Tests 30.07.2015, 09:58 Uhr

Windows 10 für die Hosentasche: Intel Compute Stick im Test

Intel hat mit dem Compute Stick einen Mini-PC im Stick-Format herausgebracht, der sich ganz einfach an einen HDMI-Port eines Monitors anschliessen lässt.
Erst kürzlich hat Intel mit seinem Compute Stick einen Mini-PC im Taschenformat auf den Markt gebracht. Der Clou: Man schliesst den Miniatur-PC einfach an HDMI- und USB-Port eines TVs an, und man hat gleichzeitig immer eine pfannenfertige PC-Lösung im Hosensack dabei.

Klavierlack?

Überzogen ist das Gadget von einem glänzenden schwarzen Kunststoff mit zwei Gitteraussparungen, durch welche die Warmluft austritt. Die etwas schlüpfrige und fingerabdruckanfällige Oberfläche stört eigentlich nicht gross, da sich der Stick die meiste Zeit hinter einem Beamer oder TV verbirgt. Man tauscht ja nicht ständig Intel-Sticks untereinander, wie man das früher auf dem Pausenplatz mit Panini-Bildern getan hätte.
Der Intel Compute Stick: eine völlig neue Gerätekategorie?
Bei unserer Version war Windows 8.1 mit Bing vorinstalliert. Darauf rechnet ein Vierkern-Prozessor (Atom Z3735F Bay Trail) zusammen mit 2 GB DDR3-RAM. Intel bietet auch eine etwas leistungsschwächere Version mit vorinstalliertem Ubuntu an. Für tägliche Anwendungen wie Surfen und E-Mails abrufen oder YouTube-Videos reicht das aber bei Weitem. Ausserdem hat Intel eine Update-Version auf Windows 10 angekündigt. Zu unserem Testzeitpunkt (29. Juli 2015) liess sich das Upgrade noch nicht herunterladen. Das dürfte am ersten Tag aber auch am Ansturm auf die Update-Server gelegen haben.
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nicht ganz so kompakt

Nicht ganz so kompakt

Mit Abmessungen von 10,3 x 3,7 x 1,2 cm ist der Mini-Computer nicht ganz so kompakt, wie man zuerst meinen könnte. Werden dann noch Stromadapter und ein USB-Hub angeschlossen, wirkt das Ganze eher wie eine fette Adapterbrücke, über die man besser nicht stolpern sollte. Es ist aber auch möglich, per Bluetooth Drahtlos-Tastatur und -Maus anzubinden, was natürlich Sinn macht. Das K480 von Logitech als Beispiel wurde problemlos erkannt.
Was Schnittstellen anbelangt, darf man bei Intels Mini-Rechner natürlich keine Wunder erwarten

Nachteil der Lösung

Der grosse Nachteil ist aber der Kompromiss zwischen Leistung, Schnittstellen und Speichererweiterung. Von der Performance her werkelt im Innern ein Vierkern-Atom-Prozessor, der sonst eher in Tablets zum Einsatz kommt. Da das Gerät nur mit einem USB-Port auskommt, muss man entweder einen USB-Hub als Brücke dazwischen hängen, Bluetooth-Peripherie ohne USB-Adapter verwenden oder den SD-Kartenslot zur Speichererweiterung nutzen, zumal intern nur 32 GB Flash-Speicher an Board sind.

Zu schwach für 4K

Angeschlossen wird der Compute Stick per HDMI 1.4a. Leider liess sich auf einem 4K-Monitor von Asus (PA328Q) keine höhere Auflösung als Full HD einstellen. Wie wir erst später feststellten, unterstützt der Z3735F-Prozessor auch das dazu erforderliche Hardware Decoding nicht. Das ist nun doch ein bisschen schade, wenn mittlerweile viele Android-Streaming-Boxen wie Cloudmedias Openhour dieses Feature problemlos beherrschen.
Übrigens: DVI-HDMI-Adapter für Monitore ohne HDMI sind für wenige Franken im Handel erhältlich. Mit dabei ist ein 20 cm langes HDMI-Kabel. Idealerweise schliesst man den Stick am mitgelieferten Netzteil an, das über ein grosszügiges 100-cm-Kabel verfügt. Sonst kann es sein, dass die Stromversorgung über USB 2.0 nicht für einen stabilen Betrieb reicht, wie wir das bei der Inbetriebnahme erkannt hatten.
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Inbetriebnahme

