lautstärke oder Sprache findet man in der neuen Metro-Oberfläche nicht auf einen Klick. Auch der Rechtsklick auf die neue Oberfläche öffnet nicht mehr ein Kontextmenü, um beispielsweise den Hintergrund zu ändern, sondern ermöglicht nur, die installierten Kacheln vom Startmenü zu lösen, das entsprechende Programm ganz zu deinstallieren oder das Aussehen der Kacheln zu verändern. Zu den Systemeinstellungen gelangt man neu, wenn man mit der Maus in die rechte obere Ecke fährt oder die Tastenkombination Windowstaste+C drückt und auf Einstellungen klickt.
Zentrale Einstellungen sind in Windows 8 gut versteckt
Diese versteckten Optionen sind ein wichtiger Bestandteil von Windows 8 und nennen sich Hot Corner (heisse Ecken). Eine Mausbewegung zur linken Seite zeigt zum Beispiel alle geöffneten Programme und bietet so die Möglichkeit, zwischen diesen zu wechseln. Führen Anwender die Maus in einem geöffnetem Programm in die linke untere Ecke, kehren sie zum Metro-Bildschirm zurück. Mit einer Bewegung in die obere Ecke links erscheinen alle weiteren geöffneten Anwendungen. Mittels Maus lässt sich eine davon packen und neben dem offenen Programm platzieren; Windows 8 teilt anschliessend automatisch den Bildschirm passend auf.
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weitere Neuerungen

Weitere Neuerungen
Wegen der komplett neuen Oberfläche geht fast vergessen, dass Microsoft mit Windows 8 viele weitere Optimierungen einführt. Dazu zählt etwa der Windows Store: Software lässt sich neu nicht mehr nur per Browser herunterladen, Microsoft integriert stattdessen (nach dem Vorbild von Apples App Store) einen eigenen Downloadshop in das Betriebssystem. Windows 8 sichert darüber hinaus automatisch alle
Benutzereinstellungen auf einem speziellen Server. Das ermöglicht dem Anwender bei einem PC-Wechsel die persönliche Konfiguration mit wenigen Klicks zu laden. Ausserdem erhöht Microsoft die
Sicherheit und integriert ab Werk einen Virenschutz ins System.
Richtige Strategie?
Microsoft hat Windows 8 offensichtlich vor allem für Tablet-Nutzer und nicht für Computer- oder Laptop-Anwender entwickelt. Die neue Oberfläche ist für die Fingerbedienung per Touchscreen optimiert. Wer mit Maus und Tastatur arbeitet, muss für viele Aktionen mehr Klicks als bisher in Kauf nehmen.
Falls sich bis zum finalen Verkaufsstart gegen Ende Jahr an der Computerversion von Windows 8 nichts mehr ändert, wird der Einstieg selbst für erfahrene Windows-Nutzer happig. Microsoft setzt die Gratwanderung zwischen Tablet- und PC-Betriebssystem bislang nur ungenügend um. Das ist schade: Denn optisch weiss das neue Design von Windows 8 zu überzeugen
Windows 8 installieren - so gehts
Windows 8 befindet sich erst im Beta-Stadium. Wir raten deshalb von einer Installation auf dem produktiven PC ab. Wer das neue Microsoft-System auf einem Testcomputer ausprobieren will, sollte vorher auf jeden Fall ein Backup der Daten machen.
Laden Sie das File hier herunter. Klicken Sie auf Windows 8 Consumer Preview herunterladen. Es ist übrigens nicht notwendig, das Feld «E-Mail» auszufüllen. Doppelklicken Sie die heruntergeladene EXE-Datei, um Windows 8 zu installieren. Die Software analysiert Ihr System und zeigt, welche Programme kompatibel sind. Klicken Sie auf Weiter, notieren Sie sich den Produktschlüssel und greifen Sie erneut zu Weiter. Im Hintergrund bereitet der Assistent die Installation vor. Wählen Sie anschliessend «Jetzt installieren», «Auf einer anderen Partition installieren» oder «Später installieren». Akzeptieren Sie die Lizenzbedingungen.
In einem weiteren Schritt bestimmen Sie, was mitgezügelt werden soll: «Windows-Einstellungen, persönliche Daten und Programme», «Nur persönliche Dateien» oder «Nichts». Nach der Auswahl klicken Sie auf Weiter/Installieren.
Sobald die Installation abgeschlossen ist, definieren Sie die Hintergrundfarbe und geben einen PC-Namen ein. Klicken Sie auf Weiter. Per Verbinden wählen Sie sich in ein WLAN-Netzwerk ein. Gehen Sie jetzt zu Express-Einstellungen verwenden und greifen Sie zum Befehl Möchten Sie sich nicht mit einem Microsoft-Konto anmelden/Lokales Konto. Das hat zwar den Nachteil, dass Sie keine Anwendungen aus dem Windows Store herunterladen können, dafür müssen Sie keine persönlichen Maildaten an Microsoft übermitteln. Wollen Sie zu einem späteren Zeitpunkt doch den Windows Store nutzen, können Sie die Registrierung jederzeit bei Microsoft nachholen. Windows 8 startet nun automatisch auf und ist nach wenigen Sekunden betriebsbereit.
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Unser Kommentar zu Windows 8

