News 31.10.2016, 09:28 Uhr

Darum wurde Vine eingestampft

Die sozialen Medien sind in Aufruhr, die Nutzer traurig. Twitter hat die Kurzvideo-App Vine eingestellt. Aber wieso?
Als sich die Nachricht verbreitete, dass Twitter die Kurzvideo-App Vine nicht mehr fortführen möchte, machte sich in den Newsfeeds rund um den Globus Trauer und Unverständnis breit. Wie aus einem Blogpost hervorgeht, soll die App in den kommenden Monaten eingestellt werden.
Die Website soll vorerst online bleiben, damit die Nutzer ihren Content herunterladen und auch weiterhin die Video-Loops anschauen können. Wie lange die App und der Onlinedienst tatsächlich noch erreichbar sind, ging aus der Nachricht nicht hervor. Dort heisst es nur lapidar: «You will be notified before we make any changes to the app or Website.» Über alle weiteren Schritte informiert Vine seine Anwender in Zukunft über den offiziellen Twitter-Account.

Misserfolg und Einsparungen

Wieso Twitter-Chef Jack Dorsey – der erst gestern mit den Quartalszahlen die Analysten überraschte – diese Entscheidung getroffen hat, ist im Moment noch unklar. Trotzdem lassen sich bereits einige Tendenzen erkennen.
An erster Stelle steht dabei die Konzernumstrukturierung beim Vine-Mutterkonzern Twitter. In San Francisco ist man auf der Suche nach Einsparpotenzialen und mehr Profitabilität. Deshalb entlässt der Kurznachrichtendienst auch 8 Prozent seiner Mitarbeiter.
Und auch mit Vine waren Dorsey und sein Führungsteam nicht mehr zufrieden. War die App nur sechs Monate nach der Übernahme im Jahr 2012 an die Spitze der App-Charts geschossen und hatte mehr als 200 Millionen aktive Nutzer, findet man die Kurzvideo-App inzwischen nur noch auf Platz 284 der kostenlosen iOS-App-Charts. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Download-Zahlen um 55 Prozent.
Wie hoch der Anteil ist, den Twitter am Abstieg der einst so beliebten Social-Media-App hat, ist schwer zu beziffern. Gering ist er jedoch mit Sicherheit nicht. Denn sonst würde der ehemalige Vine-Mitbegründer Rus Yusupov wohl kaum so auf die Einstellung der App reagieren:
Don’t sell your company!
— Rus (@rus) 27. Oktober 2016

Konzentration auf Livestreaming

Der zweite Grund für den jetzigen Schritt liegt in der Konzentration Twitters auf den lukrativen Livestreaming-Markt. Hier hat Dorsey mit Periscope ein heisses Eisen im Feuer und hat sich in eine gute Stellung für das Duell mit Facebook gebracht.
Im Silicon Valley ist man sich einig, dass Livestreaming das Fernsehen der Zukunft ist. Deshalb war Twitter hier in den vergangenen Monaten auch weitaus aktiver und hat beispielsweise Partnerschaften mit der NFL zur Übertragung von Football-Spielen abgeschlossen. 
Es scheint fast so, dass Vine zur falschen Zeit dem falschen Unternehmen angehört und deshalb nun von der Social-Media-Bühne zurücktreten muss. Schade.



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