Inbetriebnahme

In unserem Test hat der Compute Stick zwar an einem sechs Jahre alten LG-TV problemlos gestartet, aber sobald Multimedia-Inhalte wiedergegeben werden, verabschiedet sich der Kleinstcomputer. Denn im Betrieb braucht der Mini-PC mindestens die dreifache Leistung einer USB-2.0-Buchse, was im konkreten Fall etwa 6,9 Watt entspricht. Etwas ungünstig platziert ist der kleine seitliche Einschaltknopf. Wer da einmal versehentlich auf diesen Knopf drückt und den Computer gleichzeitig am aktiven HDMI-Port einstöpselt, riskiert Fehlfunktionen oder eine Beschädigung der Hardware.
Die eigentliche Konfiguration ist denkbar einfach: Ist der Stick angeschlossen, startet man den Intel-Mini-PC per Power-Taste und man wird über den angepassten Installationsassistenten durch die Windows-8.1-Installation geleitet. Das dauert wenige Minuten.

Keine High-End-Hardware

Zur Leistung: Unter dem Cinebench R15 skalierte der OpenGL-Index bei 5,29 Punkten. Während den Rendering-Szenen war doch ein leises Surren wahrzunehmen und der Stick wird recht heiss.
Der Benchmark zeigt: Der Tablet-Prozessor ist etwa fünfmal langsamer als ein alter Core-i7-Desktop-Prozessor
Quelle: PCtipp.ch
Bei der reinen CPU-Leistung verzeichnete der allgemeine Benchmark 1.06 Punkte. Den Test durchlief der Stick in etwa 8 Minuten. Das alles entspricht mehr oder weniger der Leistung, die man von einem Atom-Bay-Trail dieser Art auch erwarten darf. Für Power-Office-Anwender, die immer sehr viele Browser-Tabs offen haben, dürften es schon 4 GB RAM sein. Immerhin: Programme und Betriebssystem werden durch den Flash-Speicher erstaunlich schnell geladen. Spiele wie Half Life 2 soll man besser erst gar nicht erst probieren wollen: Das geht noch mit knapp 15-20 Frames auf 720p. Der Benchmark zeigt auch, dass der verbaute Atom-Chip einem etwa sechs Jahre alten i7-Prozessor um das Fünffache unterlegen ist.

Nachfolger in Aussicht

Die Frage bleibt: Werden sich solche Mini-Computer langfristig überhaupt etablieren, während sich immer mehr Bastelplatinen wie Raspberry Pi und davon fixfertige Mini-Rechner auf dem Markt finden? Da müssten langfristig noch kompaktere und leistungsfähigere Lösungen kommen. Diese Vorzeichen stehen jedoch gut: Glaubt man aktuellen Gerüchten von Digitimes, wird Intel schon im September eine wesentliche leistungsstärkere Neuauflage mit Core-M-Prozessor, HDMI 2.0 und 64 GB Speicher rausbringen.

Fazit

Wer gerne in der Stube streamt und schon ein kleines Media Center sein Eigen nennt, braucht den Intel Compute Stick nicht unbedingt. Wer gerne YouTube-Inhalte schaut, greift besser zum mittlerweile 33 Franken günstigen Google Chromecast. Von der Multimedia-Leistung her wäre ein Anwender mit einem kompakten Intel NUC Barebone besser bedient. Was Intel jedoch mit dem Compute Stick für knapp 160 Franken verspricht, geht hinsichtlich Gesamtausstattung in Ordnung.
Das Testsample wurde uns freundlicherweise von Digitec zur Verfügung gestellt.

Testergebnis

Prinzip, Inbetriebnahme
Keine 4K-Unterstützung, Low-End-Leistung

Details:  Windows 8.1, Atom Z3735F (4 x 1.33GHz), 2 GB RAM, 32 GB Speicher, Intel Graphics, 1 x HDMI 1.4, 1 x USB 2.0, Cardreader (microSDHC), WLAN 802.11b/g/n, Bluetooth 4.0, 10,3 x 1,2 x 3,7 cm; Garantie: 36 Monate Bring-In

Preis:  Fr. 158.-

Infos: 
www.intel.com/content/www/us/en/compute-stick/intel-compute-stick.html

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Autor(in) Simon Gröflin



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