Windows 8 - hartes Brot für Windows-Nutzer
PCtipp-Redaktor Reto Vogt hat Windows 8 unter die Lupe genommen
Das Interesse an der Beta von Windows 8 ist riesig. Wie das Entwicklerteam auf Twitter mitteilt, wurde die Vorabversion bereits einen Tag nach ihrer Veröffentlichung eine Million Mal heruntergeladen. Doch aus diesen Zahlen Rückschlüsse für den Erfolg der finalen Version zu ziehen, wäre vorschnell. Es besteht vielmehr die Gefahr, dass die Vorfreude der Anwender rasch in Ernüchterung umschlägt.
Gross ist das Wagnis, das Microsoft mit Windows 8 eingeht. Zwar gefällt die neue Benutzeroberfläche mit den Kacheln, aber die Bedienung der völlig umgestalteten Metro-Oberfläche fällt schwer. Ohne den seit 17 Jahren gewohnten Start-Knopf lassen sich auf Anhieb weder die Systemsteuerung öffnen noch der Rechner herunterfahren. Darüber hinaus platziert Microsoft auf der Metro-Oberfläche unwichtige Applikationen wie Xbox-Spiele, Kalender, Kontakte oder Finanz- und Wetterinformationen.
Anwender müssen also beim Umstieg auf Windows 8 viel anpassen und dazulernen. Ob sie das goutieren, ist fraglich.

Autor(in) Reto Vogt



Kommentare
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roblu
13.04.2012
Ich bin von Windows 8 gar nicht begeistert und habe auch keine Lust einen Touchscreen Monitor zu kaufen:mad: Wenn sich bis zur finalen Version nicht noch einiges ändert werde ich bei W7 bleiben und ich werde sicher nicht der einzige sein der so denkt!

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Noel
13.04.2012
Sehe ich auch so. Dieses Smartis Windows können sie behalten, ich werde bei Windows7 bleiben und wenn Metro hoffentlich bei Windows9 wieder weg ist wieder ein Update wagen.

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hwRob
13.04.2012
Das traurige an den ganzen Betas und Previews ist ja, dass MS keine klare Stellung gegenüber den "Classics" Desktop/Notebook/Server/Workstation etc. macht wie denn nun genau mit Metro so wird! Unter der Haube hätte W8 gewisse vorteile, erneuerungen die freude bereiten - aber wäre da nicht dieser schaale beigeschmack von diesem unerträglichen Metro GUI!

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Desaster
13.04.2012
Windows 8 wird wohl zu etwa 98% auf herkömmlichen PC-Systemen und Note-/Netbooks laufen. Aber Microsoft optimiert ihr neues Betriebssystem doch tatsächlich für den Einsatz auf Touch-Geräten!? Es wird sogar in Kauf genommen, dass man mit dem neuen windows nicht mehr so effizient arbeiten kann und oftmals mehr Mausklicks benötigt als vorher. Diese "Strategie" ist noch haarsträubender wenn man bedenkt, dass Windows vor allem auch im Business-Bereich viel zum Einsatz kommt! Ich bin ja überhaupt nicht jemand, der sich generell gegen Neues sträubt, im Gegenteil. Aber für mich steht effizientes Arbeiten im Vordergrund, und daher kann gut auf Windows 8 verzichten. Bei den Office-Produkten haben sie es ja ähnlich verbockt...

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schmidicom
13.04.2012
Wir haben in der Firma auch die Beta heruntergeladen und bei einem Desktop-PC ausprobiert. Und was wir in der IT als mühsam empfunden haben war für die zwei Testpersonen aus dem restlichen Betrieb eine einzige Katastrophe. Jede Firma die plant dieses System einzuführen kann dann auch gleich mal eine gewaltige Umschulung aller Angestellten in angriff nehmen. Zum Glück gibt es inzwischen auch alternativen zum Windows Standard GUI. Wie z.B: http://windows.kde.org/ Probleme bereitete etwa das Sicherheitspaket Norton Internet Security 2011. Hier hat wohl eher Norton Nachholbedarf als Microsoft. Abwärtskompatibilität ist ja gut und recht aber irgendwo hört der Spass auf, das ist ein neues Windows und kein ServicePack.

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dzs
13.04.2012
Für die Mehrheitis Metro... Für die Mehrheit ist das eine verkachelte Oberfläche. :D Aber vermutlich kann man in der Endversion mit einem Mausklick zwischen 'Oberfläche, klassisch' und Metro auswählen. Obwohl ich keineswegs zu den Kriminellen gehöre, hasse ich es, auf einem Bildschirm meine Fingerabdrücke zu sehen.

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Marco
13.04.2012
Wie registriert man sich denn nachträglich bei Microsoft?

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Joey_Wheeler
13.04.2012
Epic Fail programmiert Ich schliesse mich den meisten von hier oben an. Für mich wird das wohl nichts mit W8. Für die, die dennoch W8 auf einem Desktop nutzen wollen, könnte ich ein Wacom Bamboo Pen+Touch empfehlen, ein kleines Grafiktablett. Da habt ihr wenigstens Multitouch und es wird angenehmer sein als eine Maus. Ich habe mal gehört, dass es zwei verschiedene IE10 installiert hat, einer für Classic Mode und einer für Metro. Scheinbar kann man nicht einmal die gleichen Favoriten in beiden Browsern haben! Sowas finde ich nicht tragbar, sorry :confused: In Tablets wird die Classic Oberfläche fast unbrauchbar sein, weil die hinten und vorne nicht für Tablets programmiert wurde. Da sind alle Rechtsklick-Menus viiiel zu klein geraten für die Finger. :mad: Sorry Microsoft, aber für mich ist das n i c h t s. Ich bleibe bei XP (:o) und W7.

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re460
25.04.2012
Windows 8 :( Hallo, Ich habe Windows 8 auf meinen Laptop installiert und genau angeschaut. Mit den "Kacheln" kann ich mich leider nicht anfreunden (darum ist mein neues Smartphone wieder ein Android, mit Android 4). Die "normale" Oberfläche bringt gegenüber Windows 7 keine erkennbare Verbesserungen, eher das Gegenteil ist der Fall. Warum Microsoft gutes (Windows 7 Oberfläche) verschlechtern muss, ist mir ein Rätsel! Verbesserungen der Oberfläche, wie man sie unter Windows 7 z.B. mit Fences usw. erreichen kann, stellen jede Kachel alla Windows 8 in den Schatten, weil ergonomischer. In der Kachlerei sehe ich wirklich keinerlei Vorteile gegenüber der "alten" Oberfläche, nicht einmal bei Smartphones & Co. Apple und die Linux-Szene werden sich an Microsoft freuen und davon profitieren! Windows 8 lief soweit ohne Komplikationen, aber das zuvor gezogene TrueImage von Windows 7 Ultimate 64Bit war nach einem intensiven Testtag mit Windows 8 schnell wieder auf der SSD und wird es bis spätestens am 14.01.2020 bleiben, ausser Windows 9 wird mit der Oberfläche von Windows 8 aufräumen. Einmal mehr scheint sich zu bewahrheiten, dass nur jede 2. Windowsversion brauchbar ist. So habe ich Vista, Win ME usw. problemlos ausgelassen und bin so sehr gut "gefahren". Mir soll es recht sein, kann ich so auch Geld sparen, wären doch 4 PC umzurüsten. Freundliche Grüsse Gian